Nach Wasserschaden

Luftmessungen in der Bensheimer Stadtbibliothek

Wann öffnet die Bensheimer Stadtbibliothek wieder? Eine Antwort auf diese Frage gibt es auch vier Wochen nach dem jüngsten Wasserschaden nicht. Nun müssen zunächst die Ergebnisse einer Luftraummessung abgewartet werden.

Von 
Dirk Rosenberger
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Ein Bild aus besseren Tagen: Die Bensheimer Stadtbibliothek bleibt nach einem Wasserschaden weiterhin geschlossen. © Thomas Neu

Bensheim. In der Stadtbibliothek warten noch viele Geschichten darauf, erzählt und gelesen zu werden. Allerdings sind der Fantasie momentan Grenzen gesetzt. Die Ausleihe bleibt wegen des Wasserschadens vor knapp einem Monat weiterhin geschlossen. Wann die Räume wieder für den regulären Betrieb öffnen können, ist unklar. „Aktuell kann dazu keine Aussage getroffen werden“, heißt es dazu auf Nachfrage aus dem Rathaus.

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Die Stadtverwaltung habe den erneuten Wasserschaden zum Anlass genommen, zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Nutzer der Bibliothek eine Luftraummessung anzusetzen. Da man die Ergebnisse der Luftqualitätsmessung, die vor ein paar Tagen vorgenommen wurde, nicht voraussagen könne, „können wir auch kein Eröffnungsdatum nennen. Erst nach der Auswertung der Beprobung kann eine Prognose getroffen werden“, teilten die Verantwortlichen mit.

Kein Freifahrtschein

Die Ergebnisse sollen im September vorliegen. Die Zeit wird nach Auskunft der Verwaltung benötigt, weil Kulturen angelegt und ausgewertet werden müssen. Sollte die Luft rein sein, wäre das aber offenkundig kein Freifahrtschein für eine sofortige Rückkehr. Schließlich müssen auch die Schäden behoben werden, die durch den technischen Defekt eines Boilers in der Wohnung über der Bücherei entstanden sind.

Hinzu kommen wie berichtet bauliche Mängel am Gebäude, die es schon vor dem Wasserschaden gab und weshalb die Baustadträtin Nicole Rauber-Jung im Austausch mit der Bauaufsicht des Kreises steht. Mit der Behebung hat der Eigentümer noch nicht begonnen. „Von der Mängelliste wurde noch kein Punkt abgearbeitet“, ließ das Rathaus auf Anfrage wissen. Welcher Art die Schäden sind, darüber gab es keine Auskunft.

Alternativen werden geprüft

Dennoch bleibe das Ziel, die Präsenzausleihe im Neumarktcenter zeitnah wieder zu öffnen. Die Stadtverwaltung tue alles in ihrer Macht stehende, so bald wie möglich den Betrieb aufzunehmen. Man habe aber einen Mietvertrag mit dem Eigentümer – ohne dessen Mitwirken sei eine „Maßnahmenumsetzung“ nicht möglich. Die Behebung der Mängel liege in der Verantwortung des Eigentümers.

Alternativen wurden und würden zurzeit geprüft, auch weil nicht absehbar sei, wie die Untersuchungen ausgehen. Das könne ein „Click und Collect-System“ sein oder auch eine Unterbringung von Teilen der Bibliothek in anderen Gebäuden. Interessant ist darüber hinaus, dass die Verwaltung nach eigenen Angaben außerdem einen Neubau als mittel- oder langfristige Lösung in Betracht zieht.

Ruhig um das Millionen-Vorhaben

Das wiederum wirft die Frage auf, wie es um das Neumarkt-Projekt in Gänze steht. Bekanntlich gehört die Immobilie der Blackrock Real Estate GmbH aus Darmstadt, die auf dem Gelände den Abriss der Markthalle und der Häuserzeile entlang der Promenadenstraße plant. Der momentan vom Wasserschaden betroffene Teil des Ensembles bliebe bestehen. In einem Neubau auf dem dann freigeräumten Grundstück sollen dann Wohnungen entstehen, die Stadtbücherei wäre, so war es zumindest mal angedacht, ebenfalls in den neuen Gebäudeteil gezogen.

Öffentlich ist es schon lang ruhig geworden um das Millionen-Vorhaben. Was wie immer Raum für Spekulationen gibt. In der Verwaltung scheint man zumindest nach außen hin die Zuversicht noch nicht verloren zu haben. „Der Eigentümer hat keinen Stopp des Projektes gegenüber der Stadt geäußert. In jüngster Vergangenheit fanden mit ihm und den Architekten Abstimmungstermine zu dem Projekt statt“, hieß es auf Nachfrage.

Wie es mit dem gesamten Komplex, in dessen Tiefgarage bereits seit einigen Wochen wegen eines Defekts der Schrankenanlage kostenlos geparkt werden kann, weitergeht, ist ein zentrales Thema der Innenstadtgestaltung. Kurzfristig braucht es allerdings eine Lösung für die Stadtbibliothek.

Bestand soll reduziert werden

Doch selbst wenn die Raumluft in Ordnung ist, ändert das nichts an den offenkundig vorhandenen baulichen Mängel. Und damit verbunden der Gefahr eines weiteren Wasserschadens. Die Stadt hat auf die ungünstigen Rahmenbedingungen bereits reagiert und die Miete gemindert. Was es nun aber so schnell wie möglich braucht, ist eine solide Perspektive und eine vernünftige Lösung für die Bibliothek.

Aktuell sind 5683 Medien ausgeliehen. Weil sie müssen vorerst bis zum 30. September nicht zurückgebracht werden. Kosten entstehen den Nutzern nicht. Im Bestand befinden sich insgesamt 42 686 Medien. Zurzeit wird jedoch punktuell an der Reduzierung des Sachbuchbestandes gearbeitet, und zwar in Bereichen, wo dieser stark veraltet ist.

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„Damit ist genannte Zahl keine fixe Größe. Der Bestand wird sich in den kommenden zwei Jahren nach Plan auf rund 40 000 physische Medien reduzieren“, teilten die Verantwortlichen mit. Wo man diese 40 000 Medien dann in Zukunft ausleihen kann, ist eine spannende Frage, deren Beantwortung durchaus kompliziert werden könnte.

Die Bauaufsicht des Kreises ließ übrigens auf Nachfrage über die Pressestelle im Landratsamt mitteilen, dass „das betroffene Objekt aktuell Gegenstand umfassender bauaufsichtlicher Prüfungen ist. Ein finales Ergebnis liegt bislang noch nicht vor.“

Um eine „adäquate Lösung für alle Betroffenen zu eruieren“, fänden zudem derzeit noch einige Gespräche und Begehungen mit den Eigentümern der Immobilie in Bensheim statt.

Freier Autor

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