Bensheim. Ob die Käfigtür Corona-bedingt beim Öffnen etwas knarzt, ist nicht überliefert. Eingerostet wird sich der Vogel der Nacht im Bensheimer Stadtpark aber sicherlich nicht präsentieren. Das beliebte Festival startet am Dienstag (23.), bis Sonntag (28.) sorgen die Künstler für Unterhaltung und eine kulturelle Melange, die nicht nur vor Ort geschätzt wird.
„Die Vorfreude ist riesig. Der Vogel kommt in voller Pracht zurück. Alle Menschen dürfen sich auf ein superschönes Programm auf der schrägen Wiese freuen“, betonte Initiator und Organisator Harry Hegenbarth im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Pandemie hatte dem Nachtvogel zwar nicht die Flügel gestutzt, der Gegenwind hat ihm allerdings ein wenig das Gefieder zerzaust. 2020 musste Hegenbarth die Veranstaltung abblasen, im vergangenen Jahr wurde eine reduzierte Corona-Variante entwickelt, die sich vom ursprünglichen Geist aber etwas entfernen musste.
Nun steht die Rückkehr zu den Wurzeln an, die Mutter aller „Umsonst-und-Draußen-Festivals“ aus dem Hause Showmaker bringt bestes Open-Air-Feeling in den Stadtpark. „Wir wollten zurück zum offenen Charakter“, so Agenturchef Harry Hegenbarth. Das heißt: kein Eintritt, keine Besucherbeschränkung und keine sonstigen Hürden. „Wir möchten niemanden ausschließen und für alle Programm machen.“
Zur Finanzierung trägt wie in den früheren Jahren der einmalige Kauf des „Kulturbechers“ (Preis fünf Euro) bei, der bei jedem weiteren Getränkekauf einfach ausgetauscht und nach dem Finale mit nach Hause genommen wird. Ein bewährtes Konzept, das auch bei der Renaissance des Familienfestivals beibehalten wird, das 2005 als Küken mit einem damals noch sehr improvisationsgefärbten Unternehmergeist geboren und zur Blaupause aller folgenden Showmaker-Festivals wurde.
Durch steigende Kosten und beschwerliche Sponsoren-Suchen musst das Federvieh einige harten Zeiten durchleben, am Ende fand sich aber immer ein Weg, um den Bensheimern und ihren Gästen ein wunderbares Sommererlebnis kurz vor Ende der Ferien zu bieten. Auf der schrägen Wiese erleben nun alle Generationen wieder ein einfacettenreiches Live-Programm mit viel Musik, Kinderunterhaltung, Zirkustheater und Poetry Slam, während man in grüner Umgebung entspannt auf der Picknickdecke liegt, die vor Ort ausgeliehen werden kann. Jeder Festivaltag hat seinen eigenen Charakter und ist Teil eines stimmigen Gesamtkonzepts, das wie in den Jahren zuvor von Kontrasten und neuen Impulsen angereichert wird.
Beispiele? Der Dienstag (23.) beginnt mit dem Kleinkunsttheater Hironimus, das Zauberei, Jonglage und Artistik zu einem „Zirkustheater mit Köpfchen“ kombiniert. Ab 16 Uhr wird beim Festival täglich einabwechslungsreiches Menü für Kids mit Clowns und Kinderliedermachern serviert. Freitag und Samstag startet der Spaß bereits um 11 Uhr.
Mit den „Ecos de Siboney“ wartet am Eröffnungsabend bereits der erste musikalische Höhepunkt der Woche: Der Großvater der Bandmitglieder war der berühmteste Musiker des Buena Vista Social Clubs, Máximo Francisco Repilado Muños. Seine Enkel Ernesto, Leonardo und Alejandro Repilado treten in seine Fußstapfen und machen ihm mittlerweile seit 20 Jahren alle Ehre. Kubanisches Lebensgefühl pur im Bensheimer Stadtpark, wo das quirlige Multitalent Christoph Engels mit fliegender Kettensäge für einen scharfen Ausklang sorgen wird.
Am Mittwoch (24.) wird Andreas Kümmert auf der großen Bühne stehen. Der Blues- und Rocksänger, Gitarrist und Songwriter aus Unterfranken hatte 2013 die dritte Staffel der deutschen Gesangs-Castingshow „The Voice of Germany“ gewonnen und 2015 den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest in Wien für sich entschieden, dessen Teilnahme er aber im Live-TV abgesagt hatte.
Seine soulige Stimme wird in Bensheim sicher viele Fansanlocken. Nach seinem Gastspiel klingt der Abend mit den Beat Brothers und Gitarrenmusik der 60er bis 90er Jahre aus.
Den Poetry Slam am Donnerstag (ab 19.30 Uhr) präsentiert bekannte Wortkünstler und Newcomer des Genres, moderiert von der Szene-Größe Tilman Döring. Georg Bauss wird im Anschluss mit „handmade american music“ den Stadtpark rocken. Am Freitagabend werden die lokalen Helden von Sam’s Living Room erwartet, bevor der Indie-Musiker Gringo Mayer mit waschechtem Blues aus der Kurpfalz in Bensheim Station macht.
Am Wochenende wird es im Stadtpark besonders kontrastreich: An beiden Tagen wird das Publikum zum Mitmach-Yoga animiert, der Samstagabend (27.) wird von dem Klavierkabarettisten Daniel Helfrich mit launig-kreativen Songs eröffnet, gefolgt von Alleinunterhalter Johannes Wemmer - diesmal zur Primetime um 19.45 Uhr - und dem Deutschpop-Duo Parallel. Ab 22 Uhr geht es funkig-soulig weiter: Hier gehört die Bühne der „The Groove Generation“.
Der Sonntag (28.) beginnt im Stadtpark mit einem ökumenischen Gottesdienst (11.30 Uhr). Nach Auftritten von Tobi Vorwerk läutet die B-Streetband den Abend ein, bevor das Festival mit DNS unplugged ausklingen wird.
Flankiert wird der Vogel der Nacht von einer bunten Rahmenhandlung: So sind die Filzfeen, die Nanai Stoffwerkstatt und das „Rotzfreche Spielmobil“ dabei. Täglich gibt es Mitmachaktionen und Infostände. Auch der 2019 gegründete Förderverein, der das Festival tatkräftig unterstützt, wird sich auf der schrägen Wiese präsentieren. „Unser Schutzengel“, so Harry Hegenbarth über den derzeit 300 Mitgliederstarken Verein.
Der Stadtpark wird die gesamte Woche von einer professionellen Lichtregie illuminiert. Farbige Spots setzen Akzente und werden Bäume und Wiese in eine besonders schöne Atmosphäre tauchen. Für kulinarische Auszeiten wird ebenfalls gesorgt sein.
„Der Vogel gibt es am Ende eines langen Festival-Sommers immer Auftrieb. Wir freuen uns riesig auf das große Finale in Bensheim“, verdeutliche Harry Hegenbarth den Stellenwert des Open Airs. Zuvor hatte die Showmaker-Truppe schon in Heppenheim und Lorsch für Begeisterung gesorgt, bis Sonntag (21.) läuft noch in Pfungstadt das Phungo-Festival.
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