Kommunalpolitik

Ein Bensheimer Aktionsplan gegen Hitze

Auf Antrag der Koalition aus CDU, SPD und FPD soll die Stadt einen Hitzeaktionsplan für Bensheim erstellen. Dabei sollen unter anderem Hitzeinseln ermittelt werden. Auch die Begrünung von Fassaden ist ein Thema.

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Thomas Tritsch
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Auf Antrag der Koalition soll der Magistrat einen Hitzeaktionsplan für Bensheim erstellen. © Thomas Neu

Bensheim. Die Koalition aus CDU, SPD und FDP fordert die Aufstellung eines kommunalen Hitzeaktionsplans für die Stadt. Dieser soll sich hauptsächlich auf den Gesundheitsschutz der Bevölkerung konzentrieren. Ermittelt werden soll unter anderem, in welchen Bereichen sogenannte Hitzeinseln bestehen und wie man diesen entgegenwirken kann.

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Beispielhaft genannt werden in dem Antrag die Begrünung des Straßenraums und von Fassaden, mehr Wasserflächen sowie gegebenenfalls die Umsetzung des Konzepts einer Schwammstadt, wie CDU-Fraktionschef Tobias Heinz im Stadtparlament ausführte. In einer Schwammstadt versucht man, möglichst viel anfallendes Regen- und Oberflächenwasser vor Ort aufzunehmen und zu speichern, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten.

„Hitzeinseln“ im Stadtgebiet

Darüber hinaus geht es der Koalition um die Ermittlung von „Hitze-Inseln“ im Stadtgebiet – also Orte, die sich in warmen Sommermonaten übermäßig aufheizen und so eine gesundheitliche Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Insbesondere Kinder und ältere Menschen müssten von zu starker Hitze geschützt werden, so Heinz weiter.

Von Interesse sei außerdem der Zustand der Bäume im öffentlichen Raum angesichts zunehmender Trockenheit und der entsprechende Pflegeaufwand. Zudem sollen Bürger zum Thema Wassersparen sensibilisiert werden. Wissen will die Koalition auch, wie die aktuellen klimatischen Rahmenbedingungen für die Bewässerung in Landwirtschaft und Weinbau aussehen, die im Zuge von Vorhaben wie der Flurbereinigung umgesetzt werden können.

Alles schön und gut, kommentierte die Opposition bei der Sitzung in Schwanheim – doch für die Bürger für Bensheim kommt ein solcher Vorstoß weit zu spät. Auch die Grünen halten den Antrag für richtig, wollten ihn aber um zwei Ergänzungen erweitern: Zum einen sollen die Spielplätze in Bensheim gesondert daraufhin geprüft werden, ob sie ausreichend Schatten bieten oder nicht. „Es kann nicht sein, dass ein Spielplatz nicht als Hitzeinsel definiert ist, weil er nicht asphaltiert oder gepflastert ist und daher aus dem von der Koalition geforderten Konzept herausfällt“, begründete Doris Sterzelmaier.

Ergänzungsantrag abgelehnt

Die Begrünung von Hausfassaden müsse indes ins seit 2007 bestehende Förderprogramm zur Fassadengestaltung mit aufgenommen werden, um Bürgern eine umfassende Beratung anbieten zu können. Das Programm bezieht sich auf die Gebiete in der Innenstadt und in der Ortsmitte von Auerbach entlang der Bundesstraße 3.

Der Ergänzungsantrag wurde im Parlament abgelehnt. Die BfB votierte dafür. Ulrike Vogt-Saggau bemängelte auch nicht den Inhalt des Koalitionspapiers, sondern seinen Zeitpunkt: „Man könnte meinen, dass die Hitzebelastung der Einwohner ganz neu ist“, sagte sie in Schwanheim.

Vielmehr habe man in Bensheim seit Jahren durch einen forcierten Bau von Gewerbegebieten dazu beigetragen, die Stadt zu versiegeln, zentrales Grün zu reduzieren und das Innenklima auf diese Weise weiter zu steigern. Immer mehr ökologisch wichtige Freiflächen würde zubetoniert mit der Folge, dass diese sich tagsüber erwärmen und die gespeicherte Hitze bis in die Nacht abstrahlen. Gleichermaßen würden Bäume und Grünland verringert und so der Effekt der Verdunstungskälte verringert.

Vollzugsdefizit von vernünftiger fachlicher Praxis

Auch das Konzept der Schwammstadt sei keine neue Erfindung, sondern bezeichne lediglich ein städtebauliches Prinzip aus weniger Versiegelung und mehr Versickerungsmöglichkeiten, um den Boden feucht zu halten und einen Verdunstungseffekt zu ermöglichen. Diese Aspekte müssten bei allen künftigen Bauvorhaben geprüft werden, um negative Folgen zu verhindern, so Vogt-Saggau. Peter Leisemann (Freie Wähler) begrüßte den Koalitionsantrag und plädierte für koordinierte Konzepte statt kleinräumiger Ansätze.

Auch Rolf Kahnt (Vernunft und Augenmaß) und Rolf Schepp (FDP) halten das Thema für wichtig, wobei der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner aus den Reihen der Liberalen hier weitestgehend eine Bündelung inhaltlich trivialer Aspekte sieht: Es sei eine banale Feststellung, dass Baugebiete mehr Wärme abstrahlen.

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Man rede hier nicht über neue Erkenntnisse, noch weniger benötige man weitere Analysen. Was man in Bensheim (und anderswo) feststelle, sei vielmehr ein Vollzugsdefizit von vernünftiger fachlicher Praxis. Dies gelte es in Zukunft konsequenter umzusetzen.

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