Ortsbeirat West

Neue Pläne fürs alte Bundeswehrdepot

Gremium begrüßt Kita-Neubau an der Rheinstraße und Solarpark an der Autobahn

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 

Bensheim. Eine Stadt, die für junge Familien attraktiv sein will, muss in eine entsprechende Infrastruktur investieren. Im laufenden Jahr fließen rund 16 Millionen Euro als Zuschuss aus dem städtischen Haushalt in den Eigenbetrieb Kinderbetreuung, um dieses Feld zu beackern. Dennoch fehlt es weiterhin an Kita-Plätzen, die Wartelisten sind nach wie vor lang. Der geplante Neubau an der Rheinstraße, der für sechs Gruppen mit bis zu 124 Kindern konzipiert werden soll, ist ein weiterer Baustein für ein flächenmäßig bedarfsgerechtes Betreuungsangebot. Im Ortsbeirat Bensheim-West wurde der Beschlussvorschlag für das Projekt am Montag einstimmig bei einer Enthaltung (Harald Boeddinghaus, FDP) befürwortet.

Das Gelände des ehemaligen Bundeswehrdepots ist als Erweiterungsstandort für die überbelegte Kita Weidenkätzchen vorgesehen, die im Februar 2021 den Betrieb aufgenommen hatte. An der Werner-von-Siemens-Straße werden unter der Trägerschaft des Familienzentrums Bensheim 48 Kinder bis zum dritten Lebensjahr betreut. Aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage und den erschöpften Kapazitäten vor Ort – mit Containern als Übergangslösung – wurde eine zusätzliche Fläche gesucht. An der Rheinstraße öffnet sich das einzige städtische Grundstück, das für diese Zwecke noch verfügbar ist. Die dort platzierte Containeranlage der Kita Sankt Winfried in direkter Nachbarschaft der Tafel und des DRK könnte bis zur Fertigstellung ebenfalls übergangsweise mitgenutzt werden. An der Adolf-Kolping-Straße wird die Tagesstätte unter Trägerschaft der katholischen Gemeinde Sankt Laurentius neu gebaut.

Auf dem Areal an der Rheinstraße gilt ein Bebauungsplan aus dem Jahr 2016 zur Wiedernutzbarmachung des Geländes, das zwei Jahre zuvor von der Stadt gekauft worden war. Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung (Migration, Wohnungsmangel) und des damit verbundenen Einwohnerwachstums wurden die Nutzungsansprüche angepasst. Neben der Kinderbetreuung und der Schaffung von sozialem Wohnraum soll auch das räumliche Angebot der Tafel Richtung Westen vergrößert werden. Zusätzlich ist eine öffentliche oder teil-öffentliche Grünfläche vorgesehen.

Mehr zum Thema

Sitzung

Solar-Freiflächen-Anlage Thema bei den Grünen

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Der Ortsbeirat unter Vorsitz von Ingrid Schich-Kiefer (CDU), der am Montag im Pfarrzentrum Sankt Laurentius tagte, kann mit dem aktuellen Aufstellungsbeschluss für die Mischbaufläche mehrheitlich gut leben. Wie die Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung auf Nachfrage von Alois Hillenbrand (Freie Wähler) mitteilte, werde das Gutachten bezüglich potenzieller Altlasten aus dem Jahr 2015 derzeit aktualisiert, weil durch die neue Art der künftigen Nutzung (Wohnen, Kinder) Nachuntersuchungen notwendig sind. Auch der zeitliche Rahmen der Bebauung sei erst dann konkreter zu definieren, wenn alle relevanten Gutachten vorliegen, so die Baudezernentin.

