Kunst

Ausstellung im Fürstenlager zeigt Natur und Technik Hand in Hand

In der neuen Ausstellung im Damenbau des Fürstenlagers sind Werke von Wolfgang Niehoff zu sehen.

Von 
Eva Bambach
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Werke von Wolfgang Niehoff sind im Damenbau des Auerbacher Fürstenlagers zu sehen. © Thomas Zelinger

Auerbach. Wolfgang Niehoff fügt zusammen, was nicht zusammenzugehören scheint – Natur und Technik, Fragiles und Massives, Organisches und Mechanisches. Am Sonntagvormittag wurde im Fürstenlager eine Ausstellung mit seinen Assemblagen unter dem Titel „Naturschaustück – Fügungen V“ eröffnet. Die kleinen Räume des Damenbaus nutzt der Künstler für unterschiedliche Kabinettausstellungen zu Themen wie „Anpassung“, „Blattwerk“, „Kräftespiel“ – oder „Sonnenzeit“, wie der kleinere der beiden Räume im Erdgeschoss betitelt ist.

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Hier dominieren getrocknete Sonnenblumen – als Naturfundstücke oder grafische Artefakte – und die Farbe Gelb. Die Blumen stecken in Glasröhrchen, die mit Metallschellen, Muttern und Gewindestangen und Unterlegscheiben zu Schaukästen montiert sind. Anderswo sind freistehende Objekte unter ebenso demonstrativer Verwendung von Befestigungsmaterial zusammenmontiert. Immer wieder erkennt man nicht nur Dinge aus der Natur wie Blumen, Äste, Federn oder Blätter, sondern auch Teile von ausgedienten Werkzeugen.

Kompositionen sorgen für ein ästhetischen Erlebnis

Was schlimm klingt, entpuppt sich als durchaus ästhetisches Erlebnis. Die Präzision der Kompositionen, deren ausbalancierte Symmetrie und eine sensible, höchst sorgfältige Behandlung aller Oberflächen lenken die Wahrnehmung der Betrachter so, dass sie gar nicht mehr anders können, als das Ganze schön zu finden. Die scheinbare Ambivalenz der Fügungen setzt sich auch in den Titeln fort. Oft tragen die Arbeiten technisch klingende Namen wie „FKS 1“ oder „FMSg3/5“, ebenso aber auch, etwa im Rosa Salon (dem Raum „Mittelmeer“), auf die antike Mythologie anspielende Titel wie „Odysseus“ oder „Helena & Paris“. Das kündet nicht von anmaßendem Pathos, sondern von einem kleinen Augenzwinkern und verhilft dem Betrachter zur Reflexion über die eigenen Vorurteile: Natur und Technik nicht als Gegenspieler, sondern Hand in Hand.

Schließlich ist das, was wir als Landschaft wahrnehmen ohnehin nicht reine Natur, sondern vom Menschen geprägt, sagte der Künstler bei der Vernissage, zu der die Gruppe Kunst im Fürstenlager des Kur- und Verkehrsvereins Auerbach eingeladen hatte. Zum Beweis musste Wolfgang Niehoff nur mit dem Arm auf die Umgebung weisen: Das als so idyllisch empfundene Fürstenlager entstand durch die – auch technische – Gestaltung der Menschen.

Industrielle Technik trifft auf sanft überwuchernde Natur

Wolfgang Niehoff stammt aus dem nördlichen Westfalen und lebt seit mehr als 40 Jahren in Dortmund. Er studierte Kunst und Mathematik an der Universität Dortmund, arbeitete an Schulen und in der Lehrerausbildung für das Fach Kunst und betreibt ein eigenes Atelier in Dortmund.

In seiner Laudatio machte Bernhard Schroth, selbst Fotograf und Mitglied der Gruppe Kunst im Fürstenlager, auf die Bedeutung des Lebens im Ruhrgebiet für das Werk des Künstlers aufmerksam, mit dem „Nebeneinander von hartnäckig widerstehender Natur und kraftvoller Bewegtheit schwerindustrieller Technik“. „Noch vor wenigen Jahrzehnten existierten die Belebtheit der Natur, behutsam eingehegt in den bunten Nutzgärten der Bergleute, und die stählerne Wucht der großen Industrieanlagen nebeneinander“, „Orte, an denen sich heute die Relikte industrieller Technik und die sie sanft überwuchernde Natur zu einem harmonischen Ganzen verbinden.

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Viele Fotografen lechzen nach diesen archaisch wirkenden Lost Places. Oft in der Erwartung einer nostalgisch weichgezeichneten Industrieromantik“, sagte Schroth. „In Wolfgang Niehoffs Assemblagen erkenne ich Hinweise darauf, wie sich selbst solche markanten Orte umdeuten lassen. Dass sie zutreffender und vollständiger als etwas gefügtes Neues erforscht und wahrgenommen werden sollten“.

Die Ausstellung „NaturschaustückeFügungen V“ mit Assemblagen von Wolfgang Niehoff ist noch bis zum 28. Juli im Damenbau des Auerbacher Fürstenlagers zu sehen, geöffnet samstags ab 14.30 Uhr, sonntags ab 11 Uhr, jeweils bis 18 Uhr.

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