Bensheim. Kay Strauss hat’s drauf auf den sechs Saiten. Aus Osnabrück kommt authentischer Blues, ab und zu auch angereichert mit einer Prise Rock. Nur: Den 53-Jährigen kennt man hierzulande, zumindest im Süden, nicht wirklich. Was sich auch am überschaubaren Besuch im Musiktheater Rex zeigt, wo der Gitarrist und Sänger mit seinen „Electric Blues All-Stars“ ein solides Konzert abliefert.
„Night Shift“ heißt die neue Scheibe des Fünfers, mit der die Band auf Tour ist. Blues vom Feinsten, geprägt vom herausragenden Gitarrenspiel des Bandleaders, dazu noch Saxophon- und Keyboard-Töne, die aufhorchen lassen. Die Osnabrück-Connection lässt an diesem Tag grüßen: Denn Horst Bergmeyer, der die schwarzen und weißen Tasten bedient, und Schlagzeuger Alex Lex haben auch dort ihre Wurzeln.
Sie haben die Blues ebenso aufgesogen wie Kevin Duvernay am Bass und Blechbläser Thomas Feldmann, der ein ums andere Mal mit seinem Spiel glänzt und den manchmal schwermütigen Songs eine ausgelassene Note verleiht. Aber wenn die Gästeschar nicht so groß ist, leidet natürlich auch ein wenig die Stimmung darunter. Und die auf der Bühne lassen sich zumindest gefühlt davon ein wenig anstecken.
Die Band, vor allem das Trio Strauss, Bergmeyer und Feldmann, tut aber trotzdem nach Kräften ihr Bestes gegen leere Plätze. Ein ums andere Mal ist das jeweilige Solo ein I-Tüpfelchen des Stücks, das sich zuvor eher getragen präsentiert. Natürlich lässt der Bandchef immer wieder seine Gitarre sprechen.
Er hat’s absolut drauf, was ihm auch US-amerikanische Kollegen immer wieder bestätigen – doch nach einer halben Stunde sticht aus den bisherigen Songs keiner absolut heraus. Ohne an der Klasse des Gitarristen rühren zu wollen. Denn wenn Strauss ein Solo runterreißt, seinem Instrument die irrwitzigsten Töne entlockt, wird klar, woher die Begeisterung für ihn kommt.
Denn der hat sich in jahrelanger Kärrnerarbeit einen glänzenden Ruf in der Szene erworben. Aber eben vor allen in der. Schon 1995 tat er sich mit dem in Texas geborenen Sänger Memo Gonzalez zusammen. Mehrere German Blues Awards bestätigen zwischenzeitlich seine Arbeit als Bandleader. Aber auch an der Seite von Bluesgrößen ist er gefragt und trat in den vergangenen Jahren mit US-Größen wie Jimmy Johnson, Mike Wheeler und Lurrie Bell auf.
„Night Shift“ ist das siebte Album von Kai Strauss. Er verarbeitet darin die Blueswurzeln mit Elementen seiner eigenen Art von Funk und Soul zu einem zeitgenössischen Sound. Das groovende „Stand Strong Together“ als zweiter Stück legt davon ein Zeugnis aber. Ober auch der „Bad Loser“, dessen Inspiration aus der US-Trump-Regierung stammt, überzeugt mit der filigranen Arbeit an den Instrumenten.
Strauss ist mehr als andere Kollegen wie etwa der rockende Joe Bonamassa in der reinen Blueslehre verhaftet. Doch auch seine Sichtweise dieses Genres hat seinen Reiz. Mit sonorer und tragender Stimme verleiht er den Songs einen besonderen Anstrich. Er wird deshalb landauf landab von der Fachpresse gelobt. Aber wie so oft gilt der Prophet im eigenen Land manchmal nicht so viel wie anderswo.
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