Bensheim. Vor 20 Jahren gründeten die Handballabteilungen der TSV Auerbach und der SSG Bensheim die Handballspielgemeinschaft Bensheim-Auerbach – seit diesem Montag ist der Posten an der Spitze der HSG unbesetzt. Stefan Stehle, der den Vorsitz 2018 übernommen hatte, stellte sich bei der Jahreshauptversammlung der HSG am Montag in der Vereinsgaststätte der TSV Auerbach am Weiherhausstadion nicht mehr zur Wahl. Nach 15 Jahren in verschiedenen Funktionen als Trainer und im Vorstand sah Stehle für sich aus verschiedenen Gründen den Zeitpunkt gekommen, das Amt zukünftig nicht mehr auszuüben.
Eine Übergangslösung
Intern war die Entscheidung des ersten Vorsitzenden schon seit Längerem bekannt. Die HSG-Verantwortlichen hatten deswegen Ausschau nach einem Nachfolger für Stehle gehalten. Ohne Erfolg. Da sich im Verlauf der Sitzung, wenig überraschend, spontan keine neuen Kandidaten für die Führungsposition meldeten, wurde eine Übergangslösung angenommen: Für die HSG-Vorstandskorrespondenz und -angelegenheiten wird ein zentrales Postfach eingerichtet, auf das der gesamte Vorstand Zugriff hat.
Marc Friedrich, der wiedergewählte 2. Vorsitzende der HSG, wird das Postfach federführend betreuen und die Aufgabenverteilung koordinieren. Friedrich wies ausdrücklich auf den vorübergehenden Charakter dieser Maßnahme hin. Bis Weihnachten soll ein neuer erster Vorsitzender oder eine neue erste Vorsitzende gefunden werden.
Bei der ersten Präsenz-Jahreshauptversammlung nach dreijähriger coronabedingter Pause war die abzuarbeitende Tagesordnung umfangreich. Geprägt waren die drei vergangenen Jahre von den Auswirkungen der Pandemie für den Handballsport. Abgebrochene und komplett ausgefallene Spielzeiten, die Erarbeitung von Hygienekonzepten für den Trainings- und Spielbetrieb sowie deren Anpassung an die jeweils gültigen Regelungen und die Einschränkungen für das Vereinsleben waren über viele Monate die bestimmenden Themen.
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Die HSG sei im Vergleich zu vielen anderen Vereinen gut durch die Pandemie gekommen, berichtete Stefan Stehle. Durch die digitalen Trainings- und Kommunikationsangebote seien die Kontakte auch während des Lockdowns aufrechterhalten geblieben. „Wir waren weiterhin als Verein wahrnehmbar.“
Ein „Wermutstropfen“ (Stehle) der Beschränkungen war, dass der 20. Geburtstag der HSG nicht gefeiert werden konnte. Aufgrund der unsicheren Pandemie-Situation habe man davon abgesehen, in die Planungen für eine Jubiläumsparty einzusteigen. Die Durchführung eines solchen Festes benötige eine längere Vorlaufzeit und ein entsprechendes Budget. Das Risiko, die Veranstaltung nicht ausrichten zu können, sei zu groß gewesen.
Das Verhältnis zwischen den Trägervereinen TSV Auerbach, die durch den Vorstandsvorsitzenden Joachim Vogt und Vize-Präsident Horst Knop vertreten war, und SSG Bensheim habe sich laut Stehle zuletzt positiv entwickelt und sei gut wie selten zuvor.
Überraschende Zahlen
Einen Einblick in die Organisation des Spielbetriebs bei der HSG Bensheim/Auerbach gab Dieter Brandt. Abgesehen vom Flames-Bundesliga-Team und den Junior-Flames (3. Liga) ist Brandt auf diesem Sektor zuständig für alle HSG-Mannschaften. Derzeit liegen insgesamt 386 Spielberechtigungen für die HSG vor, 157 für den weiblichen und 229 für den männlichen Bereich. Überraschende Zahlen, da die weibliche Sparte traditionell personell besser aufgestellt ist bei der HSG. Diese Kartei soll demnächst auf den aktuellen Stand gebracht werden.
Finanziell steht die HSG Bensheim/Auerbach auf einem soliden Fundament, referierte Gabi Herborn, die gemeinsam mit Rita Zimmermann die HSG-Kasse führte. Coronabedingt sei die Anzahl der Ausgaben und Einnahmen im Berichtszeitraum überschaubar gewesen. Die Basisfinanzierung der HSG erfolgt über regelmäßige Zuwendungen der TSV Auerbach und der SSG Bensheim. Die Finanzierung des Bundesliga-Spielbetriebs der Flames läuft nicht über die HSG, sondern über die Auerbacher Handball Sport und Marketing GmbH. Die Kassenprüfer Jörg-Uwe Stehle und Christa-Maria Krauss beantragten die Entlastung des Vorstandes, die von der Versammlung einstimmig gewährt wurde.
