Weltkulturerbe

Freundeskreis Bensheim-Hostinné  besichtigte die Mathildenhöhe

Hochzeitsturm, Museum Künstlerkolonie und Platanenhain standen auf dem Programm der Mitglieder des deutsch-tscheschischen Freundeskreises.

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© Freundeskreis

Bensheim. 16 Personen waren dem Aufruf des Deutsch-Tschechischer Freundeskreises Bensheim-Hostinné gefolgt zur Besichtigung der Mathildenhöhe in Darmstadt. Nach einer problemlosen Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr wartete man an einer neu aufgestellten Skulptur auf die Stadtführerin. Von ihr erfuhren die Teilnehmer dann, dass es sich um ein Werk des britischen Bildhauers Tony Cragg handelt. Zehn Kunstwerke von ihm wurden kürzlich mit Hilfe von Kränen auf frisch gegossenen Fundamenten installiert (ein Exponat steht hinter der Russischen Kapelle, weitere im Park Rosenhöhe sowie im Skulpturengarten „Spanischer Turm“). Die Freiluftausstellung soll Ende April eröffnet werden, der Stadtverwaltung gefällt der Brückenschlag zwischen Mathildenhöhe und Rosenhöhe. Die Aufstellung war möglich, obwohl die „Mathildenhöhe Darmstadt“ seit Juli 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Die Mathildenhöhe ist ein herausragendes Beispiel für experimentelle Architektur des frühen 20. Jahrhunderts bestehend aus Hochzeitsturm, Ausstellungsgebäude, Museum Künstlerkolonie, Platanenhain und Künstlerhäusern. Das Areal Mathildenhöhe wurde bereits im 19. Jahrhundert als Garten des großherzoglichen Hofes angelegt und nach Mathilde Karoline Friederike von Wittelsbach, der Gemahlin Großherzogs Ludwig III., benannt. Großherzog Ernst Ludwig gründete 1899 die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe, die Darmstadt zu einem Mittelpunkt des Jugendstils und der europäischen Kunstentwicklung machte. Geschaffen mit dem Ziel einer Reform, die Kunst und Leben zusammenführt, drückt sich im Wirken der Künstlerkolonie der Aufbruch in die Moderne durch eine experimentelle Architektur, eine neue Raumkunst und zukunftsweisendes Design aus.

Die Vor- und Nachteile des Denkmalschutzes wurden erläutert

In der Folge von vier Ausstellungen (1901, 1904, 1908 und 1914) entstand eine Reihe zukunftsweisender Bauten mit Ausstattungen vom Mobiliar bis zum Geschirr, eingebettet in eine Parkanlage mit Skulpturen, Brunnen und Gartenpavillons. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wirkten auf der Mathildenhöhe insgesamt 23 Künstler, darunter so namhafte Persönlichkeiten wie Joseph Maria Olbrich, Peter Behrens oder Hans Christiansen.

Die Stadtführerin Andrea Rohrmann führte die Gruppe zuerst zum Eingang Ernst Ludwig-Haus. Der Entwurf für das Atelierhaus der Künstlerkolonie der Ausstellung 1901 stammt von Joseph Maria Olbrich. Die Schauseite zeigt ein breit gelagertes Gebäude in klaren Formen mit einem reich ornamentierten, monumentalen Portal mit markanten Omegabogen, eingerahmt von den überlebensgroßen Portalskulpturen „Kraft“ und „Schönheit“ des Bildhauers Ludwig Habich. Am Haus Olbrich wurden die Vor- und Nachteile des Denkmalschutzes erläutert. Der Ernst Ludwig-Brunnen hat zwar eine interessante Geschichte, gehörte aber nicht zu dem Ensemble der Ausstellungen.

Am Schwanentempel und Lilienbecken vorbei zum Platanenhain

Nach Erläuterungen zum Haus Deiters ging es weiter zum großen Haus Glückert, welches auch von Innen besichtigt wurde. Eine etwas andere Stilrichtung hatte das Haus Behrens. Es wurde von dem Maler und Grafiker Peter Behrens entworfen. Das dreistöckige Haus wirkt durch das in dieser Region ungewöhnliche Material rotbrauner Eisenklinker und grünglasierter Verblendziegel markant und innovativ zugleich.

Am Schwanentempel (interessante Akustik) und Lilienbecken vorbei ging es zum Platanenhain. In der Vergangenheit hatten der extrem verdichteter Boden und geringe Niederschläge die Vitalität der Bäume stark eingeschränkt. 2016 wurde ein Gutachten über den Zustand des Platanenhains erstellt. Nur die äußeren beiden Reihen befanden sich noch in einem guten, der innere Kernbereich mit den überwiegend jüngeren Bäumen allerdings in einem sehr schlechten Zustand. Es wurde vorgeschlagen, alle Bäume im Kernbereich zu fällen. Doch dagegen gab es Protest.

Der nächste Ausflug des Freundeskreises steht bereits fest

Nach mehreren Planungsstufen fand man eine Lösung. Zwischen den Bäumen wurden Gräben ausgehoben, mit einem Mini-Saugbagger die Wurzeln freigelegt und 40 zu kranke Bäume entfernt. In den Gräben wurden Bewässerungsleitungen und ein Sensorsystem verlegt, so dass künftig mit von den Sensoren gesteuerter Elektronik eine Tröfchenbewässerung im Untergrund möglich ist. Bereits 2 Jahre nach Abschluss der Maßnahme überzeugten die Ergebnisse so, dass das Projekt abgeschlossen werden konnte. Eine Befahrung des Bereichs ist jedoch verboten, dies soll sogar für Minifahrzeuge für den Baumschnitt durch pflegenden Gärtner gelten.

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Am Hochzeitsturm vorbei und über den Sabaisplatz ging es zur letzten Station der Führung, dem Museum Künstlerkolonie. Auch hier erläuterte Frau Rohrmann mit viel Erfahrung und sehr anschaulich die ausgestellten Exponate. Anschließend gab es Zeit zur freien Verfügung und eine Reservierung im Café-Restaurant Mathildenhöhe. Einige Teilnehmer besichtigten auch noch individuell den Hochzeitsturm und / oder die russische Kapelle bevor man gemeinsam den Rückweg antrat. Im Bahnhof suchte man noch die Stelle auf wo man durch eine Kuppel einen vergleichbaren Echo-Effekt wie im Schwanentempel vorfand.

Es war ein gelungener Ausflug. Die Teilnehmer freuen sich schon auf die nächste Veranstaltung des Freundeskreises, eine Laternenführung in Heppenheim.

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