Kunstfreunde Bensheim

Klavierduo-Harmonie seit 50 Jahren

Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva zu Gast im Parktheater

Von 
Klaus Ross
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Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva spielten beim Konzert der Kunstfreunde Bensheim im Parktheater Klavier-Werke zu vier Händen. © Thomas Zelinger

Bensheim. Das neunte Saisonkonzert der Kunstfreunde im gut besuchten Parktheater brachte eine Wiederbegegnung mit Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva, die hier zuletzt 2014 mit einem reinen Duo-Programm an zwei Flügeln gastiert hatten. Der vor allem als Bach-Interpret bekanntgewordene Russe und seine mazedonische Ehefrau bilden bereits seit gemeinsamen Studienzeiten am Moskauer Konservatorium vor rund 50 Jahren ein festes Klavierduo. Dieser reiche künstlerische Erfahrungsschatz ist innerhalb der Branche ziemlich einzigartig. Umso mehr mochte man beider Verzicht auf Teilnahme an der von Hans Hachmann gewohnt informativ gestalteten Einführung im Eysoldt-Foyer bedauern.

Anders als vor zehn Jahren gehörte die erste Programmhälfte diesmal allein Evgeni Koroliov (Jahrgang 1949), dessen betont uneitle und streng werkkonzentrierte Interpretationshaltung im Alter sogar noch ausgeprägter daherzukommen scheint. Davon jedenfalls kündete eingangs schon Bachs große e-Moll-Partita BWV 830, die über weite Strecken wie eine abgeklärt in sich versunkene und daher kaum noch auf Zuhörer angewiesene Meditation über den Komponisten wirkte.

Selbst schnellere Sätze (obenan Corrente und Gigue) klangen hier so gezügelt und kontrolliert, wie man es bei Koroliovs jüngeren Pianistenkollegen heute nurmehr selten erlebt. Wer allerdings auf stilistische Feinheiten achtete, wurde üppig belohnt. Und wenn Bachs Musik tatsächlich alle Zeit und Ruhe benötigt, ist der Wahl-Hamburger weiterhin eine Klasse für sich: Seine erlesene Phrasierungskunst in der superb weiträumig zelebrierten Sarabande schuf den Ausdruckshöhepunkt des Abends.

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Gleichsam Bach’sche Klarheit atmete auch Koroliovs anschließende Wiedergabe von Joseph Haydns populärer später C-Dur-Sonate Hob. XVI: 50 (1794), bei der ebenfalls der langsame Satz (ein tief gesangserfülltes F-Dur-Adagio) den bezwingendsten Eindruck hinterließ. Die zweifelsohne genau geschliffenen Außensätze hätten aber durchaus mehr Temperament und Spielfreude vertragen können.

Für erfrischende Vitalitäts- und Spontaneitätszufuhr sorgte dann im zweiten Konzertteil Ljupka Hadzigeorgieva als Primo-Spielerin in Mozarts vierhändiger B-Dur-Sonate KV 358 von 1774. Dass dieses Salzburger Jugendwerk des 18-jährigen Meisters keineswegs geringer geschätzt werden sollte als seine großen späten Sonaten F-Dur KV 497 und C-Dur KV 521, wurde dank der mustergültig harmonischen und ausgewogenen Duo-Darbietung allemal deutlich.

Als interessantes Fundstück und entsprechenden Repertoire-Gewinn verbuchen durfte man Dmitri Schostakowitschs eigenes vierhändiges Arrangement seiner durch klassische Vorbilder inspirierten und 1945 uraufgeführten neunten Sinfonie Es-Dur opus 70.

Wie gut diese Bearbeitung trotz naturgemäß fehlender Orchesterfarben den lakonischen Geist des nur rund 25-minütigen Werkes trifft, unterstrichen Koroliov (Primo) und Hadzigeorgieva (Secondo) mit luzidester spielerischer Präzision und unfehlbarem Gespür für die humoristischen wie expressiven Eigenheiten des Komponisten. Stellvertretend dafür standen der beklemmend verinnerlichte Moderato-Satz und das subtil ausgekostete Allegretto-Finale mit seinen charakteristisch schrägen Pointen.

György Kurtágs vierhändige Fassung der einleitenden Es-Dur-Sonatina aus Bachs früher Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (Actus tragicus)“ BWV 106 folgte nach langem Beifall als wunderbar kontemplative Zugabe.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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