Parktheater

Auch mit 80 gibt Mitch Ryder noch den Rocker in Bensheim

Der Bluesrocker aus „Detroit Rock City“ präsentiert sich in Bensheim gut gelaunt und sprüht vor Kreativität.

Von 
Thomas Wilken
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Mitch Ryder rockte das Bensheimer Parktheater.

© Thomas Wilken

Bensheim. Mitch Ryder wirkt fast ein wenig verloren auf seinem Bistrostuhl mitten auf der Bühne. Doch wenn der 80-Jährige loslegt, merkt man die große Energie, die nach wie vor in ihm steckt. Die wird von seinen altgedienten Fans auch mit frenetischem Beifall honoriert. Der Bluesrocker hat aber schon mal vor mehr Gästen gespielt. Im Parktheater sind noch einige Plätze frei.

Auch im Rentenalter sprüht er noch vor Kreativität: „With Love“ heißt seine neue Scheibe, die punktgenau zu seinem Konzert in Bensheim erhältlich ist. Natürlich gibt es davon einige Stücke zu hören. Die sind genauso, wie man den Mann aus „Detroit Rock City“ kennt: mal verspielt, balladesk, sogar mit einer Prise Latin, dann aber wieder volle Kanne vorwärts, dass die Gitarren heulen.

Mitch Ryder kennt das Auf und Ab des Rockbusiness zur Genüge. Das zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Hatte er mit „Mitch Ryder & The Detroit Wheels“ 1965 mit dem Song „Jenny Take A Ride!“ seinen ersten großen Hit, wurde es danach wieder ruhig um ihn. Erst sein legendärer Rockpalast-Auftritt Ende der 70er Jahre befeuerte die Karriere erneut.

Die Auftritte in der Region sind von der Zahl der Besucher her ähnlich wechselvoll. Als er noch im Lorscher Rex zu Gast war, kamen Anfang der 2000er-Jahre bestimmt doppelt so viele Gäste wie jetzt. Veranstalterin damals und heute: Margit Gehrisch, die der lebenden Legende nach wie vor die Treue hält. Die begeisterten Reaktionen der verschworenen Fan-Gemeinschaft geben ihr Recht.

Der Rockpalast war für den Mann aus Michigan der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit Deutschland. Jahrzehntelang tourte er danach mit der deutschen Band „Engerling“ durch Europa. Erst im vergangenen Jahr trennten sich die Wege. Für seine aktuellen Gastspiele hat sich Mitch Ryder eine neue, hungrige Band aus exquisiten Musikern zusammengestellt, die ein ums andere Mal Szenenapplaus bekommt.

Live-Album mit dem Titel „The Roof is on fire“ veröffentlicht

Der 80-Jährige präsentiert sich gut gelaunt und redefreudig, zu Scherzen aufgelegt wie immer, auch wenn er etwas zerbrechlich wirkt. Seine Stimme hat im Laufe der Jahre nicht gelitten. Denn sie klang schon früher so, als hätte er sie sein ganzes Leben lang malträtiert: röhrend, krächzend, gurgelnd, wie mit dem Reibeisen bearbeitet.

Vor einem Jahr hat der Sänger ein Live-Album mit dem Titel „The Roof is on fire“ veröffentlicht. Das bietet einen guten Querschnitt dessen, was auch im Parktheater zu hören ist. Nach dem druckvollen „Lilly May“ aus der neuen Scheibe folgt mit „Ain‘t nobody white“ ein Klassiker, der seine Wiedergeburt durch den ARD-Rockpalast 1979 eingeläutet hat. Das gefühlvolle „All the fools it sees“ hat noch nicht ganz so viele Jahre auf dem Buckel.

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„Tough Kid“ haut so richtig rein und ab wie die Feuerwehr. Die Instrumente knallen derart, dass die Stimme fast untergeht. Mitch Ryder hat schon immer sein ganzes Leben mit all seinen Facetten in die Songs verarbeitet. Da geht es einmal um die Ex-Frau, dann wieder um den Halbstarken, der nicht weiß wohin mit sich. Es sind sehr gefällige, gut gemachte Rocksongs. Zwar ohne große Überraschungen, leben sie von der Stimme des Meisters und von der Instrumentierung.

„Oh what a night“ oder „The Artist“ sind weitere Stücke aus dem neuen Album. Dazwischen eingestreut finden sich immer wieder ein paar Klassiker wie „It wasn‘t me“ von Chuck Berry“ oder „Soul Kitchen“ von den Doors. Ryder macht dabei ein ums andere Mal deutlich, warum Bruce Springsteen oder Keith Richards so große Stücke auf ihn halten. Da abschließende „Devil With The Blue Dress/Good Golly Miss Molly“ beendet einen Auftritt, den viele sicherlich gern noch länger gehabt hätten.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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