Bensheim. Zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst - lädt der Bensheimer Verein für Briefmarkenkunde zu seinem öffentlichen Tauschtag in das Bürgerhaus Kronepark ein. Am vergangenen Sonntag war es die 93. Veranstaltung und sie bot Sammlern und Interessenten wieder einen reichen Fundus zum Suchen, Tauschen, Ver- und Ankaufen. Von der Briefmarke über Briefe und Ansichtskarten bis zu Münzen und Zubehör gab es wieder eine große Auswahl und gab vor allem den Sammlern, die nach ganz speziellen Objekten suchen, die Chance ihre Sammlung zu vervollständigen.
Kleine Funde mit großer Geschichte
So ein Sammler, der sich für die Zeit der Rohrpostbriefe und der Inflation interessiert. So war auch in Deutschland die Rohrpost fast ein Jahrhundert lang (von 1876 bis in die 1960er Jahre) ein öffentlicher Dienst, bevor diese Art der Weiterleitung von Sendungen zunehmend durch Telefax und schließlich E-Mail ersetzt wurde. Vor allem in größeren Städten gab es ein Rohrpostnetz zwischen den Postämtern. Wie das damals funktionierte, wird beispielsweise in dem am Frankfurter Museumsufer angesiedelten Museum für Kommunikation auch für Kinder anschaulich dargestellt.
Da die Zeit der Rohrpost auch in die Zeit der 1916 begonnen Deutschen Inflation fällt, suchte der Sammler auch in Auerbach nach Belegen aus dieser Zeit. Um sicher zu gehen, dass mögliche Objekte auch portogerecht und damit sammelwürdig sind, wird sicherheitshalber ein Blick in die Fachkataloge der Philatelisten geworfen, die vom Verein bei jeder Tauschbörse, aber auch an den Tauschtagen im Alten Rathaus in der Bachgasse, in großer Auswahl zur Verfügung stehen. Der Blick in diese dicken Bücher gibt Aufschluss über eine Zeit, mit der sich heute neben Briefmarkenfreunden nur noch wenige beschäftigen. So kostete beispielweise 1916 der Versand eines Briefes noch 15 Pfennig. Dieses Porto stieg 1923, im Jahr der Hochinflation auf zunächst 300 Pfennig, dann 100 Million Mark bis auf 80 Milliarden Mark.
Ein ganz besonderes Objekt hatte der Vorsitzende der Bensheimer Briefmarkenfreunde Jörg-Ulrich Hübner mitgebracht. Eine kleine, hölzerne Kommode mit acht Auszügen war prall gefüllt mit Bildpostkarten und Ganzsachen, darunter auch ältere und interessante Druckmuster. Von diesen Bildpostkarten hat die Post in der Vergangenheit pro Jahr unter dem Motto „Lernt Deutschland kennen“ zwischen 150 und über 200 Motive aus deutschen Städten und Region herausgegeben. Auch Bildpostkarten mit einem Bensheimer Motiv (Fleck‘sches Haus und unterer Marktplatz) und Hinweis auf die Hessentagsstadt 1976 oder einer Ansicht auf das Fürstenlager aus dem Jahr 1981 war in den Schubern zu finden.
Raritäten aus der Schubladenkommode
Generell bieten die Tauschtage der Briefmarkenfreunde ein interessantes Eintauchen in die Geschichte, denn es sind immer wieder historische Ereignisse, die auf Postwertzeichen oder Briefen festgehalten wurde. Sei es das Wirken berühmter Persönlichkeiten, wie beispielsweise ein am Tag der Trauerfeier für Lady Diana im September 1997 abgestempelter Gedenkbrief oder das Sonderpostwertzeichen „Flugboot Do X“, die anlässlich des 75. Jahrestages ihres Erstflugs 1929 herausgegeben wurden.
Die Tauschbörse des Vereins für Briefmarkenkunde bietet eine Fülle solcher interessanten Objekte. Die nächste Gelegenheit ist am 29. März 2026, zwei Wochen nach der Kommunalwahl, im Bürgerhaus Kronepark. Bis dahin treffen sich die Vereinsmitglieder und interessierte Gäste jeden ersten Dienstag im Monat ab 18.30 Uhr und jeden vierten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr in ihrem Tauschlokal im Alten Rathaus in der Bachgasse.
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