Marokkanische Kulturgemeinschaft

Marokkanische Kulturgemeinschaft seit acht Jahren in Bensheim

Von 
Thomas Tritsch
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Die marokkanische Kulturgemeinschaft ist seit acht Jahren Ansprechpartner für alle Menschen und Nationalitäten. Unser Bild zeigt (v.l.) Habyana Abdul, Yvonne Dankwerth, Mostafa Ben-Et-Taleb und Manfred Forell. © Zelinger

Bensheim. Ein offenes Visier und ein vielfältiges Engagement für die Menschen in Bensheim: So beschreibt Mostafa Ben-Et-Taleb das Selbstverständnis der Marokkanischen Kulturgemeinschaft Bensheim. Als Vorsitzender begleitet der ausgebildete Sozialpädagoge die Arbeit des Vereins seit vielen Jahren. „Wir sind Bensheimer“, betont er ausdrücklich. Man versteht sich als bestens vernetzter Ansprechpartner für alle Personen und Nationalitäten. Eine Umbenennung des Vereins sei dennoch kein Thema: „Unser Kern und Ursprung ist nun mal Marokko.“

Gegen Rassismus und Gewalt

Die Pandemie hat seit eineinhalb Jahren auch das soziale und religiöse Leben der Gemeinschaft beeinflusst. Etliche Veranstaltungen mussten abgesagt werden oder fielen kleiner aus als geplant. Das achtjährige Jubiläum kann in diesem Jahr nicht wie vorgesehen in einem größeren Maßstab gefeiert werden. Und auch die Einweihungsfeier des neuen Domizils, das vor zwei Jahren bezogen wurde, lässt noch auf sich warten.

Wichtiger als solche offiziellen Anlässe ist für Mostafa Ben-Et-Taleb aber die konsequente Ausrichtung auf die Vereinsziele: den kulturellen, geistigen und religiösen Dialog mit allen lokalen Akteuren zum Wohle der Stadtgesellschaft. Der Austausch steht im Vordergrund, auch mit der Politik und Polizei, mit Behörden und Institutionen, mit Kirchengemeinden und Bildungseinrichtungen.

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Die Marokkanische Kulturgemeinschaft beherbergt viele Nationalitäten unter ihrem Dach, auch Deutsche, so der Vorsitzende, der in Marokko geboren wurde und bei der Wormser Stadtverwaltung beschäftigt ist. Man fühle sich wertgeschätzt und als Teil der Stadt Bensheim, die Zusammenarbeit funktioniere hervorragend. Zu den wichtigsten Kooperationspartnern gehören der Ausländerbeirat und der Integrationsbeauftragte. Gemeinsam setzt man sich für ein friedliches Zusammenleben ein und engagiert sich regelmäßig öffentlich gegen Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt.

„Der Verein leistet wertvolle Arbeit für Bensheim“, sagt Yvonne Dankwerth, die Vorsitzende des Ausländerbeirats. Im Gespräch im Kulturzentrum an der Nibelungenstraße (Guntrum-Galerien) dankte sie der Gemeinschaft für die gute Zusammenarbeit auf vielerlei Ebenen. Der Verein zeichne sich auch dadurch aus, dass er keinerlei Unterschiede macht, was die Herkunft der Menschen angeht.

Auch der Integrationsbeauftragte Manfred Forell spricht von einem zuverlässigen Partner: „Wenn alle Gruppierungen so offen wären, wäre vieles leichter.“ Forell erinnerte an die Mitarbeit beim Interkulturellen Fest oder das gemeinsame Gebet auf dem Festplatz am Berliner Ring. Im Falle der Kulturgemeinschaft müsse man eigentlich eher von Inklusion sprechen als von Integration.

„Ja, wir sind ziemlich bunt“, nickt Mostafa Ben-Et-Taleb. Im Verein engagieren sich neben anderen Nationen überwiegend Menschen aus arabisch sprechenden Ländern, daneben aber auch aus Nord- oder Mittelafrika und dem Nahen Osten. In den letzten Jahren hätten zudem vor allem Flüchtlinge die Angebote der Gemeinschaft wahrgenommen. Darunter viele junge Menschen, die in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen waren.

Anlaufstelle für Neubürger

Der Verein bietet eine erste Orientierung, die Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen oder leistet Unterstützung bei der Wohnungsvermittlung. Für viele Neuankömmlinge sei der Verein insbesondere wegen der gemeinsamen Sprache eine zentrale Anlaufstelle. Unter den Mitgliedern finde sich für die meisten Sprachen jemand, der als Dolmetscher fungieren könne.

Ein wichtiger Türöffner, so der Sozialpädagoge, der aufgrund seiner Berufserfahrung für viele Mitglieder eine Idealbesetzung darstellt. Die soziale Komponente habe sich in den vergangenen Jahren immer mehr verstärkt, in erster Linie durch die jüngeren Mitglieder des Vereins, der sich ausschließlich durch Beiträge und Spenden finanziert. Eine staatliche Förderung gibt es nicht.

Die Pandemie hat das Innenleben des Vereins trotz notwendigen Abstrichen nicht komplett zum Stillstand gebracht. Es wurden regelmäßige Veranstaltungen im digitalen Format angeboten als Alternative für die Präsenzveranstaltungen und Treffen, an denen – ohne Corona – durchschnittlich rund 100 Menschen teilnehmen. Auch Manfred Forell war mit Vorträgen vertreten.

Aber auch Sport und andere Freizeitaktivitäten gehören zum Angebot des Vereins. Am 5. September ist in Zusammenarbeit mit der Afghanischen Fußball-Gemeinschaft Bergstraße und dem Ausländerbeirat das nächste Turnier in der Weststadthalle geplant.

In Vorbereitung ist ein interkulturelles Bildungskonzept in Kooperation mit Bensheimer Schulen. Bereits in der Vergangenheit habe man viele Jugendliche auf dem Weg in Ausbildung und Beruf unterstützen können, so der Vorsitzende. Jetzt will man Werte wie Toleranz, Wertschätzung und Miteinander noch stärker vermitteln.

Auch die Streetwork-Projekte, Sozialtrainings und identifikationsstiftenden Maßnahmen sollen ungehindert weitergehen, wenn die Pandemie ein einigermaßen normales Leben wieder möglich macht, so Mostafa Ben-Et-Taleb, der mit seinem Team auch das Domizil im Herzen der Stadt weiter ausbauen möchte. Ein solcher Verein gehöre ins Zentrum der Gesellschaft. Nicht nur in den Köpfen der Menschen, sondern auch als wahrnehmbare Anlaufstelle, bei der die Türen so offen sind wie das Selbstverständnis der Gastgeber.

Info: Kontakt zum Verein über Mostafa Ben-Et-Taleb per Mail: nben8054@gmail.com

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