Bensheim. Aynsley Lister ist immer eine musikalische Bank. Beim britischen Sänger und Gitarristen wissen die Gäste im Musiktheater Rex, was sie an ihm haben. Das liegt unter anderem auch daran, dass sich sein Repertoire über die Jahre kaum geändert hat. Aber ebenso an seiner fetzigen Spieltechnik, die dem manchmal doch etwas drögen Blues ein kräftig rockiges Leben einhaucht.
Der 48-Jährige ist in der regionalen Musikszene bekannt wie ein bunter Hund. Er tourt regelmäßig und war schon vor einem Jahr in der alten Güterhalle zu Gast. Damals mit gefühlt weniger Besuchern als jetzt. Was für seine Spielkunst spricht, aber auch, dass die Eintrittspreise für das Power-Trio erschwinglich geblieben sind, wo andere Bands inzwischen ziemlich hinlangen.
Seine musikalischen Sporen in der Region verdiente sich Lister vor etlichen Jahren im Muddys-Club Weinheim. Seither hat er sich kontinuierlich hochgearbeitet und seinen Bekanntheitsgrad vergrößert. Auch wenn das Rex besuchermäßig noch Luft nach oben hat, machen die Fans die etwas ausbaufähige Zahl durch ihre Begeisterung wett. Da gab es schon Konzerte mit mehr Leuten, aber schlechterer Stimmung.
Auch wenn er schon auf die 50 zugeht, kommt Aynsley Lister immer noch als Schwiegermutters Liebling rüber und hat was vom britischen Schauspieler Hugh Grant in jüngeren Jahren. Der Bandleader lässt sich nicht lumpen und zeigt seine Fingerfertigkeit knapp zwei Stunden. Craig Bacon am Schlagzeug und Jonno Martin (Bass) komplettieren das Powertrio.
Die Band glänzt durch ihre große Spielfreude und Verspieltheit. Schon bei den ersten beiden Stücken springt der Funke ins Publikum über. Die Setliste ist ein Best-of seines Schaffens, das inzwischen schon mehr als Vierteljahrhundert zurückreicht. Das Album „Everything I need“, von dem es unter anderem den Titelsong zu hören gibt, ist bereits 24 Jahre alt.
Lister zeigt weshalb er die Auszeichnungen "Guitarist-" und "Songwriter of the year" erhielt
Erst zehn Jahre hat „Home“ auf dem Buckel. Warum das Stück in dem Jahr zum „Best Blues Song of the Year“ gewählt wurde, zeigt sich, wenn Lister in die Saiten greift und die Menge abgeht. Bei den einprägsamen, auf den Punkt gespielten Soli merkt man, wie er sich langsam, aber sicher in seinen Tönen verliert, während die Finger über die Saiten flitzen.
„Soundman“ stammt von 1998 und ist ein druckvoller Gassenhauer. „Eve Part 1“ wiederum ist eine fast ungewohnte Ballade und glänzt durch ihre langsam-getragenen Töne. Während die Band die Songs vorantreibt, kommt der 48-Jährige so richtig in Fahrt. Der Kopf wird in den Nacken geworfen, das Solo trägt sich selbst. Mit seiner technischen Versiertheit zeigt Aynsley Lister eindrucksvoll, warum er neben der Auszeichnung für „Home“ 2015 „Guitarist of the Year” und 2014 „Songwriter of the Year” wurde, jeweils bei den British Blues Awards ausgezeichnet. Er geht in seinen Interpretationen sehr modern an den Blues ran. Gerade bei den Soli sind die Grenzen zur Rockmusik fließend.
Lister ist daneben kein Purist. Es gibt auch ein paar funkige Einflüsse. Wer die eher schwermütige, traditionelle Blues-Variante bei ihm sucht, wird glücklicherweise nicht fündig. Bei ihm gibt’s rockig-rollende, stampfende Power, auch wenn die alten Tunes rauszuhören sind. Das Gitarrenspiel ist, wie man es von einem Meister seines Fachs erwartet, vom Feinsten. Emotional, klagend, klingt das Instrument, um dann in die Vollen zu gehen und das Stück mächtig ausklingen zu lassen.
Der Klassiker zum Abschluss eines jeden Konzerts ist „Purple Rain“ von Prince. Musikalisch kommt das einwandfrei rüber, aber Lister hat vielleicht nicht ganz das Organ, um stimmlich so richtig die Sau rauszulassen. Da ist er doch etwas zu dünn unterwegs. Deshalb fehlt ihm etwas die Inbrunst, die Intensität, mit der Prince seinen Song zelebriert, rausschreit, in allen Facetten und mit jeder Faser lebt.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn zusammen mit seinen Mitmusikern, die zwar im Dienst der Sache stehen, aber ab und zu auch mal zeigen dürfen, was sie so alles draufhaben, liefert Lister lässig ab, was die Fans von ihm hören wollen. Er ist im Jahreskalender immer ein gern gesehener Gast.
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