Bensheim. Das Bühnenbild stimmt noch nicht im Detail und am Timing muss noch eine Menge gearbeitet werden: Die Proben zum neuen Kinderstück des PiPaPo-Theaters laufen auf Hochtouren, denn Ende November ist Premiere. Auf dem Programm steht „Katze mit Hut“, ein Stück nach einem Kinderbuch von Simon und Desi Ruge, das als internationaler Erfolg in viele Sprachen übersetzt und von der Augsburger Puppenkiste verfilmt wurde.
So lernte es auch Annika Sohnrey als Kind kennen und lieben.Die Erzieherin und angehende Theaterpädagogin inszeniert den Stoff nun als ihre erste Regie-Arbeit für das PiPaPo, nachdem sie hier schon als Schauspielerin im Kinderstück „Mützenwechsel“ und als Bühnenbildnerin mitgearbeitet hat. Regie geführt hat sie bislang allerdings nur anderswo.
Das Stück schien ihr auch deshalb reizvoll, weil es ein Plädoyer für Toleranz, Freiheit und Gleichheit ist. Jeder darf so sein, wie er ist, muss aber auch die Marotten der anderen ertragen – und sei es die Vorliebe für schier unerträglich stinkenden Käse.
Eine als feine Dame mit Hut auftretende Katze landet versehentlich statt wie beabsichtigt in Hamburg in Stackeln an der Kruke und mietet dort von dem ständig gestressten und überwiegend unfreundlichen Finanzberater Maulwisch das Haus, in dem dieser eine unglückliche Kindheit erleben musste. Und die „steckt jetzt in den Wänden“. Einziges Gegenmittel: Das Haus muss von spaßigen Leuten spaßig bewohnt werden.
Die Katze funktioniert das Haus in kürzester Zeit in eine Pension für gestrandete skurrile Gestalten um, um es „glücklich zu wohnen“. Unter anderem finden sich ein: Ein Huhn, das gern Karten spielt und jeden Tag ein gut gelungenes Ei legt, ein Hund, der früher zur See gefahren ist, den Garten umgräbt und Schuhe reparieren kann, die keiner seiner Mitbewohner trägt, und der außerdem einen wunderbaren norddeutschen Zungenschlag draufhat. Außerdem ein frecher Zappergeck, der so gefräßig ist, dass er die Kuh des Nachbarn so gut wie leergetrunken hat und ein imposantes „Musikschwein“, ein überaus groteskes Mischwesen aus Akkordeonspieler und Wildschwein, das noch dazu sehr laut ist.
Es ist also immer ganz schön was los auf der Bühne, vor allem auch, wenn Vermieter Maulwisch mal wieder hereinplatzt und vehement die Miete einfordert. Zur kindgerechten Unterhaltung tragen auch die bis ins Detail liebevoll gemachten Kostüme und die Durchgestaltung der Figuren bei. Der Zappergeck trägt eine schöne grüne Drachenmaske und das Dudelhuhn Marianne ist nicht nur mit einem Schnabel und einem genähten Gefieder ausgestattet, sondern gackert stets, bevor es spricht.
Und die Katze als Hauptfigur bewegt sich mit seidigem Schwanz, Ohren und Pfötchen ganz geschmeidig über die Bühne, trägt dabei aber ein aus der Zeit gefallenes feines Kleid mit ausgestelltem Rock und natürlich immer ihren schönen Hut.
Viel Freude dürften die Kinder an den vielen interessanten Wortschöpfungen haben. Der Ortsname Stackeln an der Kruke „wackelt richtig auf der Zunge“. Das Haus liegt in einer Straße mit dem verheißungsvollen Namen Backpflaumenallee und unter den Pensionsgästen befindet sich nicht nur ein Stolpervogel, sondern auch die Brüder Erbsenstein.
Gedacht ist das Stück für Kinder ab vier Jahren, doch dürften auch noch Grundschulkinder ihr Vergnügen dabei finden. Es spielen unter der Regie von Annika Sohnrey: Carolin Arndt, Luise Clever, Monika Hartz, Jürgen Kotrade, Josefine Lustig, Tamás Svajda, Alexander Vogel, Tanja Weber.
Die Aufführung dauert ungefähr eine Stunde. In diesem Jahr wird sie fünfmal öffentlich zu sehen sein: 30. November, 8., 14., 15. und 21. Dezember – jeweils ab 15.30 Uhr. Weitere Termine gibt es im Januar und Februar 2025.
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