Kirche Schwanheim

Konzert in der Schwanheimer Kirche ging unter die Haut

Von 
Gerlinde Scharf
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In der Schwanheimer Kirche fand am Sonntag ein Benefizkonzert zugunsten ukrainischer Kinder statt. © Neu

Schwanheim. „Wir können nicht fassen, was gerade in der Ukraine passiert. Und wir haben uns gefragt, wie wir helfen können“ Mit diesen Worten begrüßte Cosima Seitz, Leiterin des Singkreises Schwanheim, vielbeschäftigte Konzertsängerin und Gesangslehrerin die Besucher in der voll besetzen Evangelischen Kirche.

Die Antwort auf ihre Frage gab Seitz gleich im nächsten Satz: Zusammen mit dem Chor Da Capo aus Bensheim unter Leitung von Constanze Pfeiffer haben sich je zwei Sängerinnen und zwei Sänger aus Schwanheim spontan entschlossen, ein Benefizkonzert für geflüchtete Kinder in der Ukraine zu geben, ihre Solidarität zu bekunden und zu helfen.

„Dass Friede werden unter uns“

Unter dem Titel „Dass Friede werde unter uns“ haben Ramona Schmöker (Sopran), Cosima Seitz (Mezzosopran), ihr Ehemann Markus Francke (Tenor) und Tobias Schmöker (Bariton) ein Programm mit Themen wie Krieg und Heimatverlust, Vertreibung, Verlust, Hungersnot, aber eben auch Zuversicht, Gottvertrauen, Liebe und Sehnsucht nach Frieden zusammengestellt. Moderiert wurde das Konzert einfühlsam und zurückhaltend von Cosima Seitz, die zwischen den Musikstücken Gedichte, unter anderem von Joseph von Eichendorff und Gottfried Keller, vortrug und englische Liedtexte ins Deutsche übersetzte. Am Klavier begleitet wurden die Künstler von Klaus Jehlicka.

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Ehe aber die Musik zum Zuge kam und der Wunsch der beiden Musiker-Ehepaare und Chorsänger in Erfüllung ging, den Zuhörern eine kurze Zeit der Besinnung, Ruhe und Hoffnung zu schenken, stellten Thomas Molitor aus Rodau und Beata Kowalska-Krzyszton ihr gemeinsames Hilfsprojekt vor. Dank der Unterstützung und Spenden von Freunden, Nachbarn, Bekannten und Unternehmern aus dem Bürstädter Raum (Biblis, Bürstadt, Groß-Rohrheim, Rotary Lampertheim sowie einer Grundschule und einer Kita) „kam das Projekt innerhalb von zwei Tagen ins Rollen“. Kartons mit Hilfsmaterial wurden gepackt und mit einem Bus in die Stadt Glucholazy an die polnische Grenze gefahren, wo in drei Kinderheimen mehr als 500 geflüchtete Kinder aus der Ukraine – viele von ihnen mit schweren Behinderungen – vorübergehend aufgenommen wurden.

Flüchtlinge mitgenommen

„14 Tage lang stand mein eigener Handwerksbetrieb still“, blickte der 55-Jährige auf die Anfänge der Transporte vor wenigen Wochen zurück. Mit einem großen Sattelschlepper brachten die Helfer anschließend dringend benötigte Sanitärartikel, Medikamente, Grundnahrungsmittel und mehr zu den Geflüchteten und nahmen auf der Rückfahrt eine Familie sowie eine Mutter mit zwei Kindern mit. Eine Familie aus Rodau habe sich spontan bereit erklärt mehrere Personen aufzunehmen, darunter ein Kind mit Behinderungen, zeigte sich Thomas Molitor dankbar.

„Es muss weiter gehen“, so der Bürstädter Unternehmer, der seit einigen Jahren in Rodau lebt und die Zuhörer des Benefizkonzerts um Geldspenden bat. „So können wir palettenweise einkaufen, was vor Ort dringend gebraucht wird.“ Es bestehe nach wie vor ein enger Kontakt zu den Pflegeheimen, bestätigte Beata Kowalska-Krzyszton.

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Mit einem besinnlichen Programm aus verschiedenen Epochen, mit einem Lied aus dem Dreißigjährigen Krieg („Es geht eine dunkle Wolke herein“) und Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy, dem englischen Chor- und Kirchenmusiker John Rutter, dem Komponisten und Dirigenten Ralph Vaughan Williams, dem französischen Meister Gabriel Fauré, dem Sänger und Musikproduzenten christlicher Popmusik Helmut Jost-Naujoks, dem zeitgenössischen Pianisten Peter Schindler und anderen versetzten Solisten und Chor die Besucher in einen fast schon spirituellen Zustand. Auch deshalb, weil Seitz zu Beginn darum gebeten hatte, erst am Konzertende zu applaudieren und auf Szenenbeifall zu verzichten – und die Besucher kamen dem Wunsch ausnahmslos nach.

Spendenkörbchen gut gefüllt

Einen der Künstler des Benefizkonzerts zugunsten ukrainischer Kinder besonders herauszustellen, wäre nicht angebracht. Cosima Seitz und Markus Francke, Ramona und Tobias Schmöker überzeugten sowohl mit ihren ausgebildeten Stimmen und ihrer inneren Haltung als Solisten und Quartett ebenso wie der Chor Da Capo. Mit dem gemeinsam mit den Zuhörern gesungenen Lied „Da berühren sich Himmel und Erde“ von Christoph Lehmann und Thomas Laubach und stehendem Applaus für die Musikerinnen und Musiker ging ein Abend zu Ende, den viele so schnell nicht vergessen werden.

Und ein Blick in das Spendenkörbchen am Ausgang zeigte, dass das Hilfsprojekt Molitor/Kowalska-Krzyszton für die ukrainischen Kinder in den Heimen an der Grenze zu Polen zumindest für die nächste Zeit weitergehen kann und auf sicheren Füßen steht.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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