Doris Sterzelmaier (Bündnis 90/Die Grünen) kommentierte die Kombination aus Kinderbetreuung, sozialem Wohnraum und Grünfläche als gelungen. Man müsse sich aber Gedanken machen, ob in diesem Quartier bei demnächst vier Kitas nicht auch eine neue Grundschule gut platziert wäre. Thomas Schröder (CDU) befürchtet, dass es aufgrund der vielfältigen Nutzung und geplanten Erweiterung der Tafel dort künftig etwas eng werden könnte. Die öffentliche Grünfläche sei nicht zwingend erforderlich, sagte er: „Irgendeine Kröte wird man schlucken müssen!“ Rauber-Jung betonte, dass es sich dort nicht um eine größere Parkanlage handeln werde, sondern um einen eher kompakten Bereich.

Keine Zeit mehr verlieren

Auch für Details zu einer Wohnbebauung sei es noch zu früh. Im Quartier Rhein-, Mosel- und Elbestraße sollen langfristig sozialer Wohnungsbau erhalten werden und zusätzlich bezahlbarer Wohnraum entstehen. Das wurde bereits 2019 in einer Absichtserklärung zwischen Stadt und Wohnbau Bergstraße festgezurrt. Das ehemalige Bundeswehdepot ist Teil dieses Kurses. „Kita-Plätze haben wir schon gestern benötigt, und Sozialwohnungen bereits vorgestern“, betonte Michael Sydow (SPD) den dringenden Bedarf an beidem.

Es sei nun wichtig, keine Zeit mehr zu verlieren, um das Areal im Sinne der vorliegenden Nutzungsplanung zielgerichtet weiter zu entwickeln. Eigentlich sollte die neue Einrichtung das Angebot südlich der Schwanheimer Straße bis 2026 bereichern. Die Erste Stadträtin will das Datum aktuell noch nicht verbindlich zusagen, dafür sei die Dynamik im laufenden Verfahren noch zu hoch.

Im Bensheimer Westen entsteht ein Solarpark. Bereits 2020 hatte die Stadtverordnetenversammlung die Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage beschlossen, als Gelände wurde ein städtisches Grundstück westlich der A5 an der Hartbrücke gefunden. Die Fläche soll nun über 25 Jahre an die GGEW verpachtet werden. Weil das Gelände derzeit noch als landwirtschaftliche Nutzung definiert ist, müssen der Flächennutzungs- und der Bebauungsplan geändert werden.

Damit wird auf einem 5,4 Hektar großen Gelände die Möglichkeit geschaffen, rund 6,9 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr zu erzeugen und damit rein rechnerisch rund 2300 Haushalte versorgen zu können. Laut Baugesetzgebung sind solche Projekte ohne ein Bauleitplanverfahren möglich, wenn sie mindestens 200 Meter Abstand zu Autobahn und Schiene aufweisen. Ein Antrag auf Baugenehmigung ist ausreichend.

Die GGEW AG will rund 11 000 Solarmodule auf Trägern über der Erde in West-Ost-Richtung mit Ausrichtung nach Süden montieren, um möglichst viel Ertrag zu erzielen. Unter der PV-Anlage soll eine Beweidung von Tieren stattfinden. Nach einer Änderung des Geltungsbereichs aufgrund veränderter Pachtverhältnisse und dem neuen Verlauf der Hochspannungsleitung bleibe die Brombeerhecke im Bereich der Straße „An der Hartbrücke“ nun erhalten. Die Voruntersuchungen sind abgeschlossen, das baurechtliche Verfahren wird eingeleitet.

Wie Steffen Hundemer, bei der GGEW AG Teamleiter für Projektentwicklung und Akquisition bei PV- und Windenergieprojekten, im Ortsbeirat mitteilte, sei eine sich negativ auswirkende Verdichtung des Bodens aufgrund er Modulanlage nicht zu erwarten. Durch die Aufständerung der Module, die in einem Winkel von 20 Grad angebracht werden, komme es außerdem nicht zu einer Versiegelung des Bodens.

Die Anlage sei so konstruiert, dass sie nach der Nutzungsphase schnell und mühelos zurückgebaut werden könne, heißt es von Seiten des Energiedienstleisters. Dem Aufstellungsbeschluss wurde zugestimmt. Die FDP enthielt sich auch bei diesem Punkt.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim