Bensheim. Neun Jahre nach dem Umzug des FC Italia vom Meerbachgelände auf den Berliner Ring ist die Zukunft des Vereins weiter ungewiss. Die Stadt Bensheim verliert zunehmend die Geduld und zieht nun rechtliche Konsequenzen in Betracht. Wie aus mehreren Verwaltungsvorlagen und Protokollen hervorgeht, die dieser Redaktion vorliegen, hat der Verein bis heute keine der vertraglich vereinbarten Bauverpflichtungen erfüllt.
Von der Ersatzlösung zum Dauerproblem
2016 hatte der FC Italia als Ersatz für den aufgegebenen Meerbachsportplatz ein neues Grundstück am Berliner Ring erhalten. Das Gelände wurde mit einem Kunstrasenplatz ausgestattet, der für den Spielbetrieb vorgesehen war. Im Gegenzug verpflichtete sich der Verein, ein Vereinsheim mit Funktionsräumen für Umkleiden, Duschen und Sanitäranlagen zu errichten.
Doch der Bau kam nie über die Planungsphase hinaus. Weder ein Bauantrag noch ein Zeit- und Finanzierungsplan wurden von Vereinsseite eingereicht. Damit wurden zentrale Bedingungen des Erbbaurechtsvertrags verletzt.
Wie aus einem Schreiben des städtischen Teams „Gebäude und Freiflächen“ vom 5. August 2025 hervorgeht, belief sich der ursprüngliche Zuschuss der Stadt Bensheim an den FC Italia auf 834.500 Euro. Da das geplante Vereinsheim bis heute nicht errichtet wurde, wurden davon lediglich 582.700 Euro ausgezahlt.
Vom Land Hessen sollten über das Förderprogramm „Sportland Hessen“ ursprünglich weitere 200.000 Euro hinzukommen – vorgesehen für den Bau eines Kunstrasenplatzes und eines Sportfunktionsgebäudes. Nach Fertigstellung des Kunstrasenplatzes erhielt der Verein eine erste Tranche von 100.000 Euro.
Weil das Vereinsheim später kleiner geplant wurde, reduzierte das Land den verbleibenden Förderbetrag auf 81.000 Euro. Diese Mittel wurden jedoch nie abgerufen, da der Verein weder Bauantrag noch Finanzierungsplan eingereicht hat. Das Ministerium beendete das Förderprojekt am 25. April 2024, „da keine Unterlagen eingereicht wurden“. Der bereits ausgezahlte Betrag über 100.000 Euro steht derzeit unter Verwendungsprüfung durch das Regierungspräsidium Darmstadt.
Der Verein hatte daraufhin versucht, eine provisorische Lösung zu erreichen. In Gesprächen mit der Stadt beantragte der FC Italia die Aufstellung von Containern als Ersatz für das nicht gebaute Vereinsheim. Doch auch dieses Vorhaben scheiterte: Es wurden weder baurechtliche Unterlagen noch eine Finanzierungsübersicht eingereicht.
Vertragliche Verpflichtungen wurden nicht erfüllt
Die Stadtverwaltung stellte in ihrer Antwort auf eine Anfrage der BfB-Fraktion klar, dass der FC Italia seinen vertraglichen Verpflichtungen bislang nicht nachkommt. Bereits im Sommer 2023 hatte Stadträtin Nicole Rauber-Jung im Sozial-, Sport- und Kulturausschuss betont, der Verein habe „weder Bauantrag noch Finanzierungsplan“ vorgelegt.
Auch in späteren Protokollen der Stadtverordnetenversammlung ist mehrfach dokumentiert, dass trotz wiederholter Aufforderungen keine Fortschritte erzielt wurden. Die Verwaltung habe den Verein deshalb „aufgrund von Pflichtverletzungen aus dem Pacht- und Erbbaurechtsvertrag abgemahnt und aufgefordert, bis zum 31.10.2023 die Pflichten zu erfüllen und ein Gebäude zu bauen.“ Gleichzeitig kündigte die Stadt an, den Vertrag zu beenden, sollte keine Umsetzung erfolgen.
Während der FC Italia in den vergangenen Jahren kaum aktiv wurde, hat die Stadt mehrere beschlossene Maßnahmen umgesetzt. Bereits 2023 wurde der Kunstrasenplatz umzäunt, um Vandalismusschäden zu verhindern. Im Oktober 2024 beschloss die Stadtverordnetenversammlung zudem, den Kunstrasen auszubessern und die Bespielbarkeit zu sichern. Dafür standen bis zu 10.000 Euro aus Restmitteln des Haushalts bereit.
Der entsprechende Beschluss wurde damals einstimmig angenommen. In den Unterlagen ist festgehalten: „Der Zaun wurde hergestellt. Die Ausbesserung des Rasens steht kurzfristig an. Von Seiten des Vereins wurden bislang keine verwertbaren Unterlagen zur Errichtung einer Containeranlage vorgelegt.“
Nach Angaben der Stadt enthält der Pachtvertrag eine klare Regelung. Erlaubt ist ein Rücktritt, wenn der Verein seine Baupflicht nicht erfüllt. Im Falle einer Kündigung gehen die entstandenen Kosten zulasten des Vereins.
Zudem hatte die Verwaltung beim Land Hessen angefragt, ob eine Kündigung ohne Rückforderung der Landeszuschüsse möglich sei. Die Antwort fiel positiv aus. Sollte die Stadt oder ein anderer Verein den Platz übernehmen und weiterhin Fußball darauf gespielt werden, bliebe der ursprüngliche Förderzweck gewahrt. Eine Rückzahlung der Mittel wäre dann nicht erforderlich.
Sporthalle als neue Nutzung des Geländes
Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Bensheim inzwischen Gespräche mit dem Kreis Bergstraße aufgenommen. Das Gelände am Berliner Ring soll in die Planungen für eine neue Dreifeld-Sporthalle einbezogen werden, die der Kreis für schulische Zwecke errichten will.
Bis zur Fertigstellung dieser Halle ist eine Traglufthalle als Übergangslösung vorgesehen, ausgestattet mit Sanitär- und Lagercontainern. Diese könnte sowohl von Schulen als auch von Vereinen genutzt werden, während die bestehende Halle am AKG saniert wird. Die Kosten für Bau und Betrieb trägt der Kreis. Für die Traglufthalle muss eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden, neues Baurecht schafft die Stadt hierfür nicht.
In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung wurde das Vorhaben einstimmig begrüßt. Das Baufenster für die neue Halle umfasst rund 1.640 Quadratmeter umfasse, die Traglufthalle eine Fläche von 800 Quadratmetern. Zum Vergleich: Die Weststadthalle misst 1.350 Quadratmeter.
Während damit die Planungen für eine neue Nutzung des Areals voranschreiten, bleibt die Zukunft des FC Italia ungewiss. Ohne Bauantrag, ohne Fördermittel und ohne klaren Zeitplan steht für den Verein nicht der Kunstrasen selbst, wohl aber das Nutzungsrecht am Gelände auf dem Spiel.
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