Bensheim. Laut den Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums leben aktuell in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. In einer alternden Gesellschaft wird sich diese Zahl zunehmend steigern. Den Prognosen zufolge soll es bis zum Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen von Demenz betroffene Menschen geben.
Eine Entwicklung und große Herausforderung für die Gesellschaft, der die Bundesregierung mit einer 2020 auf den Weg gebrachten Nationalen Demenzstrategie begegnen will.
In Bensheim hat man sich angesichts des demografischen Wandels schon vor zehn Jahren mit der Thematik beschäftigt und ein Netzwerk Demenz gegründet. Ziel des Zusammenschlusses von ehrenamtlich und hauptamtlich Engagierten ist die Verbesserung der Lebensqualität von demenziell erkrankten Menschen und deren Angehörigen.
Fachvorträge und Thementische
Es wurde ein Demenz-Wegweiser erstellt, der auf die vorhandenen Angebote hinweist, monatliche Angehörigentreffen ins Leben gerufen, verschiedene Aktionen für Betroffene und Angehörige angeboten und sich den Herausforderungen mit Vorträgen und Seminaren immer wieder neu gestellt.
Am vergangenen Donnerstag hatte das Netzwerk Demenz Bensheim zu seiner vierten Fachtagung ins Bürgerhaus Kronepark in Auerbach eingeladen, um weiter an der Entwicklung Bensheims zu einer demenzfreundlichen Kommune zu arbeiten. Dazu gab es drei Fachvorträge mit Impulsen für die weitere Arbeit. An Thementischen wurde die Situation vor Ort beleuchtet und unter den Schwerpunktthemen gesellschaftliche Herausforderung, Voraussetzungen und Ziele sowie Ideensammlung zur Umsetzung vor Ort Möglichkeiten erarbeitet, die Bensheim auf dem Weg zur demenzfreundlichen Kommune weiterbringen.
Bevor die Netzwerkpartner im Bürgerhaus an die Arbeit gingen, wurde die Zusammenkunft aber auch dazu genutzt, für die inzwischen zehnjährige Zusammenarbeit zu danken und auf den runden Geburtstag anzustoßen.
Angesichts dieser „großen sozialen und humanitären Herausforderung für die Gemeinschaft“ dankte Bürgermeisterin Christine Klein aber nicht nur den Netzwerkpartnern für die Unterstützung, sondern auch ihren Amtsvorgängern, die sich schon frühzeitig dieser Thematik angenommen hatten. Es sei wichtig, das Thema Demenz im öffentlichen Leben zu platzieren, Betroffenen mit Respekt zu begegnen und sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.
Hier müsse die Gesellschaft an einem Strang ziehen, denn es bedürfe der Unterstützung auf unterschiedlichen Ebenen. Auch die Stadt trage dazu bei, indem sie zur Koordination und als Ansprechpartner Personal weiter zur Verfügung stelle, leitete die Rathauschefin auf Stephanie Gescheidle über, die 2021 die Leitung des Netzwerks Demenz übernommen hat und die Fachtagung am Donnerstag moderierte.
Jetzt geht es um die Umsetzung
Eingeladen hatte Gescheidle drei fachkundige Referentinnen, die mit ihren Vorträgen aus unterschiedlichen Richtungen auf die Thematik blickten. Olivia Odrasil vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg beleuchtete die wissenschaftliche Seite der „Daseinsvorsorge“ und sprach zum Thema „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Chancen und Herausforderungen von Sorgegemeinschaften zur Unterstützung pflegender Angehöriger“.
Die Verbindung zur Praxis stellte Diplom-Sozialarbeiterin Tatjana Kießling-Wirth her. Die stellvertretende Geschäftsführerin des Demenzforums Darmstadt sprach zum Thema „Allianz – Demenzsensible Stadt“ über Förderprogramme anhand der in Darmstadt realisierten Projekte.
„Gemeinschaftliches Sorgen: Was wir von der Hospizbewegung lernen können“ war das Thema von Swantje Göbel, Soziologin und Mitarbeiterin des Hospiz-Vereins Bergstraße.
Viele Ideen und Vorschläge
Am Ende der gut sechsstündigen Fachtagung war eine Fülle an Ideen und Vorschlägen gesammelt worden, um deren mögliche Umsetzung es in der Zukunft geht. Dazu werden beim nächsten Netzwerktreffen entsprechende Arbeitsgruppen gebildet. Insgesamt sprachen die Teilnehmer von tollen Referenten und einer guten Veranstaltung, die Bensheim auf dem Weg zur demenzfreundlichen Kommune weiterbringen wird.
Wer mehr über die Arbeit des Netzwerks Demenz erfahren möchte, kann sich auf der Website der Stadt Bensheim unter www.bensheim.de/leben-in-bensheim/buerger-in-bensheim/demenz-pflege informieren, per E-Mail unter senioren@bensheim.de oder telefonisch unter 06251/86991 62 den direkten Kontakt suchen.
„Das Netzwerk Demenz freut sich über Jeden, der sich im Netzwerk beteiligen und sich für eine demenzfreundliche Kommune engagieren möchte“, so Stephanie Gescheidle abschließend.
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