Bensheim. Am Sonntag, 24. März, veranstaltet die Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger ein Konzert zum Jahrestag der Kirchbergmorde 1945 in der ehemaligen Synagoge, Bachgasse 28, in Auerbach. Beginn ist um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
Die Lieder stammen aus einer Zeit, als bei uns die Fürsten herrschten und Deutschland in viele kleine Staaten zersplittert war. Der Freiheitsdrang der Bürger führte zu einer Revolution, die aber letztlich scheiterte. Diese Revolution von 1848 ist aber zentral für die deutsche Demokratie- und Nationalstaatsgeschichte. Die Verfassung, die in der Paulskirche in Frankfurt verabschiedet wurde, ist Bezugspunkt für die Verfassung der Weimarer Republik und unser Grundgesetz von 1949.
Im Programm „Tun wir was dazu!“ mit Joana und Adax Dörsam (Saiteninstrumente) fließt „Ferschteblut“ und nicht nur Hecker geht begeistert auf die Barrikaden. Revolutionär-zeitgeistig werden die Gedanken frei, wenn die Sängerin und Liedermacherin Joana die „revolutionären Frauenzimmer“ Amalie Struve und Emma Herwegh zum Leben erweckt. Die Revolution soll 175 Jahre her sein?
Die Texte von damals wirken noch heute – kämpferisch und ironisch, heiter und nachdenklich geht’s zu, wenn die Künstlerin die Früchte vom Freiheitsbaum darbietet. Und weitere wache Geister hat Joana mit dabei: Georg Herwegh, Ludwig Pfau, Ferdinand Freiligrath, Heinrich Heine oder Hoffmann von Fallersleben.
Ihre sehr aktuelle Interpretation des Bürgerliedes betont die Gleichheit aller Menschen und fordert zum Handeln auf („So die Alten wie die Jungen, tun wir, tun wir was dazu!“); denn Demokratie, Grund- und Menschenrechte sind nicht vom Himmel gefallen und müssen verteidigt werden. Die Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger greift dasThema auf, um an eine Zeit zu erinnern, in der die Demokratie abgeschafft war, die Grund- und Menschenrechte nichts galten und es auch in Bensheim zu Verfolgung, Vertreibung und schrecklichen Morden kam, insbesondere die Kirchbergmorde vor 79 Jahren: Am 24. März 1945, nur einen Tag nach der Rheinüberquerung der amerikanischen Truppen bei Gernsheim, marschierte ein Gestapo-Sonderkommando mit 14 Gefangenen in Dreierreihen in Richtung Kirchberg. Zwei Gefangene konnten fliehen, aber zwölf Menschen wurden ermordet – drei Tage, bevor die US-amerikanischen Truppen Bensheim erreichten.
Ausführlichere Angaben zu diesen schrecklichen Morden befinden sich in der von der Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger herausgegebenen Broschüre „3 Tage fehlten zur Freiheit. Die Nazimorde am Kirchberg“ von Kilthau/Krämer.
Die Broschüre ist erhältlich über die Homepage der Geschichtswerkstatt: www.geschichtswerkstatt-kindinger.de red
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