Bensheim. Mit „Lug und Trug“ und einer geklauten Pizza startete am Montag das diesjährige Lesefestival der Stadt Bensheim. Über einen Monat verteilt, werden an unterschiedlichen Orten Lesungen aus interessanten Neuerscheinungen angeboten, organisiert von Vanessa Schwöbel vom Team Stadtkultur und von Susanne Hellwig-Jungmann von der derzeit heimatlosen Stadtbibliothek.
Seit mehr als 20 Jahren nimmt Bensheim an der hessenweiten herbstlichen Aktion „Leseland Hessen“ teil, die vom Land und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen unterstützt wird. Die verbleibenden Kosten tragen die Veranstalter vor Ort – was in Bensheim ohne die Hilfe von Sponsoren wie der Sparkasse Bensheim, dem Rotary-Club Bensheim-Heppenheim, dem GGEW und mehreren anderen nicht möglich wäre.
Beim Leseherbst ist auch diesmal für alle Altersklassen was dabei. Als erste in den Genuss kamen die jüngsten Leser bei einer nichtöffentlichen Veranstaltung. Schülerinnen und Schüler der Klassen zwei und drei der Löwenherz-Schule (ehemals Kirchbergschule) sowie, in einer zweiten Lesung, der Grundstufe der Schillerschule, waren ins Gertrud-Eysoldt-Foyer des Parktheaters eingeladen, um den Autor Christian Friedrich bei seinem „Überfall der Weltraumpiraten“ zu begleiten.
Der in Berlin lebende Autor, der unter anderem auch Rätselbücher für „Die drei ???“ geschrieben hat, ist ausgebildeter Fernsehjournalist und Sprecher und weiß, wie man Kinder bei der Stange hält. So stürmte er erst nach lautem Rufen in weltraumgerechter Silberjacke auf die Bühne und gestaltete seine Lesung interaktiv, die Kinder durften angefangene Sätze und Reime vervollständigen oder mit Trampeln die Handlung vorantreiben.
Natürlich wollen alle Leo helfen, dem beim Abendbrot ein blaues Licht sein Lieblingsessen zum Verschwinden gebracht hat. Vor dem Fenster sieht er gerade noch die mit Klobürste und auf den Kopf gesetzter Unterhose skurril ausgestatteten Übeltäter, den Weltraumpiraten „Trug“ und seinen Sohn „Lug“, die mit der Pizza und ihrem Ufo verschwinden. Natürlich glaubt der Vater kein Wort von Leos Geschichte und so muss er ohne neue Pizza hungrig ins Bett.
Die von Leo dann herbeigerufene Sternenpolizei entpuppt sich als ein älteres Robotermodell namens „Roberta“ mit Fehlern in der Sprachausgabe und einem zum Weltraummobil umgebauten alten Bus mit Schwierigkeiten beim Anlassen. Leo könnte helfen. Soll er? Die Mehrheit der Kinder ist dafür. Also fliegt Leo mit zum Mond, wo das Mondmammut seine Schokolade frisst, und weiter zum Mars, wo er und Roberta von den Weltraumpiraten gefangen werden. Natürlich verriet der Autor nicht den Ausgang seiner Geschichte, sondern riss hier am spannendsten Punkt ab.
Hübsche Wortspiele wie „Blaulicht ist Klaulicht“ oder die Nähe der Ausdrücke „zerstören“ und „kurz stören“ sensibilisierten die Kinder für den sorgsamen Umgang mit den Buchstaben. Nebenbei gab es allerlei kindgerechte Informationen über das Leben auf der Erde zur Zeit von Pangaea, über Planeten und Galaxien. Doch verblüfften auch die Kinder ihrerseits mit scharfsinnigen Antworten und verblüffendem Wissen.
Zum Auftakt der Veranstaltung begrüßte die Bürgermeisterin die Kinder persönlich, sozusagen als neue Nachbarin, liegt doch ihr Büro im Rathaus mit dem Fenster zum Schulhof der neu installierten Löwenherz-Schule: „Spielt und lacht in der Pause, das höre ich gern – ihr seid unsere Zukunft!“, sagte Christine Klein, ermunterte aber auch zum Lesen. Eine zweite Kinder-Veranstaltung des Lesefestivals richtet sich an Kinder, die noch nicht selbst lesen können: Nächste Woche kommt die Autorin Xóchil A. Schütz mit ihrem Buch „Hazel und der Aufräumroboter“ zu den Kindern der Städtischen Kindertagesstätte am Berliner Ring.
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