Ideenwettbewerb

Der nächste Anlauf für den Bensheimer Marktplatz

Der Ideenwettbewerb für den Bensheimer Marktplatz wird wieder aufgenommen. Bis zum 30. Oktober können Planungsbüros noch ihre Teilnahmeanträge einreichen. Die Preisträger sollen bekanntlich am 23. Februar 2024 gekürt werden.

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Dirk Rosenberger
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Ideenwettbewerb 2.0: Bis zum 30. Oktober können Planungsbüros noch ihre Teilnahmeanträge für die Gestaltung des Marktplatzes einreichen. © Thomas Neu

Bensheim. Der Bensheimer Marktplatz hat sich als städtische Dauerbaustelle längst etabliert, hart bedrängt natürlich vom König des lokalen Leerstands, dem Neumarkt-Center. Veritable Konkurrenz erfahren beide seit dem Sommer durch die Stadtbibliothek.

Die Älteren werden sich erinnern, dass Bensheim früher einmal über eine weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebte Anlaufstelle für Lesefreunde verfügte - bevor Wasserschäden, Luftraummessungen, Brandschutzprobleme (und was auch immer noch kommen mag an Argumenten) zur Schließung führten. Eine Wiederaufnahme der Ausleihe? Ungewiss. Im Rathaus verweist man in diesem Zusammenhang gerne darauf, nicht Herr des Verfahrens zu sein. Was zwangsläufig zu der Frage führt, mit wie viel Nachdruck eine Klärung der unbefriedigenden Zustände verfolgt wird.

Aber zurück zum Marktplatz. Dort soll ein Ideenwettbewerb bekanntlich Zukunftsträchtiges liefern. Bis zum 30. Oktober können Planungsbüros noch ihre Teilnahmeanträge abgeben. Die Auslobung des Wettbewerbs ist von der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) registriert. Der Wettbewerb entspricht den Richtlinien für Planungswettbewerbe. Darauf weist die Stadt nun in einer Pressemitteilung hin - verbunden mit dem Hinweis, dass Mitte September termingerecht ein erneutes Preisrichtervorgespräch über die Bühne ging.

Wiederaufnahme statt Neustart

Dieses wäre nach Rücksprache mit der AKH jedoch nicht zwingend notwendig gewesen. „In unserem Fall handelt es sich bekanntlich um eine Wiederaufnahme und nicht um einen Neustart“, erklärt Baudezernentin Nicole Rauber-Jung und erinnert daran, dass das Verfahren im Dezember 2022 gestoppt werden musste, weil die Bürgerinitiative „Bensheimer Marktplatz besser beleben“ den Erlass einer einstweiligen Anordnung im Eilverfahren beim Verwaltungsgericht Darmstadt beantragt hatte.

Dieser Antrag wurde Ende April formal und inhaltlich klar abgelehnt, so dass der Ideenwettbewerb wieder aufgenommen werden konnte. Die bisherige Terminierung war dadurch jedoch nicht mehr zu halten. „Uns ist dadurch ein Zeitverlust von einem Jahr entstanden“, blickte die Stadträtin auf ein weiteres Kapitel in der langen und längst nicht abgeschlossenen Historie des Marktplatzes und seines Ideenwettbewerbs zurück. Um alle Beteiligten auf den neuesten Stand zu bringen und über notwendige, formale Anpassungen im Auslobungstext zu informieren, habe sich die Stadt Bensheim deshalb dazu entschieden, das Preisrichtervorgespräch anzusetzen. Da es inhaltlich keine Veränderungen bei der Aufgabenstellung gab, wurde in Abstimmung mit der AKH eine digitale Sitzung durchgeführt - auch um bei den externen Preisrichtern den Aufwand einer Anreise zu sparen.

Die Bürgerinitiative hatte in ihrer jüngsten Verlautbarung unter anderem kritisiert, dass nicht zu einer Präsenzveranstaltung eingeladen worden sei.

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Gertrudis Peters, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen sowie Geschäftsführerin Architektur, Wirtschaft und Bauwesen bei der AKH nahm nach Auskunft der Verwaltung an der digitalen Sitzung teil. Sie erläuterte die Forderungen der AKH hinsichtlich der präzisierten Teilnahmevoraussetzung am Wettbewerb.

