Natur

Buchen dominieren im Schönberger Wald

Informativer Rundgang mit Revierförster Dirk Ruis-Eckhardt / Viel Arbeit zum Erhalt der Artenvielfalt notwendig

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red
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Beim Waldrundgang mit Revierförster Dirk Ruis-Eckhardt gab es für die Teilnehmer viele interessante Informationen. © Ulrike Klöble

Schönberg. Am Sonntagmorgen gaben der Revierförster Dirk Ruis-Eckhardt und sein Referendar Nicolas Kny vom Forstamt Lampertheim bei einem Rundgang durch den Schönberger Wald einen Einblick in ihre Arbeit: Vom Knodener Höhenpfad über das Schönberger Kreuz ging es zum Petersberg und bis zur Bastion über dem Schönberger Tal. Viele Schönberger waren der Einladung des Ortsbeirats Schönberg gefolgt.

Habitatbäume, Zukunftsbäume und „Bedränger“

Zunächst erläuterten am Nordhang die beiden Forstleute den Dauerwald mit seinen vielen sehr unterschiedlich alten Rotbuchen, der häufigsten Baumart in diesem Gebiet. Diese Form der Waldwirtschaft bietet einen Ausgleich der Wuchshöhe, der Beschattung und des Absterbens und Nachwachsen. Einige Bäume waren als Habitatbäume mit einem großen weißen H gekennzeichnet, was bedeutet, dass sie langfristig erhalten bleiben sollen, um anderen Bäumen Windschutz und Schatten zu geben. Vor allem bieten sie vielen Lebewesen einen Rückzugsort.

Die Zukunftsbäume, die vital und gerade gewachsen sind, werden besonders gefördert und alle fünf Jahre geprüft. Sie waren mit einem Punkt markiert. Bäume, die als Bedränger anderer Bäume angesehen wurden, waren mit schrägen roten Balkenstrichen markiert. Sie sollen bei der nächsten Durchforstung geschlagen werden.

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mbl/ü
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Etwa alle vier bis sechs Jahre steht ein Wald wieder zu einem solchen Pflegedurchgang an. Zur Demonstration hatte sich der Förster die Mühe gemacht, in einem kleinen, gut einsehbaren Areal die Baumstümpfe der Buchen, die in den letzten 30 Jahren gefällt werden mussten, knallrot zu markieren. So wurde den Schönbergern deutlich, dass es eine kontinuierliche Bewirtschaftung gewesen ist, die den Kahlschlag unbedingt vermeidet. Auch einige Nadelbäume, Kirschen und Ahorn waren in diesem Areal zu sehen.

Wie wichtig der Mischwald ist, wurde nach dem Schönberger Kreuz Richtung Petersberg am südlichen Waldrand deutlich: Ruis-Eckhard und Nicolas Kny zeigten eine Karte, in der die in den kommenden 30 Jahren zu erwartenden Temperaturen und Niederschläge in dieser Region dargestellt wurden. Der Nordhang, auf dem der Buchenstandort zuvor betrachtet worden war, hat eine eher kühlere und feuchtere Zukunftsprognose, aber der Waldrand Richtung Zell muss zukünftig mit deutlich höheren Temperaturen und geringeren Niederschlägen rechnen.

Es wurde den Schönbergern sofort deutlich, dass diese Prognose bereits jetzt schon zutrifft: In der ersten Reihe am Waldrand stehen die Eichen noch recht stabil da, aber die Buchen dahinter hatten deutliche Schäden. Die wirklich großen alten Buchen waren bereits abgestorben und stehen dort jetzt nur als Totholz.

Auf der Südseite sind in einigen Waldlücken am Boden zwar kleine Jungpflanzen zu erkennen, aber viele von ihnen waren bereits vom Wild verbissen worden. Die Forstleute hatten vor einem Jahr ein kleines Areal von rund 100 Quadratmetern um einen Zukunftsbaum herum eingezäunt. Hier hatten einige Kirschbäumchen gekeimt und waren mittlerweile rund einen Meter hochgewachsen.

An diese Beobachtung schloss sich eine Diskussion über die Bejagung an: Dirk Ruis-Eckhard berichtete von der kürzlich durchgeführten Zählung des Rehwilds mithilfe von Drohnen. Sie zeigte, dass es im Bensheimer Wald deutlich mehr Rehe gibt, als bisher angenommen und dass wohl zukünftig die Bejagung zunehmen sollte.

Testanpflanzung mit Baumhasel auf dem Petersberg

Eine gezielte Anpflanzung von Baumhasel auf dem Petersberg rundete die Führung ab: Einige wenige Baumhasel-Bäumchen wachsen hier geschützt heran, um zu erproben, ob diese Baumart den zu erwartenden klimatischen Veränderungen in dieser exponierten Lage gewachsen ist. Viele gute Erfahrungen mit dieser bisher in Deutschland wenig verbreiteten Baumart lassen dies vermuten.

Abschließend machte Herr Ruis-Eckhard auf einen abgestorbenen Baum aufmerksam, der mehrere Spechthöhlen aufwies: Hier gedeihen Insekten im Totholz als Mikrohabitat und Fledermäuse finden ihre Zuflucht. Den Schönbergern wurde deutlich, dass für einen Wald, der weiterhin zum Klimaschutz, zur Erholung, zur Artenvielfalt und zur Grundwasserversickerung beitragen soll, viel Engagement und Fachwissen nötig sind, aber eben auch viel Arbeit zu tun ist. Ortsvorsteher Michael Lortz und seine Stellvertreterin Ulrike Klöble dankten den beiden Forstleuten herzlich für den interessanten Waldrundgang. red

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