Stadtparlament

Feuerwerk beim Winzerfest in Bensheim nicht gestrichen

In diesem Jahr gibt es wieder ein Brillant-Feuerwerk beim Bergsträßer Winzerfest in Bensheim. Die Stadtverordnetenversammlung hat mit knapper Mehrheit einen Vorstoß abgelehnt, den Zuschuss dafür zu streichen.

Von 
Dirk Rosenberger
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In diesem Jahr wird es wieder ein Feuerwerk am Winzerfest geben. © Dietmar Funck

Bensheim. Der vorerst letzte Vorstoß, das Brillant-Feuerwerk am Winzerfest abzublasen, ist verpufft. Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer jüngsten Sitzung einen entsprechenden Antrag von FWG, BfB und VuA (Vernunft und Augenmaß) allerdings nur mit knapper Mehrheit abgelehnt.

Das Trio wollte, wie berichtet, vom Magistrat prüfen lassen, ob der bereits erteilte Auftrag an eine Fachfirma für dieses Jahr noch storniert werden kann. Ab 2024 wollte man dann weder im städtischen Haushalt noch bei der Stadtkultur Geld zur Verfügung stellen.

Nach Angaben der Freien Wählergemeinschaft wären damit Einsparungen von 16 000 Euro verbunden. Diese Summe steht im Haushaltsplan als Zuschuss für das Feuerwerk. Der Verkehrsverein als Veranstalter des Winzerfests hat bekanntlich in den vergangenen Monaten Alternativen geprüft und wieder verworfen. Drohnen- oder Lasershows kämen aus unterschiedlichen Gründen (Finanzen, Platzbedarf) nicht infrage.

In den Vorjahren gab es kein Feuerwerk wegen Dürre und Corona

Daher hatte man sich entschlossen, beim Klassiker der vergangenen Jahrzehnte zu bleiben, der in den letzten Jahren allerdings aufgrund der Corona-Pandemie ins Wasser fiel – und zuvor bereits schon mal abgesagt werden musste, weil wegen Dürre die Brandgefahr zu hoch war.

Die Frage, ob der Programmpunkt beim größten Weinfest in Südhessen noch zeitgemäß ist, wird immer mal wieder aufgeworfen. Abgesehen von den monetären Aspekten geht es dabei um Umweltschutz und das Tierwohl. Hingewiesen wird und wurde zuletzt auch im Stadtparlament auf die vielen Geflüchteten aus Kriegsgebieten, die sich in Bensheim aufhalten – und die bei der Geräuschkulisse nicht an ein fröhliches Beisammensein im Kreis von Freunden denken. Als Spielverderber und Spaßbremsen wollten sich die Antragsteller nicht abgestempelt sehen. Sie schlugen Alternativen wie „Bergstraße leuchtet“ vor, finanziert von Sponsoren.

Unterm Strich setzten sich in der Stadtverordnetenversammlung die Befürworter des Feuerwerks durch. Auch mit dem Hinweis auf die Vorarbeit des Verkehrsvereins, der Optionen geprüft und aus Kostengründen oder wegen des zu hohen Aufwands wieder verworfen hatte (wir haben berichtet). Intensiv hatte sich der Vorstand nach eigenem Bekunden zudem damit befasst, unter welchen Bedingungen ein Feuerwerk vertretbar wäre. Nach Einschätzung der städtischen Umweltberatung sind bei einem Einzelfeuerwerk besonders die Lärmbelastung und die Lichteffekte problematisch, wegen der kurzen Dauer weniger aber die Feinstaubbelastung und der Kohlendioxid-Ausstoß. Empfohlen wurde daher ein geräuschreduziertes Spektakel ohne Böllerschüsse am Anfang und Ende.

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Für viele ist das Feuerwerk auch schlicht ein integraler Bestandteil des Bergsträßer Winzerfests mit einem hohen Publikumseffekt. Letztlich lassen sich ohnehin für beide Seiten Argumente finden. Und in einer chronisch debattierfreudigen Stadt wie Bensheim dürfte es ohnehin nicht das letzte Mal gewesen sein, dass über die Vor- und Nachteile der Himmelserleuchtung am zweiten Fest-Samstag gesprochen wurde.

Abgestimmt wurde übrigens über die einzelnen Punkte des Antrags. Gegen den Versuch einer Stornierung für dieses Jahr sprach sich die Koalition mit Ausnahme von Adriane Filippone und Eva Middleton (beide SPD, jeweils Enthaltung) aus. BfB, Grüne, FWG und VuA votierten dafür.

Das Land gibt den Rahmen vor

Das gleiche Ergebnis gab es bei der Forderung, ab 2024 kein Geld mehr im städtischen Haushalt zur Verfügung zu stellen. Beim Votum, auch bei der Stadtkultur auf eine finanzielle Zuwendung ab 2024 zu verzichten, enthielt sich außer Eva Middleton und Adriana Filippone auch Dominik Jakob (CDU).

Einstimmigkeit herrschte hingegen bei einem anderen Thema. Die Koalition aus CDU, SPD und FDP hatte erfolgreich beantragt, die Einrichtung eines „Di@-Lotsen“-Stützpunkts in Bensheim zu prüfen. Der Magistrat soll nun abklären, ob ein neuer Standort in der Stadt eingerichtet werden oder ob man das Angebot innerhalb des bestehenden Stützpunktes für den Kreis in Birkenau etablieren kann. Bei dem Vorhaben geht es um die Vermittlung digitaler Kompetenzen, um besonders ältere und oft weniger mobile Menschen in die digitale Welt zu begleiten – angeleitet von ehrenamtlichen Lotsen. Das Land gibt nicht nur Fördermittel, sondern auch den Rahmen vor.

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Ohne Gegenstimmen bei Enthaltung der Grünen-Fraktion wurde darüber hinaus ein Antrag der BfB angenommen. Das Präsidium des Hessischen Städtetags hat eine Forderung zur Übernahme der Finanzierung der Flüchtling durch Land und Bund auf den Weg gebracht. Das Stadtparlament schloss sich nun auf Initiative der Wählergemeinschaft dem Schreiben an.

Der Magistrat muss nun die Inhalte der Bundes- und Landesregierung sowie den im Kreis lebenden Mitgliedern des Bundestages und Landtages übermitteln. Die Kernaussage ist keine neue, aber für die Kommunen durchaus von Bedeutung. Land und Bund sollen sich stärker finanziell engagieren, damit die Aufgaben vor Ort überhaupt einigermaßen sinnvoll geleistet werden können.

Freier Autor

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