Kampagnenauftakt

Die Narren erobern in Bensheim den Stadtschlüssel

In Bensheim haben am Samstag öffentlich und höchst offiziell die Narren den Stadtschlüssel übernommen. Der Kampagnenauftakt der Bensheimer Karneval-Gesellschaft verlief erwartungsgemäß und der Sache angemessen.

Von 
Jeanette Spielmann
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Närrischer Machtwechsel zum Kampagnenauftakt: Unser Bild zeigt (v.l.) Gardemädchen Patricia Plomer, BKG-Vorsitzenden Michael Zehnbauer, Stadtverordnetenvorsteherin Christine Deppert, den stellvertretenden BKG-Vorsitzenden Uwe Petermann, Bürgermeisterin Christine Klein und Ehrenpräsidenten Hans Bang. © Thomas Neu

Bensheim. Seit Samstag ist Bensheim in Narrenhand. Pünktlich zum 11. 11. übernahm BKG-Ehrensitzungspräsident Hans Bang von Bürgermeisterin Christine Klein und Stadtverordnetenvorsteherin Christine Deppert den Stadtschlüssel, worum er zuvor „untertänigst“ gebeten hatte. Eine Rathausstürmung war nicht erforderlich, denn seit Jahren erfolgt diese temporäre „Machtübernahme“ in friedvoller Übereinstimmung zwischen den Bensheimer Narren und den Verantwortlichen der Politik.

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Lediglich auf die Knie gehen musste Hans Bang, was ihm aber nicht so schwerfiel wie das Aufstehen. Bürgermeisterin Klein zeigte sich aber auch keineswegs angeschlagen seitens des Machtverlustes. Sie übergab neben dem Stadtschlüssel gerne auch ihr Büro in der Hoffnung, dass eventuell die Narretei Lösungen für die aktuell schwierigen Zeiten findet. Die Kassen der Stadt sind zwar leer, aber für die Kampagne hatte sie dennoch ein Beutelchen mit „Dubbesgeld“ auftreiben können – ganz genau närrische 111 Euro.

Hans Bang musste nochmal ran

Wie angekündigt, hatte die Bensheimer Karneval-Gesellschaft die diesjährige Kampagneneröffnung etwas anders gestaltet, aber nicht alles konnte ohne Überraschungen geplant werden, wie der neue BKG-Vorsitzende Michael Zehnbauer bei der Begrüßung des zahlreich erschienenen Narrenvolkes am Hospitalbrunnen feststellte.

Neben den Abordnungen der Grieseler Rote Funken, der Bensheimer Frauenfastnacht, des Zwingenberger Karnevalvereins Narrhalla, des Zugkomitees der Heppenheimer Straßenfastnacht, der Bürgerfunken Lorsch und des Zugkomitees des Lorscher Fastnacht-Umzugs konnte er auch seine Amtsvorgängerin Renate Schütz willkommen heißen – aber nicht seinen neuen Mitstreiter an der BKG-Spitze Matthias Braun. Er wurde per Sprachnachricht zugeschaltet, denn er befand sich zu Hause in Quarantäne. Mit großem Bedauern, wie von ihm zu hören war, denn für den 21. BKG-Sitzungspräsidenten wäre es das erste Mal und er gerne dabei gewesen.

"Ich bin nur en Bensemer Jung"

Aber sein Vorgänger hatte seit der vergangenen Kampagneneröffnung nichts verlernt und übernahm noch einmal routiniert den Job. So konnte er sich bei der Begrüßung des Narrenvolks – darunter Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf in Vertretung des Landrates – auch nicht die kleine Spitze verkneifen, dass trotz des plötzlichen Parkplatzhaus-Mangels so viele Gäste den Weg nach Bensheim gefunden hätten.

Nach dem gesprochenen Wort, dass sich in diesem Jahr ganz bewusst in Grenzen hielt, sorgten am Hospitalbrunnen nicht nur die Trommler der Landsknechte für den stimmungsvollen Rahmen, auch die schon aus der vergangenen Kampagne bekannten Sänger Jens und Martin brachten mit ihrem Lied „Ich bin nur en Bensemer Jung“ das Volk in beste Feierlaune.

Willkommen heißen konnte Hans Bang am Hospitalbrunnen auch die neue Sitzungspräsidentin der hessischen Weiberfastnacht im hr-Fernsehen, Michaela Hartnagel-Klein aus Einhausen. Ebenso machte er auf die zahlreichen Fastnachtssitzungen in den Nachbarstädten und -gemeinden aufmerksam und verwies auf die jeweiligen Internetseiten mit den aktuellen Terminen. Kreisbeigeordneter Schimpf wünschte den Narren eine gute Kampagne und Erfolg bei ihrer Aufgabe, dem Volk aufs Maul zu schauen.

Narren wurden vereidigt

Neu war am Samstag die Vereidigung der Narren. Die Eidesformel verlas der langjährige Sitzungspräsident und heutige Ehrenpräsident der BKG, Heiner Freitag, und das Gelöbnis für Gott Jokus und die Narretei wurde von den närrischen Vertretern nachgesprochen. Es ging um den „Kampf gegen Muckerer und Philister“, bei dem alle Kampfmittel angewendet werden dürfen – insbesondere „Weck, Worscht und Woi“. Auch soll man nicht mehr trinken, als man vertrage – höchstens dann noch drei und man müsse sich stets närrisch benehmen, auch zu Hause. Heimliche Küsse sollten unheimlich erwidert werden, aber gegessen werde zu Hause.

Bei frischen, herbstlichen Temperaturen fand am Hospitalbrunnen der angebotene Glühwein große Nachfrage und dem von der Feuerwehr zubereiteten schmackhaften Erbseneintopf widmete sich das Volk im Anschluss an die offizielle Kampagneneröffnung gerne. Vor dem offiziellen Start am Hospitalbrunnen um 11.11 Uhr war die BKG mit ihren Abteilungen und Gästen über die Bahnhofstraße und die Fußgängerzone durch die Stadt gezogen. Auf eine Umrundung des am Vorabend aufgestellten Weihnachtsbaumes wurde verzichtet, stattdessen wurde der närrische Tross unter Eijo- und Helau-Rufen der zahlreichen Zaungäste willkommen geheißen.

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Auch wenn es in diesem Jahr eine „ultrakurze Kampagne“ ist, wie Hans Bang feststellte, wird man sich nicht nur in Bensheim auf gehaltvolle Sitzungen freuen können. Die BKG lädt dazu am 20. und 27. Januar in das Bürgerhaus ein, die Grieseler Rote Funken präsentieren dort am 3. und 10. Februar ihr närrisches Programm. Und die Bensheimer Frauenfastnacht feiert im Kolpinghaus am 27. und 29. Januar (nur für Frauen) sowie am 2. und 3. Februar.

Freie Autorin

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