Musiktheater Rex

Forgotten Sons: Ein Kult-Album ganz besonders präsentiert

Die Marillion-Coverband Forgotten Sons wurde bei ihrem Auftritt in der alten Güterhalle von einem Streichquartett unterstützt.

Von 
Thomas Wilken
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Die Marillion-Coverband Forgotten Sons um den Bensheimer Sänger Nico Würsching gab im Musiktheater Rex ein umjubeltes Konzert. © Bernd Würsching

Bensheim. Besser hätte man wohl das Jubiläum eines Albums, das Musikgeschichte schrieb, nicht zelebrieren können: Vor 40 Jahren erschien „Misplaced Childhood“ von Marillion, das für die Epigonen von Forgottens Sons aus dem Rhein-Main-Gebiet so etwas wie das Maß aller Dinge ist. Kein Wunder, dass sie es bei ihren Konzerten immer in kompletter Länge spielen – dieses Mal sogar noch in besonderer Form.

Die Tribute-Band um den Bensheimer Sänger Nico Wüsching bekam den Heimvorteil deutlich zu spüren: Das Musiktheater Rex war wie immer beim Auftritt der Lokalmatadoren mehr als gut besucht, die Stimmung noch viel besser. Es gab viel Vorschussapplaus, als es nach einer halbstündigen, kurzfristig anberaumten Verzögerung losging. Neben dem Jubiläumsklassiker bot der Fünfer auch ein umjubeltes Best-of von Marillion-Songs mit dem damaligen Sänger Derek William Dick, genannt „Fish“.

Die Originale, die englische Progressive-Rock-Band, gibt es auch heute noch und sie haben vor drei Jahren ihr bis dato aktuellstes Album „An hour before it‘s dark“ herausgebracht. Allerdings ohne jenen charismatischen Frontmann aus den Anfangsjahren, dem die Cover-Truppe huldigt. Bis 1988 veröffentlichte der Schotte vier Alben mit den Briten, die heute noch Kultstatus genießen. Und genau denen widmen sich die fünf Musiker.

Die Forgottens Sons gründeten sich 2011 quasi im Rex, damals noch in Lorsch zuhause. Hier fand auch das erste Konzert statt. Und der Zuspruch hat nicht nachgelassen. Der Fundus von Kultsongs der Jahre 1981 bis 1988 ist schier unerschöpflich, was die Band immer wieder durch eine Variation ihrer Setliste deutlich macht. Die gleicht nie der des Vorjahres. Bis auf eine Ausnahme.

Seit ein paar Jahren gibt es einen Fixpunkt: das komplette Album „Misplaced Childhood“, die wohl persönlichste und mit „Kayleigh“ kommerziell erfolgreichste Fish-Marillion-Scheibe. Bis die Besucher aber in den Genuss dieser Stücke daraus kommen, macht es der Fünfer spannend. Denn die Lieder daraus gibt es erst im zweiten Set zu hören. Doch dann wird klar, warum dieses Album damals den Durchbruch bringen sollte.

Die Fans jedenfalls haben ihre Dosis Marillion mit der Muttermilch aufgesogen. Die ersten Töne von „Script for a Jester‘s Tear“ werden textsicher mitgesungen. „Incubus“ oder „Jigsaw“ sind weitere bekannte Stücke wie auch das namensgebende „Forgotten Sons“. Fast schon ein Mainstream-Song ist unter diesen in sich verschachtelten Zehn- oder mehr Minuten-Klassikern der Rocker „Incommunicado“. Ein anderer: „Fugazi“.

Die „Forgotten Sons“ machen ihre Sache wirklich gut. Gerade Lokalmatador Nico Würsching am Gesang tut alles, um die dankbaren Besucher zu begeistern. Keyboarder Robert Pflug, Jürgen Link (Drums), Jürgen Kerber (Gitarre) und Udo Daum (Bass) komplettieren das Line-up. Die Rhythmus-Sektion funktioniert wie ein Uhrwerk. Sie überlassen jedoch dem Frontmann die Bühne und treten selbst weniger in Erscheinung – außer Kerber bei den Soli. Der Sänger wiederum ist immer in Aktion und weiß die eingefleischten Fans zu begeistern.

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Nach der Pause dann der Höhepunkt: Ein Streicherinnenquartett gesellt sich zu den Musikern, um „Misplaced Childhood“ in einer ganz besonderen Form zu performen. „Die Idee hatten wir eigentlich schon für unser zehnjähriges Band-Jubiläum 2021“, erzählt Würsching. Es war klar, dass es in Zusammenhang mit dem Album stehen muss. „Das hat uns als Band zusammengebracht und ist in voller Länge bis auf wenige Aufnahmen auch ein fester Bestandteil unserer Show.“

„Echoes“, ein Pink-Floyd-Tribute, hatte sich unter der Überschrift „Barefoot to the Moon“ auch mit vier Streicherinnen verstärkt und die Songs in einem klassisch angehauchten, akustisch präsentierten Gewand präsentiert, berichtet der Sänger. „Das fand ich sehr interessant.“ Mit Keyboarder Robert Pflug, der später das Projekt umsetzte, begann er „herumzuspinnen“, ob das denn auch mit dem Marillion-Album möglich wäre.

Corona machte diese Idee zwar erst einmal zunichte, aber jetzt wurde sie mit Erfolg reaktiviert. Nach einer langen Recherche stieß man auf die Musikerinnen von „La Finesse“, mit denen das Ganze möglich wurde: Anna Maria Barth (erste Geige), Salome Khomasuridze (zweite Geige), Olga Hübner (Viola) und Regina Wilke (Cello). Die Resonanz des Publikums auf Songs wie „Pseudo Silk Kimono“, „Lavender“, „Heart of Lothian“ oder „White Feather“ in anderem Gewand war überwältigend.

Freier Autor Freier Journalist für Tageszeitungen im südlichen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis

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