Musikschule Bensheim

Jahreskonzert der Musikschule Bensheim im Parktheater

Von 
Thomas Tritsch
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Zum traditionellen Jahreskonzert hatte die Musikschule Bensheim am Freitagabend ins Parktheater eingeladen. © Thomas Zelinger

Bensheim. Im musikalischen Bereich hat die Pandemie insbesondere die Probenarbeit der großen Orchester und Ensembles getroffen. Hier sind die Spuren von Corona noch immer erkennbar, so Andreas Riechers von der Musikschule Bensheim beim traditionellen Jahreskonzert im Parktheater.

Nach dem „Podium junger Künstler“ im Oktober waren die Schüler diesmal wieder im großen Saal des Kulturhauses zu Gast. Allerdings krankheitsbedingt dezimiert und dramaturgisch in einem kleineren, eher kammermusikalisch geprägten Rahmen als sonst.

Auch die Publikumszahlen sind noch nicht mit der Zeit vor Corona vergleichbar. Gehörte das Jahreskonzert der Musikschule stets zu den Veranstaltungen mit einem vollen Haus, so fanden sich am Freitagabend deutlich weniger Gäste ein als sonst. Schlecht besucht war das facettenreiche Konzert dennoch nicht – und musikalisch anspruchsvoll wie eh und je.

Flotte Kabinettstückchen

Theresia Hebling (Querflöte) und Holger Mehling an der Klarinette aus den Klassen von Ulrike Lamadé und Samir Müller bewiesen technisches Können und klangliches Einfühlungsvermögen bei zwei Sätzen aus einem von Kaspar Kummer komponierten Duo (op.46), das die Instrumentalisten mit viel Einfühlungsvermögen für die fragile Textur des Werks dargeboten haben. Beide waren in den vergangenen Jahren wiederholt bei „Jugend musiziert“ auf regionaler wie auch auf Landesebene erfolgreich.

Die Sonatine für Flöte und Klarinette von André Jolivet, einem französischen Komponisten, verführte die jungen Musiker zu Höchstleistungen: Die Freiheit des Ausdrucks und markante Dynamik des dritten Satzes (Intermezzo) war im Parktheater akustisch greifbar. Ein dialogisch geprägtes, zum Ende hin sehr flottes und vitales Kabinettstückchen mit rhythmischen Finessen und farbenreichen Ausprägungen.

Anna Häring aus der Klasse von Laima Hofmann hat Chopins Klavierwalzer Nr.2 op. 64 mit viel Einfühlungsvermögen und Präzision zum Leben erweckt. Der seiner Klavierschülerin Baronin Charlotte de Rothschild gewidmete cis-moll-Walzer in langsamem Tempo offenbart eine gefühlvolle Motivik und gehört heute zum pianistischen Kernrepertoire – vielleicht eine der populärsten Melodien Chopins.

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Mit einer hervorragenden Leistung konnte Fabian Rentzsch, ambitionierter Nachwuchspianist aus der Klavierklasse von Yaeko Albrecht, beim Mendelssohn-Wettbewerb im vergangenen Jahr auf sich aufmerksam machen. Wie damals spielte er auch am Freitag das Scherzo Nr. 2 op. 31 in b-Moll von Frederik Chopin: ein Musterbeispiel feiner Klavierromantik mit bemerkenswerter technischer Virtuosität eine ein hohes Maß an Sensibilität und klangmalerischer Ausgestaltung. Ebenfalls aus der Klavierklasse von Albrecht stammt Haomeng Zhang. Das Talent präsentierte eine Tarantella von Moritz Moszkowski, ein tänzerisch lebhaftes Stück Klavierliteratur, das die zweite Hälfte des Abends vortrefflich eröffnet hat.

Die Ouvertüre gehörte wie fast immer den Blockflötenklassen unter der Leitung von Gabriela Roos-Weimar. Von Mini bis Maxi in drei Gruppen unterteilt, bewegten sich die rund 50 zumeist weiblichen Interpretinnen souverän zwischen ABBA und spanischen beziehungsweise irischen Volksweisen.

Das Bläser-Ensemble von Andreas Riechers mit Jonathan Land, Holger Mehling, Ursula Stroth, Brigitte Mildenberger und Annelie Rückert hatte sich das Menuetto aus der „Bohemian Suite“ für Klarinettenensemble von Jaroslay Bradac ausgesucht. Und auch Eckhard Kopetzkis „Waltz for a Clown“, dargeboten von Samuel Banasek aus der Schlagzeugklasse von Helmut Karas, brachte eine heitere Stimmung ins Parktheater, wo gewohnt viele Eltern, Großeltern und weitere Verwandte der Musikschüler mit Beifall nicht gespart haben.

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Zum Finale des Abends spielte das Rock- und Popensemble (Luis Rettig, Nils Hoffmann, Jannis Langhorst, Samuel Düringer) unter der Leitung von Werner Nowak klassische Rocksongs der 60er und 70er Jahre. Neben dem Gitarren-Prunkstück „Apache“ von den Shadows zeigte die Gruppe beim langsamen „Take It To The Limit“ von den Eagles aus dem Jahr 1975, was in ihnen steckt.

Ein Titel, der eventuell auch als Überschrift des Jahreskonzerts getaugt hätte. Denn die jungen Musiker – den pandemischen Nachwehen zum Trotz – loteten im Parktheater teilweise ihr individuelles Können aus und tasteten sich so in neue künstlerische Sphären voran.

Das alljährliche Bühnenprogramm ist immer wieder aufs Neue ein plastisches Abbild dessen, was hinter den Kulissen der Musikschule passiert und wie sich die einzelnen Musiker und Ensembles weiterentwickeln.

Freier Autor

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