Soziales

Das Bensheimer Hospiz zieht ins Maria-Ward-Haus

Das Hospiz unterhalb des Bensheimer Kirchbergs muss saniert werden. Ab dem 18. September ziehen Mitarbeiter und Gäste daher schrittweise in das nur wenige Meter entfernte Maria-Ward-Haus.

Von 
Dirk Rosenberger
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Das ehemalige Wohnheim der Maria-Ward-Schwestern dient dem Hospiz für die nächsten eineinhalb Jahre als Ausweichquartier. © Ernst Lotz

Bensheim. Eigentlich war der Umzug für Mai geplant. Doch ein Wasserschaden nach einem Unwetter und ein Rohrbruch durchkreuzten die Pläne des Hospiz-Vereins. Nun sitzt man im stationären Hospiz an der Kalkgasse aber tatsächlich auf den sprichwörtlich gepackten Koffern.

Am 18. September soll der Umzug in das angrenzende Maria-Ward-Haus beginnen, zunächst mit fünf Pflegebetten, Pflegeutensilien und Teilen der Küche. „Damit können wir den Betrieb dort praktisch sofort starten“, erklärte Lisa Felker, Koordinatorin Immobilien und Hospizgarten, am Donnerstag bei einem Rundgang durch das ehemalige Schwesternwohnheim.

Arbeiten im Schwesternheim seit Januar

Die Anmietung des weitläufigen Gebäudes wurde notwendig, weil das 2010 eröffnete Hospiz saniert und umgebaut werden muss (wir haben berichtet). „Es ist natürlich ein Glücksfall, dass wir in unserem Umfeld bleiben können. Die schöne Aussicht und die Lage bleiben erhalten“, betonte Swantje Goebel, Vorständin des Vereins und Geschäftsführerin der Hospiz Bergstraße gGmbh. Ein Glückfall einerseits, der andererseits dennoch eine Herausforderung darstellt. Schließlich musste das Gebäude renoviert und den Bedürfnissen angepasst werden. Und ein Umzug bleibt ein Umzug, auch wenn man nur ein paar hundert Meter weiterzieht.

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Im Schwesternheim haben die Arbeiten im Januar begonnen. Elektroleitungen mussten verlegt und Böden ausgetauscht werden, die Wände wurden in freundlichen Farbtönen gestrichen. Das Haus präsentiert sich nun offen, freundlich, die insgesamt acht Gästezimmer sind lichtdurchflutet und verfügen über zum Teil gemeinsame Balkone, die auch als Orte des Austauschs dienen können.

Keine Räume für Verwaltung und Personal

Im Mittelpunkt aller Überlegungen stand und steht das Wohl der Gäste. In Vorbereitung auf den Ortswechsel wurde die Belegung im Hospiz von zehn auf fünf Personen reduziert. Wenn sich die Abläufe am Übergangsstandort eingespielt haben, soll die Zahl auf acht erhöht werden. Dass der Umzug in Etappen erfolgt, dient auch der Rücksichtnahme auf die Gäste. Sie beziehen im zweiten Schritt ihre Zimmer, in dieser Phase erfolgt darüber hinaus die Verlagerung des kompletten Betriebs.

Das Maria-Ward-Haus verfügt nicht nur über Räume für die Verwaltung und das Pflegepersonal. Auch die Küche ist größer, der Speisesaal kann geteilt werden. Die frühere Kapelle der Schwestern wird als Seminarraum Verwendung finden, außerdem können dort Gedenkfeiern abgehalten werden.

Zusätzliche Umkleiden und Lager

Durch das Engagement der Projektverantwortlichen steht ein Ausweichquartier in einem Altbau zur Verfügung, dem ein frischer Geist eingehaucht wurde. Das Hospiz bleibt dadurch und die bestehende Einbettung in die Landschaft unterhalb des Kirchbergs ein lebendiger Ort für Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen. Immer in dem Wissen, dass ein renoviertes, jahrzehntealtes Gebäude kein Ersatz für ein Haus sein kann, dass von vielen als eines der schönsten in Hessen angesehen wird.

Die Zimmer für die Hospiz-Gäste im Maria-Ward-Haus sind freundlich und offen gestaltet. © Ernst Lotz

Damit die hohen Standards weiterhin gewährleistet und die eigenen Ansprüche umgesetzt werden können, bedarf es, auch aufgrund geänderter rechtlicher Voraussetzungen, einer Sanierung des Hospizes, die mit einer maßvollen Erweiterung verbunden ist. Konkret plant der Verein einen moderaten Anbau in der Größenordnung von 210 Quadratmetern. Dadurch sollen zusätzliche Räume für Angehörige und Umkleiden für das Pflegepersonal sowie weitere Lager- und Aufenthaltsmöglichkeiten und ein Dienstzimmer geschaffen werden.

Umbau im laufenden Betrieb keine Option

Etabliert werden außerdem ein Sonnen- und Hitzeschutz für das Dach sowie Kühlsegel zur Klimatisierung der Gästezimmer. Den gestiegenen Anforderungen des Brandschutzes begegnet man mit feuersicheren Bereichen. So kann das Personal die Gäste mit Rettungsmatratzen innerhalb des Gebäudes evakuieren. Die schmale Zufahrt wird verbreitert und mit einem Wendehammer versehen. Im Zuge der Arbeiten sollen darüber hinaus Instandsetzungen erledigt werden, die in den nächsten Jahren ohnehin angefallen wären. Dazu zählen Verbesserungen im EDV-Bereich, ein Glasfaseranschluss und die Sanierung der Kautschuk-Bodenbeläge.

„Ein Umbau im laufenden Betrieb war keine Option für uns, da den Gästen der Lärm und der Schmutz nicht zuzumuten ist“, bemerkte Swantje Goebel. Eine Stilllegung des Betriebs kam nicht infrage, so dass man bald täglich vom Maria-Ward-Haus aus beobachten kann, wie der Umbau voranschreitet.

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tn/BILD: Thomas Neu
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Dafür müssen die Arbeiten aber zunächst einmal beginnen. Der Bauantrag wurde Ende März gestellt. „Wir warten leider immer noch auf eine Genehmigung. Sobald diese vorlegt, kann es zeitnah losgehen“, erläuterte Lisa Felker am Donnerstag im Beisein von Swantje Goebel, Pflegedienstleiterin Elisabeth Lücken, Judith Clapier und Christine Palten vom Hospiz-Verein. Allen war Spannung, Erleichterung und Freude zugleich anzumerken, dass nun diese nächste Etappe angegangen werden kann.

Im Schwesternheim soll das Hospiz für die nächsten eineinhalb Jahre ein Zuhause finden, Verlängerung möglich, sollten Sanierung und Erweiterung mehr Zeit in Anspruch nehmen als kalkuliert.

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