Bildung

Jugendliche erhielten in Bensheim Einblick in die Landespolitik

Bei einer Veranstaltung des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft diskutierten junge Menschen in Bensheim mit der Landtagsabgeordneten Josefine Koebe (SPD) über Politik.

Von 
Alicia Diry
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Josefine Koebe (Zweite von rechts) erklärte bei ihrem Besuch, warum das Vertrauen in die Politik aktuell gesunken ist. © Thomas Zelinger

Bensheim. Politik scheint für viele junge Menschen weit entfernt, abstrakt und kompliziert. Doch am Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft in Bensheim bekamen Jugendliche die Gelegenheit, direkte Einblicke in die Landespolitik zu gewinnen. Josefine Koebe (SPD), Mitglied des Hessischen Landtags und Generalsekretärin der SPD Hessen, stellte sich den Fragen der Teilnehmer aus den Projekten Aktivcenter U25 und der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB). Dabei ging es um weit mehr als trockene Theorie – vielmehr wurde über Bildungswege, Vertrauen in die Politik und gesellschaftliche Herausforderungen diskutiert.

Bereits zu Beginn stellte Koebe klar: „Bildung bedeutet Chance.“ Sie betonte, wie essenziell es sei, in Bildung zu investieren, um jungen Menschen Perspektiven zu ermöglichen.

Vertrauen in die Politik schwindet

Die Anwesenden zeigten sich interessiert und stellten gezielt Fragen. Auf die Frage, warum sich Koebe für die SPD entschied, erklärte die Politikerin, dass ihr die Bildungspolitik am Herzen liege. Zudem habe die SPD 2008 die Studiengebühren in Hessen abgeschafft und setze sich stark für soziale Gerechtigkeit ein. Doch sie räumte auch ein, dass die Partei aktuell Schwierigkeiten habe, ihre Zielgruppe klar zu definieren – das klassische Bild des Arbeiters existiere in dieser Form heutzutage kaum noch.

Ein zentrales Thema des Gesprächs war das Vertrauen in die Politik. Warum fühlen sich viele Menschen nicht mehr vertreten? Koebe führte dies auf die Art und Weise zurück, wie Politik gemacht und kommuniziert werde. Soziale Medien, insbesondere TikTok, spielten heute eine große Rolle in der Meinungsbildung. Sie kritisierte, dass politische Auseinandersetzungen medial oft falsch dargestellt würden: „Streit ist wichtig, aber er muss gut ausgetragen werden – einfache Lösungen gibt es nicht.“

Die Rolle sozialer Medien in der Meinungsbildung

Auch die Rolle der AfD wurde thematisiert. Koebe bezeichnete es als problematisch, dass die Partei keine konstruktiven Vorschläge für eine bessere Politik mache. Sie äußerte zudem ihre Bedenken über die starke Präsenz der AfD in sozialen Medien, vornehmlich auf TikTok, wo die Partei gezielt auf Frustration setze und damit Erfolg habe.

Doch es ging nicht nur um Parteien und politische Kommunikation, sondern auch um persönliche Erfahrungen der Jugendlichen. Ein Teilnehmer berichtete, dass sein in Rumänien erworbenes Abitur in Deutschland lediglich als Realschulabschluss anerkannt werde – eine Regelung, die er als ungerecht empfindet. Bilal Aslan, Organisator der Veranstaltung, zeigte einen anderen Blickwinkel auf: Er selbst sei als Jugendlicher nach Deutschland gekommen und habe rückblickend die Möglichkeit geschätzt, hier die Sprache in der Schule besser zu lernen.

Die Diskussion drehte sich auch um die oft komplexe Bürokratie und das deutsche Rentensystem. Koebe erklärte, dass Regeln notwendig seien, um Gerechtigkeit zu gewährleisten – doch zu viele Vorschriften könnten das Gegenteil bewirken. Besonders besorgniserregend sei die zukünftige Finanzierung der Rente: Immer weniger Arbeitnehmer müssten immer mehr Rentner versorgen. Zugleich fehle es an einer „Willkommenskultur“ für Fachkräfte, die zur Stabilisierung des Systems beitragen könnten.

„Menschliche Sicht“ auf die Dinge fehlt in der Politik

Zum Abschluss wurde Koebe gefragt, was sie im Landtag bereits bewirken konnte. Ihr Ziel sei es, eine neue Art der Politik zu etablieren – direkter Austausch und Ehrlichkeit seien dabei entscheidend. „Es fehlt oft die menschliche Sicht auf die Dinge und dass Klartext gesprochen wird“, erklärte sie. Auch die Frage nach der zukünftigen Parteispitze der SPD wurde gestellt. Ihrer Meinung nach sollten Politiker nahbarer und authentischer sein, doch oft setze sich in der Politik – ähnlich wie in Unternehmen – nicht immer die beste Person durch.

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Das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft organisiert regelmäßig Veranstaltungen, die darauf abzielen, die politische Bildung junger Menschen zu fördern, erklärte Markus Homburg, stellvertretender Regionalleiter des Bildungswerks. Dabei sollen nicht nur grundlegende politische Prozesse vermittelt, sondern auch Themen aufgegriffen, die die Jugendlichen persönlich bewegen. Der direkte Austausch mit politischen Vertretern ermögliche es den Teilnehmern, eigene Fragen zu stellen und ein besseres Verständnis für politische Zusammenhänge zu entwickeln.

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