Bensheim. Ein schneller Aufschlag, ein Sprint ans Netz, dann ein Hechtsprung und zum Schluss: jubelnde Menschen. So lässt sich die deutsche Tenniswelt der Achtziger- und Neunzigerjahre beschreiben, wenn Boris Becker mal wieder um einen Grand-Slam-Titel spielte. Manche Tennisanlage ist seit dem Boom von damals in die Jahre gekommen. Beim Tennisclub Auerbach bemühen sich die Mitglieder hingegen stets um gute Pflege ihrer Sandplätze. Am Montagmittag konnte sich der Verein über weitere Unterstützung hierfür freuen. Die Sportministerin des Landes Hessen, Diana Stolz (CDU), überreichte dem Vorstand einen Förderbescheid in Höhe von 15.000 Euro zur Hangsicherung.
Zum Verständnis: Die im Jahr 1989 gebaute Anlage liegt etwa 1,30 Meter unterhalb der angrenzenden Straße. Damit es zu keinem Hangrutsch kommt, wurde die Straße damals mit sogenannten Eisenbahnbohlen gesichert. Die länglichen, aus Holz gefertigten Bretter halten der Belastung aber nach 36 Jahren nicht mehr stand. Zumal neben der Tennisanlage an der Lahnstraße das Technische Hilfswerk (THW) einen Sitz hat und dort regelmäßig schweres Gefährt unterwegs ist. Das könnte nach Einschätzung des Tennisclub-Vorsitzenden Steffen Kolb auch zur Instabilität des Geländes beigetragen haben.
Eine Sicherung des Hangs, dieses Mal mit aus Beton bestehenden sogenannten L-Steinen, soll die Tennisanlage langfristig schützen. „Damit der Verein im wahrsten Sinne des Wortes nicht zusammenbricht“, sagte Ministerin Stolz. Betroffen ist nur einer der vier Sandplätze – und ausgerechnet der „Centre-Court“, wie Vereinsmitglied Heiko Dräger mit einem Schmunzeln feststellte. Denn von der Terrasse des Clubs haben die Mitglieder bei einem Kaltgetränk beste Sicht auf den besagten Platz Nummer eins, der an die Straße grenzt.
Am Montagmittag war noch nicht viel los auf dem Gelände des Auerbacher Tennisclubs. So richtig voll werde es erst gegen 17 Uhr, erläuterte Vorsitzender Kolb. Dann herrscht bis etwa 20 Uhr reger Spielbetrieb. Doch manchmal ist sogar an den Vormittagen einiges los. Die Damen um Sonja Kolb sind jeden Dienstagvormittag auf dem Platz.
Aufwendige Hangsicherung ist notwendig
Für die Mutter von Steffen Kolb ist Tennis seit Jahrzehnten Bestandteil ihres Lebens. Sie gehört zu den ersten Mitgliedern des 1986 gegründeten Clubs und erinnert sich noch gut, wie das Vereinsheim in Eigenregie gebaut wurde. Auch bei der letzten Platzsanierung im Jahr 2016 war Sonja Kolb dabei. „Der Verein hat das gestemmt“, sagt sie rückblickend. Die Hangsicherung nach der Saison im Oktober werden die Mitglieder daher auch meistern, wenngleich sie dieses Mal auf die Unterstützung einer Firma angewiesen sind.
Die Gesamtkosten der Sanierung betragen etwa 50.000 Euro. Einen Großteil muss der Verein also selbst stemmen. Doch die aufwendige Hangsicherung ist notwendig, um den rund 150 Mitgliedern auch in Zukunft beste Bedingungen zu bieten.
Zum Beispiel, damit donnerstagabends interessierten Sportlern weiterhin ein Probetraining, auch für Anfänger, geboten werden kann. Es gebe einige Mitglieder, die erst im Alter von etwa 40 Jahren mit dem Tennisspielen begonnen hätten, sagte Steffen Kolb. Andere sind schon weiter und spielen in einer der insgesamt acht Mannschaften. Im Winter geht es für diese Spieler in die mit Teppichboden ausgestattete Europahalle, die fußläufig erreichbar ist, wie Vereinsmitglied Dräger erzählte. So kann der Trainingsbetrieb beim TC Auerbach auch in den kalten Monaten aufrechterhalten werden.
Doch am schönsten ist Tennis wohl in der wärmeren Jahreszeit. Dann, wenn die Mitglieder einen langen Tag auf dem Tennisplatz ausklingen lassen und die Sonne die Anlage in ein sanftes Abendrot tupft, sieht man von der Terrasse des Clubs vielleicht sogar: schnelle Aufschläge, Sprints ans Netz und jubelnde Menschen.
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