Pipapo-Theater

Kindertheater in Bensheim: Katze mit Hut – und großem Herz

Das neue Kinderstück des Kellertheater-Ensembles bricht eine Lanze für Solidarität, Toleranz und Freiheit.

Von 
Eva Bambach
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Die warmherzige Katze mit Hut nimmt im neuen Kinderstück des Pipapo-Theaters allerlei Sonderlinge in dem Haus in der Backpflaumenallee auf. © Thomas Zelinger

Bensheim. Das neue Kinderstück des Pipapo-Theaters ist angelaufen: „Katze mit Hut“, nach einem Kinderbuch von Simon und Desi Ruge, ein internationaler Erfolg und von der Augsburger Puppenkiste verfilmt, ist bestens geeignet, um die Kinder an den kommenden Wochenenden vom mitunter ungeduldigen Warten auf Weihnachten abzulenken.

Das Ensemble mit Carolin Arndt, Luise Clever, Monika Hartz, Jürgen Kotrade, Josefine Lustig, Tamás Svajda, Alexander Vogel und Tanja Weber hat unter der Regie von Annika Sohnrey eine kindgemäße Inszenierung erarbeitet, die nicht nur mit einer guten schauspielerischen Leistung, sondern auch mit beeindruckenden Kostümen und einem mit viel Einfühlungsvermögen und guten Einfällen gestalteten Bühnenbild punktet. Die intime Atmosphäre im Kellertheater mit den wenigen Plätzen gibt auch Kindern, die noch nie im Theater waren, die Möglichkeit, die Prinzipien szenischer Darstellung zu begreifen.

Dudelhuhn, Zappergeck, Baby Hübner und Stolpervogel

Die mit der Vorlage vorgegebene, manchmal etwas dialoglastige Handlung wird für Kinder ab etwa vier bis fünf Jahre nachvollziehbar gestaltet. Es geht um nichts Geringeres als einen Gegenentwurf zur profitorientierten Erwachsenenwelt, die von dem Finanzberater und Hausvermieter Maulwisch repräsentiert wird.

In dessen, durch Maulwischs unglückliche Kindheit verwünschtes und daher jahrelang leerstehendes Haus zieht die – ansonsten namenlose – „Katze mit Hut“ ein. Sie will das Haus glücklich wohnen. Doch zahlt sie die vereinbarte Miete nicht und nimmt aufgrund ihres warmen Herzens außerdem im Lauf der Zeit immer mehr merkwürdige Außenseiter in das zur Pension mutierende Haus in der Backpflaumenallee auf.

Als da wären: Das Dudelhuhn, das leidenschaftlich gern Karten spielt und jeden Tag ein schönes Ei legt, ein Hund, der als Kapitän zur See fuhr und jetzt den Garten umgräbt und der freche kleine Zappergeck, ein am ganzen Körper grün glänzendes Drachenkind, das immer nur Unsinn im Kopf hat und für viel Action auf der Bühne sorgt.

Außerdem: Baby Hübner, ein musikliebendes Wildschwein, das (auch musikalisch) noch viel lernen muss und ebenfalls immer wieder für einen Gag gut ist. Der arme Stolpervogel, ein Storch mit Beinen in der falschen Farbe, der deshalb aus der Gesellschaft ausgestoßen wurde und in der Backpflaumenallee ein neues Zuhause findet.

Ein Lama kommt auch noch dazu, „aus gutem Hause“, das sich gern nützlich machen möchte, bei der Arbeit aber immer einschläft, und das die Angewohnheit hat, rückwärts zu laufen, weil sein Hinterteil schlauer ist als das Vorderteil.

Und schließlich sind da noch, ein Highlight für alle Kinder, die Gebrüder Erbsenstein, Spezialisten für „Erfindungen nach Wunsch“. Ihre famos gestaltete, sogar über ein großes Drehlicht verfügendende Hosenstopfmaschine ist zwar ein echter Blickfang auf der Bühne, vermag aber die „vernünftigen“ Leute nicht zu überzeugen, so dass auch die Gebrüder Erbsenstein ein Fall für die Wohngemeinschaft in der Backpflaumenallee werden.

Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, ist klar. Diese Gesellschaft von Sonderlingen und die stets ausbleibenden Mietzahlungen erbittern den Hausbesitzer Maulwisch, der schließlich um ein klärendes Gespräch bittet. Die Hausbewohner sind nervös und wollen ihr Bestes geben: Sie legen eine Tischdecke auf, geloben Höflichkeit und der Zappergeck bekommt sogar eine rosa Schleife um den Hals. Doch vor lauter Aufregung geht alles gründlich schief und es kommt zum Eklat mit dem jähzornigen Vermieter Maulwisch. Der schmeißt alle Tiere gnadenlos raus und gibt sie der Obdachlosigkeit anheim. Doch findet die Katze mit Hut am Ende vielleicht doch noch einen Ausweg?

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Das Stück bricht eine Lanze für Solidarität, Toleranz, Freiheit und Gleichheit. Jeder soll seinen Platz finden, ganz gleich welche Fehler er vielleicht hat. Diese Botschaft kommt spielerisch und unverkrampft rüber.

Geschickt nutzt die Inszenierung immer wieder Chancen, die Handlung aufzulockern, nicht nur durch wechselnde Bühnenbilder, die die Kinder zum Staunen bringen. Zum Beispiel stromern die Gebrüder Erbsenstein als sich mit Pfeifen und anderen Geräuschen, weniger aber mit Wörtern verständigende Spaßmacher hin und wieder durchs Publikum und beziehen die Kinder ins Spiel ein.

Die Aufführung dauert eine gute Stunde. In diesem Jahr wird sie noch am 14., 15. und 21. Dezember zu sehen sein, jeweils ab 15.30 Uhr. Weitere Termine gibt es im Januar und Februar 2025.

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