Weniger erfreulich waren die Einlassungen von Jan-Philipp Geier und Philipp Kuch zum Zeitnehmer- und Schiedsrichterwesen. Der HSG-Zeitnehmer-Pool ist personell gut ausgestattet. Allerdings werden die erforderlichen Schulungen mäßig besucht, so dass einige Zulassungen nicht verlängert werden können. Zudem wird die Ausbildung und Meldung neuer HSG-Zeitnehmer beim Verband vereinzelt durch nicht mehr aktive Zeitnehmer blockiert.
Ernsthafte Probleme
Vor ernsthaften Problemen steht die Handballspielgemeinschaft bei der Anzahl der Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen. Ein wiederkehrendes Handicap aus der Vergangenheit, das die Handballer einige Jahre lang Geld und Punkte gekostet hatte. Nachdem die HSG durch eine mit finanziellen Anreizen verbundene Schiedsrichterinitiative Abhilfe auf diesem Gebiet geschaffen hatte, taucht das Thema nun wieder auf der Agenda auf. Das vom Verband vorgegebene Schiedsrichter-Soll für die HSG liegt bei 14 Unparteiischen. Momentan fehlen zwei bis drei Referees, so Kuch. Für die Saison 2022/23 kommt damit eine Geldstrafe auf die HSG zu.
Sollte sich in den nächsten Jahren am Schiedsrichter-Minus nichts ändern, drohen kontinuierlich steigende Geldstrafen und zusätzlich Punktabzüge. Die dringend benötigten Schiedsrichter müssen nach Einschätzung von Kuch vereinsintern vor allem unter den Aktiven gewonnen werden. Neben der üblichen Aufwandsentschädigung erhalten HSG-Schiris einen Bonus durch den Verein. Für junge Menschen sei der Schiedsrichter-Job bei der HSG lukrativ, merkte Horst Knop dazu an.
Das Vorstandsteam der HSG
Der neugewählte Vorstand der HSG Bensheim/Auerbach:
1. Vorsitzender: unbesetzt. - 2. Vorsitzender: Marc Friedrich (wiedergewählt).
Organisation Spielbetrieb: Dieter Brandt (wiedergewählt). - Kassenwarte: Silas Herborn, Steffen Kleber (beide neu). - Schriftführer: Niklas Kilian (neu).
Zeitnehmer- und Schiedsrichterwesen: Philipp Kuch, Jan-Philipp Geier, Eric Hartmann (alle wiedergewählt). - Männerwart: Thomas Krämer (wiedergewählt). - Frauen- und Jugendwart weiblich: Hans-Jürgen Seidel (neu). - Jugendwarte männlich: Aaron Zotz (wiedergewählt), Gerd Fischer (neu).
Veranstaltungsteam: Sebastian Jäger, Philipp Emig, Manuel Gutzeit, Lars Schader (alle wiedergewählt). - Öffentlichkeitsarbeit: Philipp Rhein. - Kassenprüfer: Jascha Hausmann, Markus Keinz (beide neu). eh
Auf das Veranstaltungsteam der HSG kommen nach ruhigen Zeiten wieder mehr Einsätze zu. Die Einnahmen aus dem Bürgerfest im Juni bewegen sich auf Vor-Pandemie-Niveau, sagte Lars Schader. Beim Winzerfestumzug am kommenden Sonntag ist die HSG mit einem eigenen Wagen am Start. Die Planungen für Weihnachtsessen und -feiern und ein Fest zum Saisonabschluss sollen nach und nach wieder aufgenommen werden.
Sportlich läuft es für die HSG Bensheim/Auerbach abseits von Flames und Junior-Flames rund. Thomas Krämer (Männerwart), Aaron Zeitz (Jugendwart männlich) und Hans-Jürgen Seidel (Jugendwart weiblich) fassten den Status quo zusammen. Die 1. Herrenmannschaft ist unter Trainer Moritz Brandt in der Bezirksoberliga unterwegs, die 2. Herren spielen Bezirksliga B. Die Saison beginnt im September. Das 3. Herrenteam musste wegen Personalmangels vom Spielbetrieb abgemeldet werden.
Social Media weiter ausbauen
Beim männlichen Nachwuchs kann die HSG nach einigen Jahren Leerlauf wieder eine A-Jugend ins Rennen schicken. Bei den jüngsten Jahrgängen schlägt man mit gemischten weiblich/männlichen Teams auf. In der C-Jugend besteht unter dem Dach der HSG eine Kooperation mit dem HC VfL Heppenheim. Diese Truppe spielt in der dreigliedrigen Oberliga Hessen. Im weiblichen Jugendbereich ist man wie stets bestrebt, alle Mannschaften in die höchstmögliche Liga der jeweiligen Altersklasse zu bringen.
Die Präsenz der HSG Bensheim/Auerbach auf den Social-Media-Kanälen soll nach den Worten von Marc Friedrich weiter ausgebaut werden. Bei Instagram verzeichnet die HSG aktuell 650, bei Facebook 570 Follower.
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