Ideenwettbewerb

Fraa vun Bensem in der Marktplatz-Jury

Doris Walter kennt sich aus in Bensheim - und das nicht nur geografisch. Seit 1983 verkörpert sie für die Heimatvereinigung Oald Bensem die Fraa vun Bensem.

Von 
Dirk Rosenberger
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Doris Walter in ihrer Paraderolle als Fraa vun Bensem: Die Bensheimerin wird auf Vorschlag der Verwaltung als Sachpreisrichterin in der Jury des Ideenwettbewerbs für den Marktplatz mitwirken. © Dietmar Funck
Doris Walter kennt sich aus in Bensheim - und das nicht nur geografisch. Seit 1983 verkörpert sie für die Heimatvereinigung Oald Bensem die Fraa vun Bensem. Als Traditionsfigur begleitet sie das Stadtgeschehen stets augenzwinkernd, kritisch und dennoch herzlich. Als Botschafterin ihrer Heimatstadt hat sie in den vergangenen fast 40 Jahren viel Imagepflege für Bensheim betrieben, war und ist bei offiziellen Anlässen ein gerngesehener Gast.

Bensheim. Nun kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere Aufgabe auf die Bensheimerin zu, die viel Fingerspitzengefühl und Diplomatie erfordert. Der Magistrat hat in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt, Doris Walter als Sachpreisrichterin in die Jury des Ideenwettbewerbs für den Marktplatz aufzunehmen.

Denkmalpflege nicht vertreten

Die Entscheidung kommt zunächst etwas überraschend. Ursprünglich waren als Sachpreisrichter Bürgermeisterin Christine Klein, Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung und eine Vertreterin oder ein Vertreter der Unteren Denkmalbehörde aus Heppenheim vorgesehen. Zwar hatte es von einigen Fraktionen Vorbehalte gegen einen Abgesandten des Denkmalschutzes in dieser Position gegeben, in der Sitzung des Stadtparlaments Ende März fanden entsprechende Anträge aber keine Mehrheit.

Trotzdem wird nun die Denkmalbehörde nicht vertreten sein. Die Bitte der Verwaltung um Entsendung eines Teilnehmers verhallte in der Kreisstadt nicht ungehört, jedoch sprach sich der zuständige Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf gegen eine Entsendung aus. Er unterbreitete nach Angaben aus dem Rathaus aber den Vorschlag, „bei der Vorlage von verfahrensstandsgleichen Entwürfen diese nach fachlichen Gesichtspunkten zu beurteilen und gegebenenfalls Hinweise zum weiteren Fortgang zu geben“. Diese Art der Einbindung sei allerdings nur eingeschränkt umsetzbar, teilte die Verwaltung mit.

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„Es ist nicht möglich, die Wettbewerbsbeiträge durch die Untere Denkmalpflege beurteilen zu lassen. Dies ist erst nach der Veröffentlichung der Wettbewerbsergebnisse möglich“, heißt es dazu wörtlich. Wohl auch deshalb hatten sich die Bensheimer an das Landesamt für Denkmalpflege gewandt und bei Bezirkskonservatorin Henriette von Preuschen angefragt. Von ihr erhielten sie aber ebenfalls eine Absage.

Kurzum: Eine Stelle als Sachpreisrichterin musste neu besetzt werden. Man habe eine Vielzahl an Alternativen geprüft und sich an den „Richtlinien für Planungswettbewerbe“ orientiert. Dort heißt es, dass Sachpreisrichter mit der Wettbewerbsaufgabe und den örtlichen Verhältnissen besonders vertraut sein sollen. Für die Verwaltung erfüllt Doris Walter diese Kriterien, da sie unter anderem „über eine große Bandbreite an Kenntnissen zum Stadtgeschehen verfügt“ und mit der Wettbewerbsaufgabe vertraut sei. Der Magistrat folgte dieser Argumentation offenkundig und stimmte der Personalie zu.

Abstimmungsgespräche laufen

Um das Fachwissen der Unteren Denkmalbehörde dennoch einzubinden, laufen nach Auskunft aus dem Rathaus zurzeit Abstimmungsgespräche mit allen Beteiligten. Darüber hinaus will man einen Fachpreisrichter oder eine Fachpreisrichterin mit „großem Erfahrungswert im Bereich des Denkmalschutzes“ einbinden. In der Jury sind die Fachpreisrichter in der Überzahl.

Ergänzt wird das Gremium von sogenannten Sachverständigen, die nicht stimmberechtigt sind. Eingesetzt werden Abgeordnete aus allen Fraktionen, ein Vertreter des Bürgernetzwerks und der Bürgerinitiative, des Empfehlungsteams im Rahmen des Bensheimer Wegs. Ein Vertreter der MEGB soll ebenfalls als Sachverständiger mitwirken.

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Thomas Tritsch
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Hinter den Kulissen wird derzeit an der Vorbereitung des Ideenwettbewerbs gearbeitet, konkret geht es um die Erstellung des Zeitplans, der alle Termine bis zum Abschluss des Vorhabens umfasst. „Das ist ein enormer Koordinierungsaufwand, wir müssen uns mit allen Beteiligten absprechen“, erklärte Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung auf Nachfrage. Sobald die Terminierung steht und vom Magistrat beschlossen wurde, werde man diese kommunizieren. Fest eingeplant sind zwei Info-Veranstaltungen, bevor es ans Eingemachte geht: einmal für die Politik und einmal für die Bürger. „Wir wollen transparent erklären, wie der Wettbewerb abläuft und wie sich die Bürger danach einbringen können“, so Rauber-Jung.

Mit dem wettbewerbsbegleitenden Büro bereitet das Baudezernat aktuell die Auslobung vor. Im ersten Vorgespräch mit den Preisrichtern wird der Entwurf dann finalisiert und der Architektenkammer zur Genehmigung vorgelegt. Sobald diese Schritte vollzogen sind, wird die Auslobung veröffentlicht und Fachbüros können sich bewerben.

„Muss ich akzeptieren“

Die Erste Stadträtin bedauert auf Nachfrage die Absage der Denkmalschutzbehörde. Es sei der Wunsch der Stadtverordnetenversammlung gewesen, eine Vertreterin oder einen Vertreter als Sachpreisrichter einzusetzen, um während des Verfahrens die Belange des Denkmalschutzes direkt einbringen zu können.

„Es ist schade, dass es jetzt so gekommen ist. Aber das muss ich akzeptieren“, bemerkte Rauber-Jung. Es gebe allerdings Gespräche, um einen Weg zu finden, die Denkmalschutzbehörde berücksichtigen zu können, ohne gegen die Wettbewerbsrichtlinien zu verstoßen. Darüber hinaus werde man die Behörde bitten, Hinweise für die Auslobung zu geben, was aus Sicht des Denkmalschutzes den Büros mitgeteilt werden sollte.

Unterm Strich laufen die Vorbereitungen für den Ideenwettbewerb, die letzten Personalien (wer sich als Fachpreisrichter engagiert) werden zeitnah geklärt. Die Stadt hat von der Architektenkammer eine Liste mit Kandidaten bekommen, erste Gespräche wurden bereits geführt.

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