Bensheim. Das Projekt trägt den Namen „Urbens“. Das steht für „urbanes Bensheim“. Aus einer der prominentesten, aber auch sensibelsten Stadtflächen im Westen ist ein modernes Wohnquartier geworden. Über zwei Jahre lang lag das knapp 14 000 Quadratmeter große Grundstück an der Moselstraße brach, bis die BPD Immobilienentwicklung GmbH das Wettbewerbsverfahren für sich entschieden und das Areal ab 2017 sukzessive weiterentwickelt hat. Innerhalb von zwei Jahren nach Beginn der Vermarktung im Jahr 2019 wurden alle der 124 Wohnungen verkauft und bezogen.
Der Bau der zwölf Einfamilienhäuser – Doppelhaushälften und freistehende Gebäude – läuft zum Teil noch. Auch hier sei die Nachfrage erfreulich hoch, wie Projektentwickler Ingo Schilling (Leiter der BPD Region Mitte) bei einem Termin mit der Bensheimer CDU-Fraktion mitteilte. Einige Häuser sind bereits an die Eigentümer übergeben worden.
Preis: eine Million Euro
Die Preise für ein freistehendes Haus mit rund 180 Quadratmetern Wohnfläche rangieren bei rund einer Million Euro. Die Kunden des Investors setzen sich bei diesem Wohnprojekt zu jeweils zirka 50 Prozent aus Kapitalanlegern und Eigentümern zusammen. Vor allem die kompakteren Dreizimmerwohnungen seien als immobile Kapitalanlagen beehrt, so Schilling.
Im Mai hatte der Frankfurter Projekt- und Gebietsentwickler (Bouwfonds Immobilienentwicklung), der auch das Euler-Gelände gebaut hat, das letzte Mehrfamilienhaus fertiggestellt. Gleichzeitig konnten auch die 25 sozial geförderten Wohnungen an die Wohnbau Bergstraße eG übergeben werden. Beide hatten im November 2021 den Kaufvertrag über 1700 Quadratmeter Wohnfläche sowie eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss abgeschlossen, über deren künftige Nutzung beim Ortstermin keine Informationen laut wurden.
Zudem übernimmt die Wohnbau 21 Tiefgaragenstellplätze unter dem Wohnpark, der oberflächlich komplett frei von Stellplätzen ist. Ein Detail, das im Zuge der Planungen intensiv diskutiert wurde, wie Ingo Schilling bestätigt. Die Entscheidung für den Untergrund sei richtig und zeitgemäß, sagte er. Von den Parkplätzen unter der Erde führen Aufzüge in die Wohnungen. Über der Tiefgarage sollen zehn bis zwölf Meter hoch wachsenden Bäumen gepflanzt werden, der zentrale Platz im Ensemble soll ein Treffpunkt der Bewohner werden. Der Mix aus Geschosswohnungsbau und Reihenhäusern, der sich in seiner Maximalhöhe an der Nachbarschaft im Südosten orientiert, kam bei den Mitgliedern der CDU-Fraktion gut an. Man lobte die ästhetische und moderne Architektur und die damit einhergehende Aufwertung dieses Stadtgebiets. Durch den Anteil der preisgebundenen Mietwohnungen (20 Prozent) leiste das Projekt außerdem einen Beitrag für mehr günstigen Wohnraum im insgesamt hochpreisigen Bensheim.
BPD hatte beim Abstimmungsverfahren im Dialog mit Edeka und der Stadt mit seinem Konzept überzeugt, das sich auch bei der Debatte in der Stadtverordnetenversammlung als Favorit herausgestellt hatte. Vor vier Jahren wurde der Bebauungsplan beschlossen.
Das Konzept beinhalte ein ausgewogenes Verhältnis verschiedener Wohnformen von Sozialwohnungen über Geschosswohnungsbau bis hin zu Reihenhäusern, sagte Fraktionsvorsitzender Tobias Heinz im Neubaugebiet. Die Einkaufsmöglichkeiten, die hier einst angesiedelt waren, sind längst in Richtung Stadtzentrum gerückt und am früheren Güterbahnhof angesiedelt. Für dieses Vorgehen hatte sich die CDU eingesetzt. Die räumliche Nähe zum Fachmarktzentrum sei attraktiv.
Ginge es nach Ingo Schilling, wäre ein Durchbruch zur östlich gelegenen Fabrikstraße mittelfristig eine sinnvolle Lösung, um für eine noch bessere Anbindung zu sorgen. „Aber das muss die Stadtpolitik entscheiden“, so der Projektleiter an der Karl-Kübel-Straße, wo die Reihen- und Einzelhäuser entstehen. Die nach dem Möbelunternehmer (1909-2006) benannte Erschließungsstraße ist weiter eine Einbahnstraße.
Für Ingo Schilling ist das Projekt im Bensheimer Westen nach den Quartieren Vita und Riva auf dem ehemaligen Euler-Gelände ein weiteres erfolgreiches Wohnbauvorhaben, das sehr konstruktiv gemeinsam mit der Stadt Bensheim umgesetzt werde. Man habe hier eine bauliche Lösung realisiert, die sich sehr harmonisch in die Umgebung einfüge und dem allgemein wachsenden Bedarf nach Wohnraum folge, betonte er. Dafür wurden damals ein Bebauungsplanverfahren und ein städtebaulicher Vertrag mit der Stadt Bensheim auf den Weg gebracht.
Im Kontext der Erschließungsplanung sei auch dem Thema Schallschutz viel Aufmerksamkeit gewidmet worden. Durch die Nähe zur hoch frequentierten Wormser Straße und zur Bahnlinie sowie zur einzigen 24-Stunden-Tankstelle im Stadtgebiet waren baulich-technische Maßnahmen – etwa bei der Wahl der Fenster – gefordert, um die Geräusche der Umgebung weitestgehend draußen zu halten, so Schilling weiter.
Das energetische Konzept sei gemeinsam mit der GGEW AG umgesetzt worden. Dabei handelt es sich um ein Gas-Blockheizkraftwerk. Eine Kombination aus Photovoltaik und Wärmepumpe habe sich angesichts der innenräumlichen Dimensionen des Komplexes, vor allem zum Beheizen der Treppenhäuser, als wirtschaftlich ungeeignet erweisen. Der Außenbereich offenbart einen recht luftigen Charakter mit offenen Strukturen, vielen Blickachsen und einer vergleichsweise niedrigen Gebäudehöhe. Bäume und Hainbuchen sollen für Grün sorgen.
Der Immobilienentwickler BPD ist in Bensheim kein Unbekannter. Neben Projekten in Auerbach und der Bebauung des Euler-Areals hat die Firma auch das Parkgelände der früheren Vitos-Klinik in Heppenheim neu erschlossen. Das Unternehmen gilt als einer der führenden Projekt- und Gebietsentwickler für Wohnimmobilien in Deutschland und ist Teil der Rabobank. Sämtliche Immobilien werden entwickelt, gebaut und verkauft. BPD tritt nicht selbst als Eigentümer auf.
Beim Wohnprojekt „Urbens“ kommen bislang knapp 80 Prozent der Käufer aus dem Stadtgebiet und dem unmittelbaren Umfeld. Jeweils etwa zehn Prozent stammen aus dem Kreis Bergstraße und aus dem restlichen Deutschland, so Ingo Schilling. Das ehemalige EKZ-Gelände bleibt demnach mehrheitlich in Bensheimer Hand.
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