Bensheim. Die fünf sympathischen Franzosen von „Lazuli“ sind in Bensheim bereits bekannt wie ein bunter Hund. Mit ihrer mitreißenden Mischung aus Progressive Rock, Chanson, Folk, Metal und Weltmusik begeistern sie schon seit Jahren erst das Musiktheater Rex, jetzt auf Einladung der Veranstalterinnen auch das Parktheater.
Das präsentiert sich zu diesem Anlass gut gefüllt. Die Bestuhlung hat einen Vor- und einen Nachteil: Die Sicht auf die Bühne ist einerseits aufgrund der Sitzanordnung perfekt, die Instrumente sind gut rauszuhören, andererseits dauert es ein wenig, bis sich die Gäste – trotz der Begeisterung von Anfang an – trauen, auch mal aufzustehen und mitzutanzen. Kein Wunder, denn die Truppe hat sichtbar Spaß auf der Bühne.
Aus Jazz, Klassik, Funk und Elektro wird eine packende Melange
War das vorher sporadisch der Fall, so gibt es beim letzten Stück des regulären Sets, „Les courants ascendants“, kein Halten mehr. Kein Wunder, die Paradiesvögel des Prog Rocks zeigen in dem Stück alles, was sie hierzulande schon längst zu mehr als einem Geheimtipp gemacht hat: epische Melodien, große Filigranität, ausgefallene Instrumente wie das Waldhorn und eine Power, die ihresgleichen sucht.
Und wenn man dann denkt, der Song ist zu Ende, geht es erst richtig los: Keyboarder Romain Thorel, der zwischendurch auch ein verzerrtes Waldhorn mit Wahwah-Effekt spielt, greift in die Tasten und zaubert mit Schlagzeuger Vincent Barnavol ein Solo, das alle mit offenen Mündern zurücklässt. Elemente von Jazz, Klassik, Funk und Elektro wirft er in einem Topf und kreiert daraus eine packende Melange.
Ganz klar Frontmann auf der Bühne ist aber Dominique Leonetti, der 1998 mit seinem Bruder Claude die Band gründete. Sein Gesang, seine Präsenz mit seinem singenden, sympathischen Deutsch überstrahlt alles – bis sein Bruder anfängt, der selbst entworfenen „Léode“ die ersten Töne zu entlocken. Das Instrument in der Art eines Chapman Sticks entstand eigentlich aus der Not heraus, weil er nach einem Motorradunfall den linken Arm nicht mehr bewegen konnte. Inzwischen ist die Léode zu einem Alleinstellungsmerkmal von Lazuli geworden. Ihr voller, melodischer Sound, der Gitarre und Keyboard vereint, gibt den Songs ihren unverwechselbaren Charakter. Die Duelle mit Gitarrist Arnaud Beyney tun ihr Übriges, dass die Gruppe einen extrem dichten Soundteppich im Parktheater webt.
Im Mittelpunkt des Konzerts steht das aktuelle Album „Onze“ (Elf), aus dem die Band etliche Songs spielt. Mit gutem Grund, zeigen die Lieder sie doch auf dem Höhepunkt ihres Schaffens nach 25 Jahren Bestehen. Der Blick nach vorn ist aber ebenso erfreulich: Lazuli bleiben sich weiterhin treu, zeigen drei Stücke aus dem kommenden, nächstes Jahr erscheinenden Album. „Quel dommage“, „Être et ne plus être“ und „Chaque jour que le soleil fait” passen perfekt in das bisherige kreative Schaffen.
Mehr als einmal zeigt sich, dass der Fünfer auf französische Chansons als Basis zurückgreift und diese dann aber in einer Weise aufpeppt, dass die unglaublichsten Klänge und heftige Percussiongewitter entstehen. Wie etwa „Quel dommage“, bei dem Lazuli nach vorherigem fetzigen Songs ein paar Gänge zurückzuschalten scheint – aber nur vordergründig.
Ein „Bäumchen wechsel dich“ an den Instrumenten
Im Gegensatz zu früheren Konzerten wird dieses Mal den besonderen Instrumenten mehr Raum gegeben. Neben dem Waldhorn auch der Marimba, die das Intro bei „Chaque jour“ bestreit und „Le miroir aux alouettes“ den Background gibt. Und den Auftakt zu einem „Bäumchen wechsel dich“ an den Instrumenten bildet, bei dem Romain Thorel an die Drums wechselt und Vincent Barnavol nach den Marimba-Tönen die Bongo-Trommel hervorholt.
Das Stück ist gleichzeitig das beste Beispiel für Weltmusik par excellence, wenn durch die Léode noch arabische Einflüsse hinzukommen. Kein Halten gibt es am Schluss, wenn Dominique Leonetti einen Ausflug ins Publikum macht.
Beste Voraussetzungen also für „Les courants ascendants“ mit seiner eingängigen Melodie, die auch nach Ende des Lieds von den Besuchern einfach weitergesungen wird – das hat schon Tradition bei den Auftritten von Lazuli, gerade beim Traditionsfestival „Night of the Prog“ auf der Loreley, wo sie sechs Mal auftraten.
Auch in Bensheim haben die Franzosen mit ihrem fast zweistündigen Konzert wieder einmal ein absolut begeistertes Publikum hinterlassen.
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