Bensheim. Bis 2050 soll Strom in Deutschland nahezu vollständig aus Erneuerbaren Energien stammen. Photovoltaik spielt dabei eine wichtige Rolle. Nicht nur auf Dächern, sondern auch auf Freiflächen in der Natur. Die GGEW AG hat in den vergangenen Jahren bereits Solarparks in Alsbach-Hähnlein, Heppenheim und Erbach realisiert. Jetzt hat der Energiedienstleister eine knapp sechs Hektar große Wiese westlich der A 5 in Bensheim im Visier.
Ein eher kleines Areal „am unteren Rand der Wirtschaftlichkeit“, erläutert Florian Grob, Bereichsleiter Erneuerbare Energien bei einem Vor-Ort-Termin mit der örtlichen CDU-Fraktion. Aber attraktiv genug, um das Gebiet für Photovoltaik zu erschließen.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Das sieht auch die Union so: Das Areal sei für PV prädestiniert. Es liege ideal, etwas abseits und ohne direkte Nachbarschaft, so Fraktionsvorsitzender Tobias Heinz. In der Sonnenenergie sehe man großes Potenzial, um die Energiewende voranzutreiben. Neben Privatleuten und Unternehmen sei auch die Stadt gefordert, den Ausbau zu beschleunigen, so Heinz
Wenn alles reibungslos verläuft, könnte die Anlage aus rund 11 000 PV-Modulen im Frühjahr 2025 ans Netz gehen. Die Stadtverordnetenversammlung hatte vor drei Jahren entschieden, dass in diesem Bereich eine solche Anlage entstehen soll. Die Stadt plant das Projekt mit der GGEW AG.
80 Prozent im städtischen Besitz
Die Eigentümerfrage ist längst gelöst: Rund 80 Prozent der Flächen sind in städtischem Besitz. Der Rest ist auf zwei private Besitzer verteilt, die bereits grünes Licht gegeben haben, so Florian Grob.
Die nötigen Gutachten liegen vor oder sind in Arbeit. Die GGEW verweist darauf, dass eine Fläche von jeweils 15 Metern zu beiden Seiten der Oberleitungen des Verteilnetzbetreibers Westnetz unbebaut bleiben müsse.
Die restliche Wiese stehe für die Module zur Verfügung, die in Ständerbauweise platziert werden sollen. Durch eine neue Gesetzgebung im Baurecht werden seit Beginn dieses Jahres Freiflächen-PV-Anlagen in die Liste der privilegierten Vorhaben aufgenommen, die sich auf einer Fläche längs von Autobahnen oder zweigleisigen Schienenwegen des übergeordneten Netzes befinden und von diesen maximal 200 Meter entfernt sind. Das bedeutet, dass für förderfähige Vorhaben auf diesen Flächen kein Bebauungsplan erstellt werden muss.
Zu den wesentlichen Änderungen zählt die Erweiterung der Randstreifen entlang von Autobahnen und Schienenwegen von bisher 200 auf 500 Meter inklusive des Wegfalls des bisher gültigen 15-Meter-Korridors.
Schafe als Rasenmäher
Beim neuen Bensheimer Projekt südlich der verlängerten Saarstraße gehe man den Weg eines klassischen Bauleitplanverfahrens, so Florian Grob. Das dürfte etwa ein Jahr dauern, heißt es vonseiten des Energieversorgers. Danach startet die Genehmigungs- und die Bauphase, die nochmals rund ein halbes Jahr in Anspruch nehmen wird. Danach soll der Solarpark mit einer Nennleistung von circa 6500 Kilowatt Peak rund 6,9 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen – genug, um rechnerisch rund 2300 Haushalte versorgen zu können, so Steffen Hundemer, Teamleiter für Projektentwicklung und Akquisition bei PV- und Windenergieprojekten. Das klare Ziel laute dabei: Strom aus der Region für die Region.
Nach den Solarmodulen sollen künftig – nach derzeitiger Planung – auch tierische Bewohner auf dem Areal unterwegs sein. Angedacht ist eine teilweise Beweidung mit Schafen. Wie gut die Kombination Energietechnik und Landwirtschaft funktionieren kann, habe man bereits mit dem Solarpark in Heppenheim „Am Burggut“ bewiesen, so Florian Grob. Eine Bodenverdichtung durch die Tiere erkennt er nicht, da sie nur zwei Mal im Jahr für kurze Zeit und auf wechselnden Flächen als biologische Rasenmäher vor Ort sein sollen.
Die Unterkante der Module sei hoch genug, dass die Wiederkäuer einen freien Zugang zu fast allen Grünbereichen buchstäblich genießen können. Durch die Aufständerung der Module, die in einem Winkel von 20 Grad angebracht werden, komme es außerdem nicht zu einer Versiegelung des Bodens. Die Anlage sei so konstruiert, dass sie nach der Nutzungsphase schnell und mühelos zurückgebaut werden könne.
Immer auf der Suche nach geeigneten Flächen
Eine Bürgerbeteiligung sei bei solchen GGEW-Projekten grundsätzlich möglich, so Florian Grob. Auf diese Weise könne jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und dabei finanziell profitieren.
Damit werden die Solarparks finanziert sowie gegebenenfalls weitere Anlageobjekte im Bereich der Erneuerbaren Energien initiiert. In welcher Dimension dieses Modell in Bensheim praktiziert wird, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber noch unklar.
Der Projektentwickler plant perspektivisch noch weitere Freiflächenanlagen in der Region. Man sei immer auf der Suche nach geeigneten Standorten für eine Photovoltaiknutzung. Gerne auch im großen Maßstab. Auf zehn oder 15 Hektar sind Freilandanlagen wirtschaftlich besonders attraktiv.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim_artikel,-bensheim-im-westen-von-bensheim-soll-ein-solarpark-entstehen-_arid,2118518.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim.html
[2] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html