Bensheim. Flieg Vogel, flieg Vogel, flieg – möchte man dem beliebten Federvieh zumindest zurufen, das dem Bensheimer Stadtpark-Festival seinen Namen gibt. Höhenflüge sind bekanntlich selten geworden in den vergangenen zwei Jahren. Corona-Pandemie, russischer Angriffskrieg auf die Ukraine, explodierende Preise oder die Klimakrise sorgen oft genug für ernüchterte Bodenhaftung.
Es gibt also sicherlich schlechtere Zeitpunkte für eine kleine Auszeit auf der schrägen Wiese, zumal das von Harry Hegenbarth 2005 initiierte Open Air nicht in dem Ruf steht, hektische Zeiten noch hektischer werden zu lassen.
Entspannt auf der Picknickdecke, die Weinberge samt Kirchberghäuschen im Rücken, garniert mit spätsommerlichen Temperaturen, so lässt es sich aushalten.
Zum Auftakt am Dienstagabend lieferte die kubanische Formation Ecos De Siboney den passenden Soundtrack für eine chillige Runde beim Vogel der Nacht (wir werden berichten). Der wiederum hatte seit der Erstöffnung der Käfigtür bekanntlich oft genug mit Gegenwind und zerzaustem Gefieder zu kämpfen. Wetterkapriolen zwischen Dauerregen und sengender Sonne rissen in einigen Jahren dicke Löcher in die Veranstalterkasse, da half es auch nichts, den Vogel auf Schonkost zu setzen.
Heute bei Vogel der Nacht
Das Stadtpark-Festival Vogel der Nacht gehört mittlerweile zu den Klassiker im Bensheimer Veranstaltungskalender. Das Programm am heutigen Mittwoch (24.) im Überblick:
16 bis 16.45 Uhr: Chriss Breuning mit Artistik, Jonglage, Hochradkunst, Feuereffekten – und das „Huhn“ Hannelore
17 bis 17.30 Uhr: Offene Bühne, einfach einstöpseln und loslegen
18 bis 19 Uhr: Stir it up präsentieren Roots, Rock und Reggae in entspannter Stimmung
19.30 bis 20.45 Uhr: Andreas Kümmert, ehemaliger Voice of Germany-Gewinner, tritt in Bensheim mit einem Querschnitt seines musikalischen Repertoires auf.
21.15 Uhr: Die Coverband Beat Brothers hat sich Rock-Klassikern von den 1960er bis zu den 1990er Jahren verschrieben, 40 Jahre Bühnenerfahrung inklusive. dr
Mittlerweile hat sich die Perspektive verbessert. Ein Förderverein leistet wertvolle Unterstützungsarbeit, gegründet auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Rolf Richter. Anlass war einerseits, dass Harry Hegenbarth zuvor das Aus für den Nachtvogel aus monetären Gründen verkündet hatte. Andererseits fand sich daraufhin ein Gönner, der jedes Jahr bis zu 20000 Euro für das Festival gibt. Seine Bedingung war allerdings ein gleichzeitiges Engagement der Stadtgesellschaft, was zur Geburt des Fördervereins führte, der mittlerweile mehr als 300 Mitglieder hat. Neuzugänge sind jederzeit willkommen.
Seitdem hat Cheforganisator Hegenbarth, vorher als nervenstarker Drahtseilartist ohne Netz und doppelten Boden unterwegs, ein finanzielles Gerüst, auf das er bauen kann, ohne an den Grundzügen des Vogels rütteln zu müssen. Heißt in der Praxis: freier Eintritt, um allen, die es möchten, ein paar schöne Stunden im Stadtpark zu ermöglichen.
Eine Ausnahme von der Regel gab es lediglich 2021, als die Corona-Beschränkungen im Widerspruch zu einem kostenlosen Sommervergnügen standen. Schon da machte Hegenbarth aber deutlich, dass die Ausnahme eine solche bleiben würde.
Der Nachtvogel, Jahrgang 2022, kehrt somit wieder zu den Wurzeln zurück. Live-Musik, Kinderprogramm, Zirkus, Zauber, Yoga und Kleinkunst, alles unter freiem Himmel und umsonst (was den Eintritt betrifft). Wer bis Sonntag (28.) keine unaufschiebbaren Termine hat, dem sei ein Abstecher empfohlen.
Das Wetter dürfte mitspielen, auch wenn es natürlich vor allem zu trocken und tendenziell zu heiß bleibt. Doch von alldem sollte man sich abhalten lassen, sondern einfach die Atmosphäre genießen. Am Dienstagabend präsentierte sich der wunderschön illuminierte Stadtpark jedenfalls wie gewohnt von seiner besten Seite.
Bensheims wohl berühmtester Vogel ließ sich ebenfalls nicht lange bitten und schraubte sich mit ausgebreiteten Flügeln (bildlich gesprochen) in wohlbekannte Höhen. So kann es weitergehen.
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