Fehlheim. Die gemeinsame Sitzung der Ortsbeiräte von Fehlheim und Schwanheim nutzten die Ortsvorsteher Stefan Stötzel (Fehlheim) und Konrad Klapfenberger (Schwanheim) für eine aktuelle Sachstandsinformation zur ICE-Neubaustrecke. Dazu konnte Reimund Strauch vom Umweltverband „Mensch vor Verkehr“ begrüßt werden, der sich allerdings erst einmal eineinhalb Stunden gedulden musste, bis er zu Wort kommen konnte. Allerdings ist Strauch nicht nur Mitbegründer und Sprecher von „Mensch vor Verkehr“, sondern seit 34 Jahren auch Kommunalpolitiker in Einhausen, weswegen er die intensive Diskussion um das geplante Kita-Projekt (wir haben berichtet) durchaus mit Interesse verfolgte.
Geduld und Durchhaltevermögen beweist Strauch aber auch schon seit Jahrzehnten beim Bahnprojekt ICE-Neubaustrecke. 1998 hatte die Bahn die Planung für die Neubaustrecke vorgelegt. Ein Jahr später gründete sich die Bürgerinitiative, die 2002 Verein wurde und seit 2018 als Umweltverband anerkannt ist.
Die Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim, die auch durch den Kreis Bergstraße führt, ist Teil des Eisenbahnkorridors Mittelrheinachse von Köln bis Karlsruhe und bildet den Lückenschluss des Schienenkorridors Rotterdam-Genua. Der Streckenabschnitt zwischen Frankfurt und Mannheim gilt dabei als der mit den höchsten Zugbelastungen und den größten Engpässen im deutschen Eisenbahnnetz. Während die Schweiz im vergangenen Jahr bereits ihren dritten Alpentunnel eingeweiht und damit den Bau der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) abgeschlossen hat, hinkt Deutschland beim Bahnkorridor Rotterdam-Genua noch hinterher.
Über 20 Jahre nach der Vorstellung der Planung für die Bergstraße, hat sich die Bahn im vergangenen November auf eine Trasse festgelegt, die zwischen Zeppelinheim und Lorsch entlang der Autobahnen A 5 und A 67 verläuft. Dagegen ist auch seitens des Umweltverbandes Mensch vor Verkehr nichts einzuwenden. Was aber beim Verband auf Widerstand stößt, ist die Art und Weise des Trassenbaus. Denn nach wie vor pochen die Bergsträßer Kommunen auf einen bergmännischen Tunnel, der die Züge auf unterirdischem Weg an der Besiedlung zwischen Langwaden und südlich von Lorsch vorbeiführt.
Die Bahn will das aber offenbar anders lösen. Lediglich zur Querung der A 67 ist eine kurze Untertunnelung geplant, ansonsten ist im Bereich von Langwaden, Einhausen und Lorsch eine offene Streckenführung geplant. Schallschutzwände sollen hier für die Einhaltung der Grenzwerte bei der Lärmbelastung sorgen.
Ungelöste Schutzfälle
Das funktioniert aber nicht überall, wie von Reimund Strauch zu hören war. So gibt es bei Langwaden noch 34 ungelöste Schutzfälle (Wohneinheiten), wo diese Schutzmaßnahmen nicht greifen. Hier muss Geld für den Einbau von entsprechenden Schallschutz-Fenstern zur Verfügung gestellt werden.
Deutlich machte der Verbandssprecher, dass man die Neubaustrecke nicht verhindern wolle, denn die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene sei gewollt. Für ein Raunen im Publikum sorgte Strauch mit der Feststellung, dass auf der Strecke nach deren Fertigstellung mit rund 140 Güterzügen zwischen 22 und 5 Uhr zu rechnen sei.
Wichtig für den Umweltverband ist, dass das Projekt so realisiert werde, dass dadurch keine Neuverlärmung entstehe und dafür sei der bergmännische Tunnel die beste Lösung. Das gelte auch vor dem Hintergrund der mit der Umsetzung des Projektes einhergehenden Vernichtung von 400 Hektar Wald. Zusammen mit der Erweiterung der A 67 handele es sich hier um ein Jahrhundertprojekt und eine oberirdische Baustelle mit einer seitlichen Ausdehnung von bis zu 100 Metern. Anders als bei einer offenen Streckenführung könne bei einem bergmännischen Tunnel der oberirdische Bereich wieder aufgeforstet werden. Dennoch werde Wald vernichtet und dafür müsse ein Ausgleich geschaffen werden, und zwar in der Region, so Strauch in seinen Ausführungen abschließend.
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