Bensheim. Das Bensheimer Mehrgenerationenhaus der Caritas ging im Jahr 2007 an den Start. Nachdem sich Koordinatorin Cornelia Tigges-Schwering im Herbst 2023 in den Ruhestand verabschiedet hat, bekam das Franziskushaus mit Leiter Andreas Waldenmeier und seiner Stellvertreterin Luisa Götzinger ein neues Gesicht. In der vergangenen Sitzung des Sozialausschusses stellten die beiden die vielfältigen Angebote der Institution vor und fragten konkret nach, wie das Caritaszentrum die Stadt weiter unterstützen kann.
Dabei ging es unter anderem um die Arbeit mit den Menschen – einerseits in den bestehenden Räumlichkeiten, andererseits unmittelbar vor Ort. „Denn viele trauen sich nicht aus ihrem gewohnten Umfeld heraus und nutzen unser bestehendes Angebot deshalb nicht“, erklärte Götzinger. „Das Caritasheim muss so offen wie möglich sein. Viele Gruppen sind herzlich willkommen, aber nicht jeder will das nutzen, weil die Hemmschwellen zu hoch sind.“
Wenn immer mehr Gemeinden fusionieren, werden möglicherweise Treffpunkte frei
Quartiersarbeit lautet das Stichwort: Soziale Arbeit kann einen entscheidenden Beitrag für eine gelingende Entwicklung in Stadtteilen oder Dörfern leisten, vor allem aber sind Staat und Gesellschaft gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Ausschussvorsitzende Sybille Becker (CDU) formulierte in diesem Zusammenhang einen Wunsch an das Caritas-Team: „Es ist wichtig, dass die Angebote auch außerhalb der Innenstadt präsenter und sichtbarer werden.“
„Wir sehen uns nicht nur als Mehrgenerationen- und Familienhaus. Unser Anliegen ist der Blick ins Umfeld“, pflichtete Andreas Waldenmeier ihr bei. Für diese Arbeit braucht es Räume: Dabei könnte es sich durchaus lohnen, die weiteren Entwicklungen im Reformprozess der Kirche abzuwarten. Wenn immer mehr Gemeinden fusionieren, werden möglicherweise Treffpunkte für die Bevölkerung frei.
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Besonders in der Bensheimer Weststadt könnte diese Arbeit wertvoll sein: „Dort gibt es viele Fragestellungen und Menschen, die Unterstützung brauchen“, so Waldenmeier. Besonders aufgefallen ist seiner Kollegin Luisa Götzinger, dass vor allem der Bedarf an psychosozialer Beratung gestiegen ist. Diese könnte nicht nur in den festgesetzten Standorten der Caritas stattfinden, sondern unmittelbar in den Stadtteilen.
Bei der Gestaltung gibt es zahlreiche Möglichkeiten: „Quartiersarbeit ist nicht unbedingt an einen bestimmten Raum gebunden, sondern kann ebenso auf der Straße stattfinden. Als Basis braucht es aber auch Treffpunkte für Begegnungen. In Bensheim gibt es so viele Institutionen, die keinen solchen Ort haben. Das müssen wir angehen, wenn wir sie behalten wollen“, forderte Adriana Filippone (SPD).
Als erstes sei es wichtig, einen Blick für die jeweiligen Stadtgebiete, die betrachtet werden sollen, zu bekommen und nach Nachfrage Angebote zu schaffen, die auch von Dauer sind, ergänzte Waldenmeier. „Das gesamte Portfolio muss niederschwellig zugängig sein.“ Diese Bedarfe müssten dann weiterentwickelt werden, perspektivisch könnte man etwa Vereine mit in die Gestaltung des Angebotes einbinden, schlug er vor.
„Es wäre wünschenswert, wenn die einzelnen Verbände vor Ort noch enger zusammenarbeiten würden“, erklärte Ingrid Schich-Kiefer (CDU). Als ein Viertel in Bensheim, in dem es möglicherweise auch einen großen Bedarf an Beratungen unterschiedlichster Art gebe, machte sie die Sozialwohnungen in der Wormser Straße aus. „Die Niederschwelligkeit ist bei einem Besuch einer Beratungsstelle nicht immer gegeben. Wir wären deutlich weiter, wenn es diese Begegnungsräume in den Quartieren bereits gäbe.“ Natürlich könne das nicht allein die Caritas finanzieren, hier müsse man auf Kooperationen bauen. Schich-Kiefer bat Götzinger und Waldenmeier eindrücklich darum, ihre Forderungen und Wünsche an die Stadt weiterzutragen.
Wunsch nach mehr Vernetzung
Um mehr Vernetzung bat auch Adriana Filippone: „Es gibt so viele Organisationen und Vereine mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ein besonderer Fokus sollte aktuell auf der Geflüchtetenarbeit liegen.“ Und auch die Jugendarbeit müsse mit all ihren Facetten weiterentwickelt werden. Weiter wünschte sie sich, dass das Mehrgenerationenhaus seinen Auftritt in der Öffentlichkeit ausbaue: „Wenn die Leute verstehen, was Sie machen, dann werden sie die Angebote auch nutzen. Nur wenn viele von Ihrem Angebot wissen, können auch viele mithelfen oder sich mit ihrem Anliegen melden.“
Das breite Angebot
Das Angebot des Franziskushauses ist schon jetzt sehr vielfältig, soll in Zukunft aber noch weiter ausgebaut werden, informierte Luisa Götzinger. So leistet die Institution in ihrem gemeindepsychiatrischen Zentrum unter anderem Eingliederungshilfe für psychisch kranke Menschen und unterstützt bei der Suche nach Therapie- oder Arbeitsplätzen. In Schulprojekten gibt es Präventionsarbeit zur mentalen Gesundheit, im Familienzentrum Projekte, nicht nur für Senioren und Familien. Sieben Integrationskurse laufen im Franziskushaus, die Warteliste für einen der begehrten Plätze ist lang. Weitere Herzstücke sind das Begegnungs- und das Klostercafé. Getragen wird all das – und noch mehr – auf ehrenamtlichen Schultern. „Sie werden leider immer weniger – gleiches gilt für das Geld.“
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