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Grewenig-Ausstellung im Bensheimer Museum

Zum 125. Geburtstag von Leo Grewenig, wurd eim bensheimer Museum eine Sonderausstellung, in Anwesenheit vieler langjähriger Freunde der Kunst des Künstlers, eröffnet.

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Eva Bambach
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Die Sonderausstellung „Surreale Welten der 1950er Jahre“ mit Werken von Leo Grewenig wurde am Freitag im Museum eröffnet. Kunsthistorikerin Jennifer Chrost sprach einführende Worte. © Thomas Zelinger

Bensheim. Es fühlte sich fast an wie eine Geburtstagsparty – aber das war es ja eigentlich auch: Der 125. Geburtstag von Leo Grewenig hatte den Anlass zur aktuellen Sonderausstellung im Museum Bensheim gegeben, die am Freitagabend in Anwesenheit vieler langjähriger Freunde der Kunst Leo Grewenigs eröffnet wurde.

Bürgermeisterin Christine Klein begrüßte an erster Stelle die Tochter des Künstlers Waltrud Hölscher, die dessen Nachlass liebevoll und unermüdlich pflege. Es sei wichtig, das Werk Leo Grewenigs im Bewusstsein auch der jüngeren Bensheimer zu halten. Viele Arbeiten seien hier entstanden, nachdem der Künstler mit seiner Familie 1957 in die Stadt gezogen sei. Er habe nicht nur das Stadtbild geprägt, sondern darüber hinaus auch viele Schülerinnen und Schüler am Alten Kurfürstlichen Gymnasium, wo er auf Bitten des Direktors bis weit über die Pensionsgrenze hinaus Kunst unterrichtet habe.

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Handwerkern habe er manchmal aus Dank kleine Arbeiten geschenkt, berichtete Klein, und nicht zuletzt seien seine phantasievollen Bilder in vielen Bensheimer Wohnungen zu finden. Das größte Bild aber, das Grewenig je geschaffen habe, hänge im Bensheimer Parktheater. Der Künstler mit dem außergewöhnlichen Lebensweg, der am Bauhaus studiert und Paul Klee, Wassily Kandinsky und Max Liebermann gekannt habe, habe vom Berlin der 1920er Jahre schließlich den Weg in die Provinz gefunden und seine künstlerische Arbeit hier unbeirrt fortgesetzt.

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Die Stadt habe diesen herausragenden Künstler in der Vergangenheit unter anderem mit der Silbernen Ehrennadel geehrt und würdige ihn nun erneut mit der Ausstellung im Museum, zu der ein eigener Katalog erschienen ist.

Museumsdirektor Jan Christoph Breitwieser erinnerte sich an seine Anfänge im Museum, als der damalige Leiter Manfred Berg ihm die wichtigsten Bestände zeigte und dabei Grewenig in einem Atemzug mit Kollwitz und Corinth nannte. Schon 2008 habe es im Museum eine größere Ausstellung zu den Arbeiten der frühen Jahre gegeben.

70 Jahre lange Schaffenszeit

Bei der jetzigen Ausstellung mit dem Fokus auf dem Werk der 1950er Jahre sei vielen Leihgebern zu danken, die die Bestände des Bensheimer Museums ergänzen. Neben dem Saarlandmuseum hätten zahlreiche private Besitzer ihre Bilder zur Verfügung gestellt, unter anderem auch der Verein Kulturinitiative Leo Grewenig. Breitwieser dankte Waltrud Hölscher für ihr bei der Herstellung der Kontakte zu den Leihgebern maßgebliches Engagement.

Unter den Anwesenden begrüßte der Museumsleiter neben Vertretern des Saarlandmuseums auch Vorstandsmitglieder der Kulturinitiative Leo Grewenig und des Museumsvereins Bensheim. Letzterer hatte bei der Gründung im Jahr 1909 die Förderung der bildenden Kunst in seiner Satzung verankert – eine Tradition, so Breitwieser, der das Museum treu bleiben werde.

Die Einführungsrede hielt Jennifer Chrost. Die promovierte Kunsthistorikerin war als Volontärin in der Grafischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt an der Ausstellung „Tinten-Tiere“ beteiligt, dort wurden Leo Grewenigs seit 1954 entstandene Zeichnungen gezeigt, bei denen er schwarze Tusche zunächst auf den Malgrund kleckste, dann unter Einfluss des Zufalls verlaufen ließ, am Ende mit minimalen Eingriffen zur Formdeutung brachte und mit konkreten Titeln aus dem Bereich der Natur belegte – auch in der aktuellen Bensheimer Ausstellung sind vergleichbare Arbeiten zu sehen.

Jennifer Chrost machte auf die lange Schaffenszeit Grewenigs aufmerksam, der mehr als siebzig Jahre lang künstlerisch tätig war. Noch mit 91 Jahren habe er gesagt, er habe Bilder im Kopf. Keine andere Phase im Werk des Künstlers aber zeige eine solche Vielfalt wie die 1950er-Jahre. Zugleich bilde sich deutlich der Übergang von der gegenständlichen Darstellung zur völligen Abstraktion ab. Es seien Jahre der Neuorientierung gewesen, im Privaten wie in der Kunst.

Wie bei vielen anderen Künstlern habe der Nationalsozialismus die künstlerische Arbeit erschüttert. Hinzu sei gekommen, dass man das im Krieg Erlebte einfach nicht zur Sprache habe bringen können. Ein Ausweg aus dieser Sprachlosigkeit sei der Surrealismus gewesen.

Jennifer Chrost machte unter anderem auf drei große, nebeneinander hängende Gouachen aufmerksam, die für die Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten in dieser Phase charakteristisch seien: „Verzauberte Landschaft“ (1955), „Strandbad in Fischbach am Bodensee“ (1954) und „Großer Markt in Saarlouis“ (1952). Während letzteres von einer dramatischen, geradezu unheimlichen Atmosphäre geprägt sei, stehe die Seelandschaft für einen unbeschwerten Badeurlaub. Die „Verzauberte Landschaft“ schließlich zeige eine Hinwendung zum Surrealen.

„Surreale Welten der 1950er Jahre“ ist die neue Sonderausstellung überschrieben. Die insgesamt 41 Arbeiten des am 16. Juni 1898 – auf den Tag genau 125 Jahre vor der Vernissage – geborenen Malers geben trotz der Beschränkung auf eine in Anbetracht des Lebenswerks kurze Phase einen fast verblüffend umfassenden Einblick in das Schaffen Leo Grewenigs.

Bis 20. August zu sehen

Etwa ein Viertel der gezeigten Bilder ist im Bensheimer Atelier entstanden, darunter die in Öl gemalten Kompositionen. Einen sehr unmittelbar und persönlich wirkenden Zugang bieten daneben die kleinen Zeichnungen, die der Künstler zum Teil mit Beischriften versehen hat.

Der zur Ausstellung erschienene Katalog zeigt Farbabbildungen der ausgestellten Bilder, die von einem Text von Professor Hans Gercke, dem ehemaligen Direktor des Heidelberger Kunstvereins, und einer Bildanalyse der Museumsmitarbeiterin Anna Raab begleitet werden.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. August zu sehen, jeweils donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Am 16. Juli um 17 Uhr gibt es eine öffentliche Führung mit der Kunsthistorikerin Anna Raab. Am 20. August um 18 Uhr bietet Waltrud Hölscher, Tochter Leo Grewenigs, einen Finissage-Rundgang an.

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