Bensheim. Die Sommerpause ist vorbei – jetzt wird es wieder ernst in der Bensheimer Kommunalpolitik. Wenn die Stadtverordneten am 18. September im Bürgerhaus Kronepark in Auerbach zusammenkommen, steht eine breite Themenpalette auf der Tagesordnung. Beraten wird unter anderem über den Neubau einer Sporthalle, Änderungen an Bauplänen, höhere Gebühren für das Parktheater und über die mögliche Einführung des Autokennzeichens „BEN“.
Neue Dreifeld-Sporthalle am Berliner Ring
Besonders im Blickpunkt steht die geplante Dreifeld-Sporthalle, die auf einer Teilfläche des Geländes am Berliner Ring errichtet werden soll. Dort hatte der FC Italia Bensheim im Jahr 2016 als Ersatz für den aufgegebenen Meerbachsportplatz einen Kunstrasenplatz erhalten – mit der Verpflichtung, auf eigene Kosten ein Vereinsheim mit Umkleiden, Duschen und Toiletten zu errichten. Bis heute wurde weder ein Bauantrag gestellt noch ein Finanzierungsplan vorgelegt. Auch Fördergelder des Landes verfallen damit.
Die Stadt sieht sich deshalb gezwungen, ihr im Vertrag verankertes Rücktrittsrecht geltend zu machen. Die Verantwortung für das Gelände geht damit zurück an die Kommune. Im Bauausschuss erklärte Stadträtin Nicole Rauber-Jung, der Kreis Bergstraße habe die freie Fläche inzwischen als Standort für eine neue Dreifeld-Sporthalle vorgeschlagen. Sie soll sowohl für den Schulsport als auch für Vereine zur Verfügung stehen.
Da die Sporthalle am Alten Kurfürstlichen Gymnasium während der Sanierung nicht nutzbar ist, will der Kreis bis zur Fertigstellung der neuen Halle auf dem Gelände eine Traglufthalle mit Sanitär- und Logistikcontainern errichten. Diese Lösung soll sowohl Schulen als auch Vereinen Übergangsmöglichkeiten bieten. Die Kosten für Bau und Betrieb trägt der Kreis. Im Bauausschuss fand dieser Plan breite Zustimmung. Frühere Überlegungen, eine Halle auf einer benachbarten Grünfläche zu errichten, wurden verworfen.
Bebauungsplan Darmstädter Straße / Franz-Schubert-Straße
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung ist der Bebauungsplan für das Gebiet Darmstädter Straße / Franz-Schubert-Straße. Die Stadtverordneten sollen über die aktuelle Fassung vom Juli 2025 entscheiden. Dabei geht es um den genauen Plan, die dazugehörigen Regeln und die schriftliche Begründung. Außerdem liegt ein Entwurf vor, wie das Bauvorhaben und die nötige Erschließung umgesetzt werden sollen.
Inhaltlich geht es auch um ökologische Standards. Ein Änderungsantrag der Grünen sieht vor, die Beleuchtung auf Freiflächen insektenfreundlich auszugestalten. Leuchten sollen nach unten abstrahlen, nur warmweiße LEDs oder vergleichbare Technologien mit geringem Blauanteil seien zulässig. Außerdem sollten künftig 50 Prozent der Dachflächen von Neubauten verpflichtend mit Photovoltaik- oder Solarmodulen bestückt werden.
Gebührenerhöhungen beim Parktheater
Auch die Nutzung des Parktheaters ist erneut Thema. Die Gebührenordnung wurde zuletzt 2023 angepasst. Nun sollen die Gebühren ab 1. Januar 2026 erneut steigen.
Die Auslastung des Parktheaters sei derzeit stabil hoch. 2024 wurden 212 Belegungstage verzeichnet, so viele wie noch nie. Weil der Spielbetrieb damit kaum ausgedehnt werden kann, setzt die Stadt auf regelmäßige Gebührenerhöhungen, um gestiegene Betriebskosten zu decken. Im Haupt- und Finanzausschuss stimmten sieben Mitglieder für die Erhöhung, zwei enthielten sich.
Die Grünen hatten beantragt, Vereine und Schulen von den Erhöhungen auszunehmen. Doris Sterzelmaier argumentierte beim Haupt-und Finanzausschuss, Kulturangebote müssten bezahlbar bleiben. Franz Apfel (BfB) lehnte dies ab und verwies auf die Finanzlage. Der Antrag scheiterte mit sieben Nein-Stimmen, die Verwaltungsvorlage wurde angenommen.
