Jubiläum

Frauenorganisation feiert Jubiläum in Bensheim

Von 
Dirk Rosenberger
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Bensheim. „Keine Nation kann Fortschritte machen, ohne ihre Frauen zu bilden“, lautet das Motto der Frauenorganisation Lajna Imaillah der Ahmadiyya Muslim Jaamat, die vom zweiten Khalifen der Religionsgemeinschaft vor 100 Jahren in Indien gegründet wurde.

Weltweit hat Lajna Imaillah mittlerweile rund zehn Millionen Mitglieder, die in zahlreichen Unterorganisationen unterschiedliche Projekte verfolgen und Programme anbieten. Vor 50 Jahre folgte dann die Gründung der Frauenorganisation in Deutschland, die heute rund 20 000 Frauen und Mädchen ab sieben Jahren zählt. Etwa 5000 Erwachsene engagieren sich ehrenamtlich in unterschiedlichen Bereichen, so auch an der Bergstraße.

Für die Bensheimer und Heppenheimer Gruppen waren die beiden Jubiläen Grund und Anlass, interessierte Frauen, unabhängig von sozialer, kultureller oder religiöser Herkunft, sowie einige Ehrengäste zu einem Empfang mit Infoständen, einer Islamausstellung, einem Kalligraphie-Stand und anschließendem orientalischem Mittagessen – gekocht von den Männern der Ahmadiyya-Gemeinde – ins Bürgerhaus Kronepark einzuladen.

Wie bei Veranstaltungen der Gemeinde üblich, begann die Jubiläumsfeier mit einer Rezitation aus dem Koran. Später trugen Kinder der Mädchenorganisation Nasiratul-Ahmadiyya ein Gedicht mit dem Titel „Lass uns die Welt ein bisschen schöner machen“ vor.

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„Die Frauen unserer Organisation verfolgten von Anbeginn an eigenständige Ziele und sind in den Bereichen Finanzen, Gesundheit, Bildung, Erziehung, Sport und vielen anderen aktiv“, informierte die Beauftragte für interreligiösen Dialog der Lajna Imaillah Heppenheim, Komel Qasim, die Gäste. Es werden weiterhin Wissens- und Sportwettbewerbe für die jüngeren Mitglieder organisiert. Für die Jugend werden Ausflüge, Gesprächsrunden und Sportevents angeboten, außerdem gibt es Vereinigungen für Studentinnen und Juristinnen.

„Netzwerke sind wichtig“, so Komel Qasim, die ebenfalls von humanitären Einsätzen von Frauen der Lajna Imaillah – zuvorderst Ärztinnen und Beschäftigte im medizinischen Bereich – in Katastrophengebieten in 52 Ländern auf sechs Kontinenten berichtete.

Soziales Engagement spiele ebenfalls eine große Rolle, führte sie weiter aus und nannte als Beispiele Blutspende-Aktionstage, Spenden für die Tafel, Besuche in Seniorenheimen und die Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen während der Pandemie mit selbst genähten Mund- und Gesichtsmasken.

Die Frauenorganisation betreibe einen eigenen Radio- und TV-Sender, „die Stimme des Islam“, und forciere den interreligiösen Dialog mit Veranstaltungen von Frauen für Frauen, einem jährlichen Friedenssymposium und der Info-Kampagne in den Innenstädten, „Ich bin eine Muslima – Haben Sie Fragen?“ Für die Aufklärungskampagne wurde die Lajna Imaillah mit dem Hessischen Integrationspreis ausgezeichnet.

„Wichtiger Teil der Gesellschaft“

In ihrem Grußwort nannte Bürgermeisterin Christine Klein die Gründung der Frauenorganisation ein „historisches Ereignis“ zur Stärkung und Gleichstellung der Ahmadiyya-Frauen. „Frauenrechte und Bildungsfragen gehören zusammen“, so Klein, die an die Unterdrückung von Mädchen und Frauen in Afghanistan und den Iran erinnerte.

In Bensheim setze sich Lajna Imaillah aktiv für muslimische Frauen ein und stärke diese den Rücken. Sie sei ein „wichtiger Teil in unserer Gemeinschaft, weil sie die gesellschaftliche Entwicklung mit gestaltet. Alle Religionsgemeinschaften haben in Bensheim einen Platz“, betonte die Rathauschefin. Dass man unterschiedliche Positionen kontrovers diskutiere, gehöre zu einer Demokratie dazu. Wichtig sei das Bekenntnis für Gewaltfreiheit.

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Weitere Grußworte zum 100-jährigen Jubiläum von Lajna Imaillah richteten an die Frauen Marlena Lewandowska, pädagogische Leiterin der „Bärenfamilie Heppenheim“, Intensivpflegestation für Kinder und Jugendliche, Ludmilla Kaulbach, Leiterin des Instituts für interkulturelles Lernen in Bensheim, sowie Susan Winkler, Ärztin in Weiterbildung und Mitarbeiterin der internationalen Hilfsorganisation Humanity First, die 2008 zum Islam konvertierte „und hier meinen Frieden und mein Glück gefunden hat“.

Die Frauenorganisation sei vor 100 Jahren gegründet worden, so formulierte die Bundesvorsitzende von Lajna Imaillah, Hamda Soosn Chaudkry abschließend, „um die Bildung der Frauen zu stärken, damit diese ihr Wissen weitergeben können. Das Ziel ist eine friedvolle Gesellschaft.“

Das immer wieder heiß diskutierte Thema Kopftuch sparte die Vorsitzende ebenfalls nicht aus. Sie selbst trage „Kopftuch aus Überzeugung, aber ich wünsche mir Respekt für beide Seiten“.

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