Stadtentwicklung

Kita und Wohnraum in Bensheim unter einem Dach vereinen

Im Bauausschuss wurde über die Bebauung des ehemaligen Bundeswehrdepots diskutiert.

Von 
Jeanette Spielmann
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Auf dem ehemaligen Bundeswehrdepot in der Rheinstraße sollen eine Kita und sozialer Wohnraum entstehen – möglichst in einem Gebäude. © Thomas Neu

Bensheim. Wie bringt man Notwendiges (Kita-Plätze, Wohnungen) möglichst kostengünstig und ohne zu viel Flächenverbrauch unter einen Hut? Darüber diskutierte am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Rathauses der Bau-, Umwelt- und Planungsausschuss. Die in der Stadtverordnetenversammlung eingebrachte Vorlage war bereits im Ortsbeirat West beraten worden, der dazu eine Änderung beschlossen hatte. Auch von der Fraktion der Grünen lag dem Bauausschuss ein Änderungsantrag vor, der in die gleiche Richtung ging: Mit dem Bau einer Kita an der Rheinstraße auch die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum zu ermöglichen und das mit einem Bauwerk, um zu viel Flächenversiegelung zu vermeiden.

Es soll also ein mehrgeschossiges Gebäude entstehen und nicht die klassische „Holzkiste“ wie beispielsweise am Berliner Ring. Die Holzvariante sei zwar schön, so Feridun Bahadori (CDU), aber bei mehrgeschossigen Bauten wäre das schwierig und teuer.

Sparsamer Umgang mit Flächen hat „hohe Priorität“

Ausschussvorsitzender Thomas Götz hatte eingangs der Diskussion bezüglich des Änderungsantrags der Grünen darauf hingewiesen, dass der sparsame Umgang mit Flächen „hohe Priorität“ habe und wichtiger sei als die Zeitschiene. Denn seitens der Baudezernentin war bezüglich der von der Kommunalpolitik gewollten Kombination von Kinderbetreuung und Wohnen die Zeit als Gegenargument in die Diskussion geworfen worden.

Bei einer Wohnbebauung wäre eine zusätzliche Ausschreibung zur Vergabe an einen Bauträger oder Investor erforderlich, was mit einer langen Verhandlungsphase verbunden wäre. Ein weiteres Argument war das Vorhaben, mit der neuen Kita eine kostengünstigere Bauvariante zu wählen, mit der ein Einsparpotenzial von etwa 20 Prozent generiert werden könnte. Im Rahmen einer Langzeitbetrachtung zwischen beiden Bauvarianten (bisherige Bauweise wie beispielsweise in Fehlheim und der neuen Kita an der Rheinstraße) sollte dann ermittelt werden, ob es künftig kostengünstiger gehen kann. Allerdings müssten dann beide Gebäude auch vergleichbar sein, was eine Kombination mit Wohnungen daher ausschließe.

Hinsichtlich des Zeitfensters wurde nach Rücksprache mit dem zuständigen Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf inzwischen etwas Druck aus dem Kessel genommen. Wie Baudezernentin Nicole Rauber-Jung eingangs mitgeteilt hatte, wurde von Schimpf signalisiert, dass die Betriebsgenehmigung für die Containeranlage der Kita Weidenkätzchen an der Werner-von-Siemens-Straße bei einem zügigen Verfahren verlängert werden könnte.

Aufgrund der Info aus Heppenheim sieht Rauber-Jung allerdings jetzt auch die Möglichkeit, über eine Wohnbebauung nachzudenken und für dieses Umdenken und die objektive Darstellung der Situation dankte Franz Apfel (BfB) mit dem Hinweis, dass man in Bensheim Betreuungsplätze und sozialen Wohnungsbau brauche, weswegen sowohl der Beschluss des Ortsbeirates West als auch der Änderungsantrag der Grünen in die richtige Richtung gingen und ein entsprechender gemeinsamer Antrag der Fraktionen für die Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden sollte.

Eventuelle Probleme durch Lärmbelästigung bei Spielplätzen

Als weitere Überlegung brachte er mit der GGEW und der MEGB alternative Vorschläge für die Umsetzung des Projektes in die Diskussion. Für beide seien Beschlüsse getroffen worden, auch sozialen Wohnungsbau zu betreiben und möglicherweise könne damit auch eine europaweite Ausschreibung vermieden werden, bat Apfel um Klärung dieses Sachverhaltes. Dies wurde von Rauber-Jung zugesagt, wobei sie aber auch darauf hinwies, dass sozialer Wohnungsbau auch verwaltet werden müsse und weder die Stadt noch die MEGB dies leisten könnten.

Thorsten Eschborn (FDP) sprach bezüglich der Nutzungskombination angesichts von Anwohnerklagen bei Spielplätzen auch eventuelle Probleme durch Lärmbelästigung an. Das wollte die Baudezernentin nicht bestätigen, zumal es gute Beispiele dafür gebe, das Kita und Wohnungsbau funktionieren. Auch Doris Sterzelmaier (Grüne) wies darauf hin, dass Kitas am Abend nicht belebt seien und Franz Apfel erinnerte an die Kita der AWO im Gewerbegebiet, wo ebenfalls eine Nutzungskombination möglich sei.

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Rudolf Volprecht (CDU) verwies auf die zu beschließende Vorlage, laut der es vor allem um das Einsparpotenzial von 20 Prozent gehe, das bei Sozialwohnungsbau, für den man Geld brauche, obsolet sei. Der Hinweis von Petra Jackstein (CDU), dass bei der Planung nicht nur die Kita, sondern eine städtebauliche Betrachtung für die Gesamtfläche ins Auge gefasst werden sollte, bestätigte auch Doris Sterzelmaier: „Was braucht die Stadt in diesem Gebiet?“

Peter Leisemann (FWG) hatte sich beim Beschlussvorschlag der Verwaltung über die Formulierung mit den fünf bis sechs Gruppen gestört, da bei den ebenfalls aufgeführten vier Ü3-Gruppen und 2 U3-Gruppen eigentlich sechs Gruppen erforderlich seien.

Ein städtebauliches Konzept soll erstellt werden

Am Ende kam der Bauausschuss zu dem einstimmigen Beschluss, dem Neubau einer Kita mit „bis zu sechs Gruppen“ zuzustimmen. Außerdem soll ein städtebauliches Konzept für das gesamte zur Verfügung stehende Gelände erstellt werden, das auch ein Gebäude mit einer kombinierten Nutzung für Kita und Wohnen beinhaltet. Den Änderungsantrag der Grünen zog Thomas Götz zurück.

Bis zur nächsten Stadtverordnetenversammlung werden die Fraktionen klären, ob für einen gemeinsamen Antrag an dem Beschluss noch etwas zu ändern ist. Der Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt sich am kommenden Montag (4.) mit der Thematik.

Freie Autorin

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