Hochstädten. Keine Beanstandungen bei der Inspektionsübung der Freiwilligen Feuerwehr Hochstädten: Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn und seine Stellvertreter Jürgen Ritz und Thomas Strößinger waren mit der Übung am Samstagnachmittag rundum zufrieden.
„Das hat uns sehr gut gefallen“, bilanzierte Karn bei der ersten Manöverkritik vor Ort. Schauplatz war der hintere Weiherweg im Bereich des Tennisplatzes. Das Szenario: Ein Geländewagen war einen unbefestigten Abhang hinuntergerutscht. Eine Person konnte sich nicht aus dem Fahrzeug befreien.
Die Personenrettung erfolgte zügig und überaus professionell. Denn mit dem Piloten Christian Schellenberger und dem stellvertretenden Wehrführer Roland Schneider hat die Wehr zwei erfahrene Rettungssanitäter an Bord. Ein Luxus für die Einsatzabteilung, die am Samstag mit 14 von 19 Kameraden angerückt war.
Behutsam aus dem Auto geholt
Auch Karl-Heinz Zecher von der Brandschutzaufsicht des Kreises Bergstraße, Wehrführer und stellvertretender Stadtbrandinspektor in Zwingenberg, kommentierte die personelle Expertise als Glücksfall für die Kollegen in Feuerwehr. Aber auch sonst hatten die kritischen Augen im kleinen Stadtteil nichts zu bemängeln.
Diesmal war die Hochstädter auf sich allein gestellt. Die Kameraden aus Auerbach und Bensheim-Mitte waren – so die Vorgabe – bei einem Großeinsatz auf der Autobahn gebunden. Also musste man allein ran. Eine Herausforderung, aber kein Problem. Die verletzte Person wurde behutsam aus dem Fahrzeug geholt, das mit der Front nach vorn im Grünen feststeckte. Daher wurden parallel zur Menschenrettung auch technische Maßnahmen eingeleitet, unter anderem mit einer Schutzwanne unter dem Wagen, um eventuell auslaufende Flüssigkeiten aufzufangen.
Normalerweise wird auch die Batterie abgeklemmt, doch durch die Position des Fahrzeuges war dieser Bereich nicht zugänglich, wie Wehrführer Michael Henkes erläutert. Er hatte sich für die jüngste Übung einen Verkehrsunfall ausgesucht, da hier die Erstmaßnahmen beispielhaft trainiert werden können – auch, wenn Verkehrsunfälle für die Hochstädter Feuerwehr eher selten sind. Das Thema lautete „TH VU“, für Insider das Kürzel für eine technische Hilfeleistung nach Verkehrsunfall. Nach der Alarmierung wurde das Fahrzeug zunächst gesichert.
Das Team um Einsatzleiter Alexander Fuchs war schnell bei der bewusstlosen Person, die durch die Heckklappe des Wagens in Sicherheit gebracht wurde. Mit einem sogenannten Spineboard wurde der Mann vorsichtig herausgezogen. Die Tragbahre aus stabilem Kunststoff wird dann verwendet, wenn eine Verletzung der Wirbelsäule nicht auszuschließen ist.
Christian Schellenberger checkte Puls und Blutdruck des Unfallopfers. Er meldete eine insgesamt stabile Situation des Patienten, der mit Verdacht auf innere Blutungen in eine Klinik gebracht wurde.
Das Fahrzeug selbst wurde mit Samthandschuhen angefasst. Warum das? „Auf den hiesigen Schrottplätzen ist derzeit kein altes Auto für solche Übungen zu bekommen“, so Michael Henkes. Wochenlang hatte man sich bei den einschlägigen Adressen umgeschaut. Fehlanzeige! Also stellte der Hochstädter Landwirt Klaus Schneider einen alten Lada zur Verfügung, der für den Einsatz ideal war.
Dennoch wollte man ihm den tannengrünen Oldie nicht in Einzelteilen zurück nach Hause bringen, weshalb Scheiben und Türen nicht mit gezielter Gewalt geöffnet wurden, so Henkes weiter.
Interessiertes Publikum
Wie immer schaute bei der Inspektionsübung der Freiwilligen Feuerwehr auch ein Publikum zu, um sich vom Know-how „ihrer“ Einsatzabteilung selbst ein Bild machen zu können. Unter den Gästen waren auch Bürgermeisterin Christine Klein und Stadtverordnetenvorsteherin Christine Deppert, die den ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement dankten.
Auch Karl-Heinz Zecher betonte, dass es heute nicht mehr selbstverständlich sei, sich an einem Samstagnachmittag für eine solche Trainingseinheit zusammenzufinden. Doch die Hochstädter Wehr nimmt ihr gesellschaftlich elementares Ehrenamt ernst und konnte um 15.40 Uhr die Inspektionsübung nach gut zwanzig Minuten beenden. „Das Opfer wurde erstklassig betreut, die Kommunikation untereinander hat gut funktioniert“, so Jens-Peter Karn abschließend.
Wenngleich die Hochstädter Wehr solche Übungen in der Regel meistens gemeinsam mit den Auerbacher Kollegen absolviert, hat sich diesmal gezeigt, dass die Frauen und Männer auch als lokales Solo überzeugen können.
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