Sankt Georg

Elgar-Raritäten in der Bensheimer Stadtkirche

Von 
Klaus Ross
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Die neue Formation „Bensheim a-cappella“ brachte in der Stadtkirche von Sankt Georg Chorwerke von Edward Elgar zu Gehör. © Thorsten Gutschalk

Bensheim. „Chor– Raum – Zeit – Musikalische Auszeit am Abend“ heißt eine neue Sonntagsreihe in Sankt Georg mit vokalem Ensemblerepertoire als Schwerpunkt. Unter den bis Ende März geplanten Terminen finden sich etwa ein Familien-Abendlob mit der Kinderkantorei Kirchbergklang, ein Abendlob zum Abschluss des regionalen Kirchenmusiktages oder auch ein Gedenkkonzert zum 150. Geburtstag von Max Reger.

Erlesene Auswahl

Bei der dritten Veranstaltung am letzten Januarsonntag konnten Regionalkantor Gregor Knop und seine ebenfalls noch recht neue Formation Bensheim a-cappella weit über 100 Besucher in der Bensheimer Stadtkirche begrüßen.

Die Ensemblebesetzung bestand diesmal aus Veronika Böhm, Laura Hafner und Flannery Ryan (Sopran), Judith Schmidt-Helferich, Lorena Hanser, Anne Schneider und Frauke Göldenitz (Alt), Clemens Bosselmann, Christian Knatz, Dietmar Trost und Julian Hanser (Tenor) sowie Klaus Jehlicka, Matthias Opfermann, Tilman Dasbach, Philipp Peters, Gert Kremser und Daniel Schäfer (Bass).

Geboten wurde eine erlesene Auswahl aus Edward Elgars kaum bekanntem A-cappella-Oeuvre, wie sie in der Region wohl kaum je zu hören gewesen sein dürfte.

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Den instrumentalen Anfang machte mit dem „Allegro moderato“ aus seiner 1895 entstandenen G-Dur-Orgelsonate opus 28 eine weitere entdeckenswerte Elgar-Rarität.

Die von Gregor Knop herrlich schwungvoll vermittelte Klangpracht des bereits sehr sinfonisch gedachten Kopfsatzes ließ lebhaft bedauern, dass der Sohn eines Organisten nur diese eine große Orgelkomposition geschrieben hat. Hoffentlich steht dann bei einer der nächsten konzertanten Gelegenheiten das komplette viersätzige Werk auf dem Programm.

Charakteristisch farbensatter Elgar-Sound

Mehrstimmige Gesänge (sogenannte „part songs“) waren für den tief in Englands romantischer Chortradition verwurzelten Komponisten keineswegs eine künstlerische Nebensache, sondern zentraler Bestandteil seines Schaffens über Jahrzehnte.

Den charakteristisch farbensatten Elgar-Sound gibt es da natürlich zur Genüge, aber auch eine durch Naturbilder befeuerte individuelle Ausdruckspoesie und einen entsprechend vielgestaltigen harmonischen wie rhythmischen Einfallsreichtum. So wundert es nicht, dass dieses auch gesangstechnisch oft sehr ambitionierte Repertoire nur von wirklich exzellenten Chören bewältigt werden kann.

Delikate Stimmungsmalerei

Wie schon beim Heppenheimer Debüt anlässlich der Bergsträßer Bachtage 2022 genügte die intonatorische und interpretatorische Qualität von Bensheim a-cappella höchsten Ansprüchen. Bereits in den beiden wunderbaren Frühwerken „My love dwelt in a northern land“ opus 18/3 (1889) und „As torrents in summer“ (aus dem Epilog der Kantate „King Olaf“ opus 30 von 1896) konnte man Elgars delikate Stimmungsmalerei voll ausgeprägt finden.

Für seinen reifen Stil standen fünf noch raffinierter ausgearbeitete Vertonungen aus dem Jahre 1914: Neben dem zart kolorierten opus 71 mit „The shower“ und „The fountain“ sowie dem ungleich kontraststärkeren opus 73 mit „Love’s tempest“ und „Serenade“ war hier besonders das kongenial umgesetzte Balladenjuwel „Death on the hills“ opus 72 hervorzuheben, das Elgar selbst für eines seiner besten Werke hielt.

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„Tränenvoll, geh hin mein Lied, um des Menschen hartes Herz zu brechen. Geh hin!“: Nach dieser originell bekräftigten Aufforderung des schwärmerisch leuchtenden Schlussliedes „Go, song of mine“ opus 57 von 1909 blieb wohl endgültig kein „hartes Herz“ im Bensheimer Publikum mehr übrig.

Trefflich abgerundet wurde die begeistert beklatschte, am Vorabend auch in der Heppenheimer Weststadtkirche „Erscheinung des Herrn“ präsentierte Entdeckungsreise zu Edward Elgar mit dem als Zugabe wiederholten Eingangsstück „The shower“.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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