Regionalplan: Streit um Entlastungsfunktion
Für Diskussionen dürfte auch der Entwurf des neuen Regionalplans Südhessen sorgen. Darin ist Bensheim als Entlastungskommune für Frankfurt ausgewiesen. Mehrere Fraktionen lehnen diese Rolle ab und fordern, keine zusätzlichen Wohnbauflächen bereitzustellen. In ihrem Antrag verweisen BfB, VuA und FWG auf die begrenzten Flächenreserven, die bereits stark ausgelastete Infrastruktur und die große Entfernung zur Metropole.
Sie beantragen zudem eine Verlängerung der Frist für die städtische Stellungnahme bis zum 15. Dezember und eine Bürgerversammlung, in der die Entwürfe öffentlich vorgestellt werden sollen. Nach Ansicht der Antragsteller gefährde die Einstufung als Entlastungskommune sowohl die städtische Identität als auch die Lebensqualität.
Kennzeichen „BEN“: Alte Idee mit neuer Dynamik
Ein eher symbolisches, aber emotional besetztes Thema ist die mögliche Einführung des Kennzeichens „BEN“. Unter der Federführung der Stadt Rodgau haben sich mehrere Kommunen zusammengeschlossen, um eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung zu erreichen. Künftig sollen auch Mittelstädte mit mehr als 20.000 Einwohnern eigene Kürzel beantragen können.
Für die Stadt entstehen dabei keine Kosten. Bürgerinnen und Bürger können freiwillig wechseln, die Gebühren entsprechen den üblichen Kosten bei einer Ummeldung. Im Haupt- und Finanzausschuss machte Bürgermeisterin Christine Klein deutlich, dass sie gegen die Einführung des Kennzeichens „BEN“ keine Einwände hat. Es handele sich um eine zusätzliche Option ohne Verwaltungsmehraufwand. Franz Apfel (BfB) sprach von „Liebe für die Stadt ohne Kosten“. Doris Sterzelmaier (Grüne) hielt dagegen und sprach von einer „Schnapsidee“. Bensheim habe größere Probleme, zudem sei die symbolische Wirkung fraglich. Am Ende votierten acht Ausschussmitglieder für die Einführung, ein Mitglied enthielt sich.
Weitere Anfragen
Neben den großen Sachthemen stehen in der ersten Sitzung nach der Sommerpause auch mehrere Anfragen von Fraktionen auf der Tagesordnung.
So wollen BfB und VuA unter anderem Auskunft über die Folgen des geplanten Neubaugebiets auf dem ehemaligen Sanner-Gelände. Dort sollen bis zu 1.000 Menschen einziehen. Die Fraktionen fragen unter anderem nach dem Bedarf an zusätzlichen Kita-Plätzen, nach der ausreichenden Kapazität der Schillerschule in Auerbach, nach einer möglichen Abstimmung mit dem Kreis Bergstraße sowie nach der Dimensionierung der Abwasseranlage des KMB.
Eine weitere Anfrage betrifft erneut den FC Italia Bensheim. Die BfB-Fraktion möchte unter anderem wissen, ob und in welcher Höhe der Verein Zuschüsse von Land, Kreis oder anderen Stellen erhalten hat, ob der bestehende Pachtvertrag wegen Nichterfüllung gekündigt werden kann und ob die pauschalierten städtischen Zuschüsse in Höhe von 5.440 Euro weitergezahlt wurden. Außerdem wird nach den Konsequenzen einer möglichen Kündigung und nach einer künftigen Lösung für die Sportanlage gefragt – auch mit Blick auf eine gemeinsame Nutzung durch TSV Auerbach und FSG.
Schließlich erkundigen sich BfB und VuA nach dem Gebäude Marktplatz 3, dem ehemaligen Schuhhaus Weikert. Medienberichte hatten zuvor einen Eigentümerwechsel vermeldet. Die Fraktionen möchten wissen, ob dies zutrifft, ob eine Sanierung geplant ist, ob es bereits Gespräche mit der Stadt oder dem Kreis gibt und ob ein Zeitplan vorliegt.
Die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ist öffentlich. Bürgerinnen und Bürger können die Beratungen ab 18 Uhr im Bürgerhaus Kronepark verfolgen.
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