So werde für den Bensheimer Marktplatz bewusst eine sehr offene Aufgabenstellung gewählt, die sowohl eine Bebauung als auch eine reine Freiflächengestaltung ermögliche. Selbst wenn ein Entwurf eine Bebauung vorsieht, bleibt dennoch der größte Flächenanteil eine landschaftsarchitektonische Aufgabenstellung.

Aus diesem Grund fordert die Architektenkammer Teams aus Landschaftsarchitekten und Architektinnen beziehungsweise Stadtplanern. Um der Ausgangslage gerecht zu werden, müsse die Teilnahme von Landschaftsarchitekten vorausgesetzt werden, die Teambildung mit Architekten und Stadtplanern sei optional und konzeptabhängig, so die AKH.

Die an den Ideenwettbewerb sich anschließende partizipative Phase trägt aus Sicht von Gertrudis Peters der Vorgeschichte des Marktplatzes Rechnung. Diese Phase ermögliche es, „die im Ideenwettbewerb von der Jury prämierten Konzepte mit der Bürgerschaft weiter zu beraten“.

Bewerbungsschluss ist am 30. Oktober

Elf Bearbeitungsteams sind nach wie vor an der Teilnahme interessiert. Um das Feld zu vergrößern, wurde die Bewerbungsphase erneut geöffnet. Eine Begrenzung der Anzahl der teilnehmenden Büros gibt es nicht. Ende September wurden der Wettbewerb bekanntgemacht und zeitgleich die aktualisierte Auslobung veröffentlicht. Wer Interesse hat, findet für den Zeitraum der Bekanntmachung die Aufgabenstellung auf der Website der Stadt unter www.bensheim.de/marktplatz-der-zukunft.

Nach dem Bewerbungsschluss am 30. Oktober kommen die Jury und die Büros am 8. Dezember zur Klärung möglicher Rückfragen zusammen. Bis Januar 2024 kann danach die Wettbewerbsaufgabe bearbeitet werden. Das Preisgericht tagt schließlich am 23. Februar 2024, um die eingereichten Entwürfe zu diskutieren und Preisträgerentwürfe zu bestimmen.

Alle Wettbewerbsergebnisse werden in einer mehrtägigen Ausstellung vom 28. Februar bis 3. März der Öffentlichkeit präsentiert. Bereits während der Ausstellung startet die partizipative Phase. In dieser haben alle Interessierten die Möglichkeit, bei einer Werkstattveranstaltung am Samstag, 2. März, mit den Preisträgerinnen und Preisträgern in Austausch zu treten, deren Entwürfe zu kommentieren und eventuelle Überarbeitungsvorschläge an die Planer heranzutragen.

Neben dem Input durch die Bürger erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger auch noch Hinweise von der Jury, wenn diese einen Überarbeitungsbedarf ausgemacht hat. Daraus mögliche veränderte Entwürfe werden in einer Abendveranstaltung am 24. April wiederum öffentlich vorgestellt.

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TN/Bild: Thomas Neu
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Das letzte Wort hat dann die Stadtverordnetenversammlung. Sie entscheidet in einer Sitzung im Sommer 2024 über das weitere Vorgehen. „Das alles erfolgt auf Basis des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung vom 1. Dezember 2020. Dieser Beschluss wurde seitdem durch anschließende, konkretisierende Beschlüsse ergänzt. Diese Beschlüsse beinhalten die Ausgestaltung des Ideenwettbewerbs sowie die daran anschließende partizipative Phase“, lässt sich Nicole Rauber-Jung in der städtischen Pressemitteilung zitieren.

Im Rathaus scheint man demnach davon auszugehen, dass auch die Kommunalaufsicht keine Einwände gegen den Ideenwettbewerb in seiner jetzigen Form hat. Bürgermeistern Christine Klein hatte angekündigt, die Behörde vorab einschalten zu wollen, um im Nachhinein keine weitere böse Überraschung zu erleben.

Wie dem auch sei: Ob der Marktplatz seinem Ruf als prominente Dauerbaustelle in einem Jahr los sein wird, lässt sich nur schwer prognostizieren. Ein Anfang scheint immerhin (wieder einmal) gemacht. Viel entscheidender wird jedoch sein, ob man auch mal etwas vernünftig zu Ende bringt beziehungsweise bringen kann. Oder ob die nächsten Störimpulse das fragile Gebilde erschüttern.

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