Bensheim. Moderner French-Pop mit viel Gefühl und eingängigen Melodien, die eine ätherische Leichtigkeit und positive Energie versprühen: So präsentierte sich das Duo Carrousel am Sonntag vor rund 50 Gästen im Musiktheater Rex.
Sophie Burande und Léonard Gogniat aus der französischen Schweiz präsentierten am Abend etliche Songs aus dem aktuellen Album „Cinq“: Sehr persönliche Stücke, die von lyrisch anmutender Melancholie und kerniger Lebensfreude getragen sind und oftmals ganz persönliche Erinnerungen spiegeln.
Als Straßenmusiker hatten sie sich 2007 in Südfrankreich kennengelernt und sind seither auch abseits der Bühne ein Paar. 2010 erschien ihr Debutalbum „Tandem“. Seither nahm die Anzahl der Livekonzerte stetig zu – bis zur Pandemie. Die Lockdowns hatten auch bei Carrousel einen kreativen Prozess forciert, im September 2021 wurde das Ergebnis veröffentlicht. Der Auftritt im Rex offenbarte die Live-Qualitäten der Formation, die in Bensheim von Schlagzeug und Keyboards begleitet werden. Auf der Bühne klingt die Musik differenzierter und weniger glatt als die Studioaufnahmen.
Frankophiler Charme
Den Songs stehen diese spontaneren Strukturen überaus gut zu Gesicht. Titel wie „Maintenant ou Jamais“ („Jetzt oder nie“) oder „La Vie Sauvage“ über die Corona-Isolation abseits des draußen mehr oder weniger pulsierenden Lebens präsentieren sich kantiger, roher und in der Tat „wilder“ als aus der Konserve.
Flächige Synthi-Sounds treffen auf weiche Gitarren und stimmigen Harmoniegesang, flankiert von dezenter Percussion und Sophie Burandes charismatischem Akkordeonspiel, das dem Carrousel-Sound viel frankophilen Charme und Eleganz schenkt. Auch Melodika, Gitarre und Xylophon gehören zu ihrem Repertoire.
Dass nicht jeder im Publikum die französischen Texte und Anmoderationen versteht, ist egal. Der Funke zum Publikum ist im Rex schnell übergesprungen, der große Saal mit den wenigen Stehtischen passt ideal zur verträumt-tänzerischen Musik und dem intimen Charme des Abends.
Mit „L’eau Qui Dort“ und „J’Avais Rendez-Vous“, mit dem Carrousel beim Schweizer Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2013 den zweiten Platz erreicht hatte, geht es munter durch die erste halbe Stunde. „Gris-Bleu“ stammt vom 2012er Album „En équilibre“, und auch „Plus de Couleurs“ nimmt den Zuhörer mit in die bunte Vielfalt des Lebens.
Die Arrangements atmen trotz ihrer bisweilen sentimentalen Note eine chronische Leichtigkeit, die positive Energie und Zuversicht ausstrahlen. Durch die hohe musikalische Dynamik und den belebenden Esprit bleibt das Publikum nah dem Geschehen.
Ein nicht verschreibungspflichtiges Antidepressivum für bluesige Momente in pandemischen Zeiten.
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