Austausch

Neue Partner im Osten Europas

Schüler des Bensheimer Goethe-Gymnasiums knüpfen Kontakte im litauischen Kaunas

Von 
red
Lesedauer: 
Das Goethe-Gymnasium hat eine neue Partnerschule in Osteuropa: Schülerinnen und Schüler reisten jetzt erstmals nach Kaunas (Litauen). © Schule

Bensheim. „Interessante Erfahrung, hundertprozentige Empfehlung, die sind genau wie wir“, lauteten die Kommentare einiger der 15 jungen Bensheimer, die jetzt an dem Erstbesuch des Bensheimer Goethe-Gymnasiums beim Ugnés-Karvelis-Gymnasium in Kaunas (Litauen) teilgenommen haben. Der Kontakt zwischen den beiden Schulen war nach einer Veranstaltung während der Europawoche im letzten Jahr mithilfe des Landratsamts Heppenheim entstanden.

Schon länger hatte das Goethe-Gymnasium Bensheim nach einer Partnerschule in Osteuropa gesucht, um auch einen Austausch in die dortigen EU-Mitgliedsstaaten anbieten zu können. Das Stolperstein-Projekt (der BA berichtete) und die Tatsache, dass der Landkreis Bergstraße mit dem Distrikt Kaunas eine Partnerschaft unterhält, führten nun zu einem ersten gegenseitigen Besuch.

18 litauische und 15 deutsche Jugendliche beschäftigten sich Anfang Mai in Bensheim mit der Frage, wie die Europäische Union funktioniert und warum es wichtig ist, zur Wahl zu gehen. Die deutschen Sechzehnjährigen sind bei der Europawahl wahlberechtigt, in Litauen liegt das Wahlalter dagegen bei 18 Jahren.

Mehr zum Thema

Bensheim

Die Freundschaft mit Riva gepflegt und vertieft

Veröffentlicht
Von
red/Bild: Freundeskreis
Mehr erfahren

In Workshops verglichen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wahlrecht und Wahlbeteiligung in Litauen und Deutschland und stellten den Eltern am Abschlussabend im Goethe-Gymnasium ihre Ergebnisse in gemischten Gruppen vor. Daneben gab es vielfältige Freizeitaktivitäten wie einen Bowling-Abend, den die Bensheimer Schülerinnen und Schüler für ihre Gäste organisiert hatten, sowie einen Besuch beim Spiel der Skyliners gegen Jena in Frankfurt. Ein Volltreffer, denn: „Basketball ist die zweite Religion in Litauen“, wie eine Lehrerin aus Kaunas erläuterte.

Beim Gegenbesuch Gedenken an deportierte Bensheimer

Beim Gegenbesuch in Litauen besichtigte die Gruppe unter anderem das IX. Fort am Rand von Kaunas, wo mit Rabbi Howard Glantz aus Philadelphia eine Gedenkzeremonie für seine dort ermordeten Urgroßeltern stattfand.

Ferdinand und Rosa Löb, Eltern von Ruth Löb, einer ehemaligen Schülerin des heutigen Goethe-Gymnasiums, wurden im November 1941 nach Kaunas deportiert und dort mit über 2900 weiteren Menschen jüdischen Glaubens aus Berlin, Wien und München erschossen. Stolpersteine für die Familie Löb waren im Rahmen eines Geschichtsprojekts des Goethe-Gymnasiums vor zwei Jahren in der Postgasse 7 in Bensheim verlegt worden.

2024 nun lasen Bensheimer Schülerinnen und Schüler an diesem historischen Ort Dokumente und eigene Texte über die Deportation vor. Am Mahnmal für die Ermordeten betete Rabbi Glantz das Gebet „El male rachamim“ zum Gedenken an seine Urgroßeltern und alle Opfer des Holocaust.

Die Gedenkveranstaltung wurde aufgenommen und den anderen Mitgliedern der Familie in den USA zugeschickt, die erst 2021 durch die Nachforschungen einer Goethe-Schülerin Gewissheit über das traurige Schicksal ihrer Familienangehörigen erhalten hatten. Geschichtslehrer Florian Schreiber betreute auch das aktuelle Projekt in Litauen.

Der Besuch in Vilnius setzte dann einen Gegenpunkt; Die Schönheit der Hauptstadt Litauens verzauberte alle im Handumdrehen. Dort drehten die Jugendlichen auch verschiedene Videos, mit denen sie zur Teilnahme an der Europawahl aufriefen.

Den Schlusspunkt der fünftägigen Reise bildete das Fest zum Stadtjubiläum von Kaunas, bei dem die Altstadt in eine pulsierende Partymeile verwandelt war. Schulleiter Christian Peter hat den Austausch zwischen den beiden Gymnasium in Kaunas fest vereinbart; dieser wird in der Jahrgangsstufe 9 angesiedelt sein und 2025 in die nächste Runde gehen. red

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Winzerfest Bensheim