Bensheim. Die Metzendorf-Gesellschaft lädt anlässlich des diesjährigen 150. Todestag des Architekten Georg Metzendorf ein zu einem Vortrag über sein wichtiges Haus auf der Mathildenhöhe und die Bauten seines Architektenbruders Heinrich in Darmstadt. Der reich bebilderte Vortrag wird vom ehemaligen Vorsitzenden Prof. Frank Oppermann am Donnerstag (16.) um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus, Darmstädterstraße 25 in Bensheim gehalten.
Als 1901 die Ausstellung „Ein Dokument Deutscher Kunst“ auf der Mathildenhöhe in Darmstadt eröffnet wurde, waren viel Pathos und Illusion im Spiel: „Seine Welt zeige der Künstler, die niemals war, noch jemals sein wird“ steht als Inschrift über dem Eingang des Ernst-Ludwig-Hauses. Einen solchen Anspruch auch in der Architektur umzusetzen, war so gut wie unmöglich. Der Chefarchitekt der Mathildenhöhe Josef Maria Olbrich jedoch entwickelte mit seinen innovativen Entwürfen von sieben Villenbauten, von dem zentralen Atelier- und Ausstellungshaus und einigen Kleinbauten eine avantgardistische Architektur, die Furore machte.
Stattliche Villen, durchdacht und praktisch angelegt
Doch die etablierten Darmstädter Architekten standen diesen Bestrebungen sehr kritisch gegenüber. Friedrich Pützer, Karl Hofmann, Georg Wickop, August Buxbaum und viele andere – zum Teil Professoren an der Technischen Hochschule, zum Teil hohe Baubeamte in Darmstadt – hatten andere Vorstellungen: Zwar sollten ihre Häuser auch für die damalige Zeit „modern“ und funktionell sein, aber auch gediegen, anheimelnd und besonders geschmackvoll. Und sie zeigten mit ihren Bauten direkt unterhalb der Mathildenhöhe, wie sie das meinten und was die Bauherrschaft wollte: stattliche, schöne Villen, durchdacht und praktisch angelegt.
Der Bensheimer Architekt Heinrich Metzendorf war mitten unter ihnen. Er baute dort fünf Villen, die sein ganzes Können zeigen. Darüber hinaus war er 1908 im Bauausschuss für die zweite große Ausstellung auf der Mathildenhöhe: die „Hessische Landesausstellung für freie und angewandte Kunst“. Hierzu wurde unter anderem eine Kleinwohnungssiedlung konzipiert, in der von hessischen Großunternehmen Musterhäuser für Arbeitersiedlungen errichtet wurden. Eins davon entwarf Georg Metzendorf. Sein vorbildlicher, programmatischer Entwurf machte die Fachwelt auf ihn aufmerksam und er bekam in der Folge rasch den Auftrag von der Margarethe-Krupp-Stiftung in Essen, die Gartenstadt Margarethenhöhe zu bauen: „eine Dichtung in Stein und Grün; nach dem Vorbild einer idealisierten süddeutschen Kleinstadt“. Frank Oppermann wird über die Entwürfe der Brüder Metzendorf sowie die der anderen Architekten auf der Mathildenhöhe berichten.
Darüber hinaus lädt die Metzendorf-Gesellschaft am Pfingstmontag (20. Mai) zu einem entsprechenden Rundgang über die Mathildenhöhe Darmstadt ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr vor der Russischen Kapelle. Für Vortrag und Führung wird kein Eintritt erhoben, aber freiwillige Spenden für die Arbeit des Vereins sind willkommen. red
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