Lesefestival

Arne Dahl in Bensheim über Klimakiller und die Kommissarin

Der schwedische Bestseller-Autor stellte im Parktheater seinen neuen Kriminalroman „Stummer Schrei“ vor.

Von 
Thomas Tritsch
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Der schwedische Bestseller-Autor Arne Dahl stellte am Montag seinen neuesten Öko-Krimi „Stummer Schrei“ im Rahmen des Lesefestivals vor – moderiert wurde die Veranstaltung von Literaturkritiker Ulrich Sonnenschein. © Thomas Neu

Bensheim. Die größten Energieverbraucher in der modernen Welt sind die energieverschlingenden Serverhallen der Internet-Giganten Facebook, Google, Amazon und Microsoft, die auch in ganz Schweden verteilt sind. In einer solchen Halle macht ein Kontrolleur einen verdächtigen Fund. In ganz Schweden töten selbst gebastelte Bomben mehrere Menschen, bevor sich der Attentäter bei der Polizei meldet und weitere Morde ankündigt.

Mit viel Tempo steigt der schwedische Bestseller-Autor Arne Dahl in seinen neuen Kriminalroman „Stummer Schrei“ ein. Bereits auf Seite zwei wartet der erste Tote, und auch der Täter grüßt ein erstes Mal. Kurz darauf explodiert eine Paketbombe in einer Stockholmer Werbeagentur. Der Anschlag militanter Klimaaktivisten ist ein explosiver Auftakt in diesem Öko-Krimi, der am Montagabend im Parktheater vorgestellt wurde. Im Gespräch mit dem HR-Literaturkritiker Ulrich Sonnenschein sprach Jan Lennart Arnald, so sein richtiger Name, über Motive, Inhalte und Morde nach schwedischem Rezept: grausam zwar, aber dramaturgisch perfekt eingebunden und rätselhaft inszeniert, um den Leser bestens zu unterhalten.

Politische Themen gehören für Arne Dahl zum Fundus seiner Romane

Seinen Durchbruch als Schriftsteller hatte Arnald 1998 unter seinem Pseudonym Arne Dahl mit der Krimireihe um die sogenannte A-Gruppe: eine Sonderermittlungsgruppe bei der schwedischen Polizei für Verbrechen von internationaler Tragweite. Die Reihe wurde in viele Sprachen übersetzt. Nach Dahls ursprünglicher Vorstellung sollte die Reihe am Ende aus zehn Romanen bestehen. 2011 startete er eine neue Thriller-Serie rund um ein geheimes Ermittlerteam der Europol. Nach der A-Gruppe und den OpCops schickt er jetzt die Sondereinheit NOVA an die Front. Mit „Stummer Schrei“ startet eine neue Serie rund um die Stockholmer Polizistin Eva Nyman, die mit ihrem Team von einer Anschlagserie von Ökoterroristen auf Trab gehalten wird. Das ist aktuell, brisant und spannend, wie der Moderator in Bensheim findet.

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Gleich zu Beginn rast der Stahlkonzernmanager Alf Stiernström in seinem BMW auf der Schnellstraße zur Arbeit und zeigt einem von diesen „Klimadeppen“ im kleinen E-Auto den Mittelfinger. Kurz danach geht sein Wagen in Flammen auf. Stecken radikale Klimaaktivisten hinter dem Terror? Politische Themen gehören für Arne Dahl fest zum Fundus seiner Romane, wie er betont. Aber auch die Figuren sind fein gezeichnet und mit viel Biografie ausgestattet. Eva Nyman ist um die 50, konsequent pragmatisch und chronisch teamorientiert. Jeder Charakter steckt in persönlichen Schwierigkeiten, darunter Alkoholismus, alte Verletzungen, Rachegedanken und Vorurteile. Darin steckt bereits viel Stoff für künftige Bände.

Filmische Erzählweise ist sprachlich und literarisch klug umgesetzt

Akribisch und spannend werden die kleinteiligen Ermittlungen ausformuliert. Nachforschungen führen ins Leere, immer wieder muss das Team die Lage neu denken und analysieren. Die multiperspektivische Handlungsebene macht den Plot kurzweilig und spannungsgeladen. In recht kurzen Kapiteln werden verschiedene Spuren verfolgt, so dass eine interessante Parallelität entsteht, wenn verschiedene Figuren das gleiche Ziel auf unterschiedlichen Wegen verfolgen. Die Erzählweise wirkt filmisch und ist sprachlich wie literarisch klug umgesetzt. Hier spürt man die lange und hoch gelobte Genre-Erfahrung des vielfach ausgezeichneten Autors und Literaturwissenschaftlers, der seine Geschichte auch mit philosophischen und gesellschaftspolitischen Fragen anreichert und so Romane von intellektueller Reife und Relevanz produziert. Unterm Strich ein leiser, aber tiefgehender Literatur-Talk im – für die Maßstäbe des Lesefestivals – ordentlich besuchten Saal des Parktheaters.

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