Bensheim. Egal, ob jemand aus beruflichen Gründen nach Bensheim zieht oder ihn der Reiz der Landschaft in die Stadt gezogen hat. Gleich, ob es sich dabei um Solisten, Paare oder Familien mit Kindern handelt: „Sie wohnen an einem Ort, wo andere Urlaub machen“, betonte Bürgermeisterin Christine Klein am Samstag beim Neubürgerempfang zum Bensheimer Bürgerfest. Ein Rahmen, bei dem sich die Stadt von ihrer quirligen Seite präsentiert. Aber auch im Bürgerhaus war einiges los.
Vereine, Institutionen und städtische Ansprechpartner waren präsent, um den Zugezogenen aus erster Hand elementare Informationen zu bieten und miteinander ins Gespräch zu kommen. Dazu gesellten sich Vertreter aus politischen Fraktionen, aus Magistrat und den großen Hilfsorganisationen. Eine Art Info-Buffet für Erstkontakte in der Orientierungsphase. Die Atmosphäre war leger und kommunikativ, bei Brezeln und Sekt ergaben sich etliche Gespräche. Kennenlernen und Netzwerken war angesagt.
Von den rund 1500 Menschen, die zwischen Mai 2023 und April dieses Jahres nach Bensheim zogen und von der Stadtverwaltung gezielt angeschrieben wurden, sind nach Angaben aus dem Rathaus rund 150 persönlich gekommen. Erfahrungsgemäß ist die Quote derer, die einer solchen Einladung folgen, alle Jahre wieder eher gering. Aktuell zählt Bensheim mit seinen neun Stadtteilen rund 42 000 Einwohner. Die demografische Dynamik ist erfreulich, verlangt aber auch infrastrukturelle Anpassungen wie Kita-Plätze, Betreuungsangebote und – ganz einfach – Wohnraum für die Wahl-Bensheimer.
Doch am Samstag ging es mehr um Chancen und Perspektiven denn um Sorgen und Probleme. Zumal die Anwesenden ja auch nicht mehr überzeugt werden mussten, ihre Zelte in der größten Stadt des Kreises aufzuschlagen. Für Familien stehe in der Stadt der Schulen ein hervorragendes Bildungs-und Betreuungsnetzwerk zur Verfügung, sagte Klein. Familien haben die Wahl aus 25 Schulen und über 30 Kindertagesstätten. Täglich pendeln rund 12 000 Schüler nach Bensheim. „Eine große Bereicherung für die Stadtgesellschaft“, so die Bürgermeisterin.
Neben Infrastruktur auch breites Freizeitangebot
Neben abwechslungsreichen Freizeitmöglichkeiten, einer vielfältigen Vereinslandschaft mit über 300 Vereinen , darunter 54 Sportvereine, sowie einer kreativen und bunten Kulturszene mit Museum und Theater biete die Stadt zahlreiche Möglichkeiten, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Klein motivierte die neuen Nachbarn dazu, sich einzubringen und ihr Umfeld auf diese Weise mitzugestalten. Bensheim sei buchstäblich ein Ort zum Genießen, umgeben von viel Natur und Weinbergen.
An einem zentralen Wirtschaftsstandort in einem Mittelzentrum Südhessens zwischen den großen Ballungsräumen Rhein-Main (Frankfurt, Darmstadt) und Rhein-Neckar (Mannheim, Heidelberg) agieren international erfolgreiche Weltunternehmen ebenso wie alteingesessene Familienbetriebe und aussichtsreiche Start-ups.
Ein bedeutender Standortvorteil aber seien die Menschen in einer „lebens- und liebenswerten“ Stadt. Seit über 40 Jahren ein Vorbild in Sachen Engagement und Heimatverbundenheit ist Doris Walter. Als Fraa vun Bensem berichtete sie auf der Bürgerhausbühne von der Sagengestalt, die den Bayern im Jahr 1644 „hinnerum“ den Weg in die Stadt wies und so den Besatzern (Schweden und Franzosen) ihr Schicksal besiegelt habe. „Es ist schön, heuet so viele Familien und Kinder zu sehen“, so die Symbolfigur im typischen Dialekt – auch daran müssen sich Neubürger gewöhnen. Am Samstag schien aber jeder verstanden zu haben.
Die Traditionsfigur der Heimatvereinigung Oald Bensem stellte auch die Bergsträßer Gebietsweinkönigin Nina Kaltwasser vor. Sie würdigte die Hessische Bergstraße als kleinstes, aber schönstes Anbaugebiet in Deutschland und Bensheim als dessen Herzstück. Die Vielfalt der Stadt zeige sich auch im Weinberg, wo besonders viele verschiedene Rebsorten gedeihen. Sie lud die Gäste schon jetzt zum Winzerfest im September ein.
Einladung zu Winzer-, Bachgassenfest und Kerb
Neben der neuen Blütenkönigin Nadja Pietruschka, die am Donnerstag zum Bürgerfestauftakt gekrönt wurde, war auch die Auerbacher Kerwekönigin Lena Jöckel beim Empfang mit dabei: „Es gibt nichts Besseres als Bensem“, sagte sie und warb für die beiden prominenten Auerbacher Feiertermine Bachgassenfest und Kerb.
„Ich verstehe das Rathaus als Dienstleister für die Bürger“, unterstrich Christine Klein und stellte die verantwortlichen Ansprechpartner von den Eigenbetrieben Kinderbetreuung und Stadtkultur sowie dem Frauenbüro und dem noch vergleichsweise jungen Team Klimaschutz, Umwelt und Energie vor.
Flankiert wurde der Saal von Hilfsorganisationen, die passive und aktive Mitglieder immer willkommen heißen. Die Vertreter von Feuerwehr inklusive Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn, das THW mit Ausbildungschef Ulf Langemeier sowie das DRK mit Michael Arnold und Sebastian Engelbrecht nutzten die Veranstaltung, um auf ihr Engagement im Dienste der Sicherheit aufmerksam zu machen.
Dazu zählt auch die Polizeistation Bensheim, die mit ihrem Leiter Dirk von Hammel vor Ort war, sowie die DLRG, die ebenfalls prominent vertreten war. Aufgelockert wurde der knapp einstündige Empfang von Auftritten junger Tänzerinnen und Tänzer des Center of Moving Arts.
Sabrina Franz und Kai Rosenberger schickten Ensembles mit erstklassigen Darbietungen ins Bürgerhaus, die mit viel Beifall belohnt wurden. Für den musikalischen Rahmen sorgte das Gitarrenduo Marcel Bieniek und Justin Kreuzer von der Musikschule Bensheim. Die Biedermeiergruppe der Heimatvereinigung Oald Bensem übernahm die Bewirtung der Gäste.
Der alljährliche Empfang gilt als lockerer Willkommensgruß und wird zwar bei weitem nicht von allen, aber doch von vielen geschätzt, die ihren Wohn- und Lebensmittelpunk nach Bensheim verlegt haben. „Wir lernen innerhalb kürzester Zeit die wichtigsten Ansprechpartner kennen“, so ein Familienvater mit einem Baby auf dem Arm – sicher einer der jüngsten Neubürger der Stadt.
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