Parktheater

Berühmte Märsche und moderne Blasmusik

Unterhaltsames Frühlingskonzert der Bensheimer Stadtkapelle

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
Die Bensheimer Stadtkapelle bot den Besuchern im Parktheater beim traditionellen Frühjahrskonzert ein abwechslungsreiches Programm. © Thomas Neu

Bensheim. Auf gewohnt hohem Niveau hat die Stadtkapelle Bensheim am Sonntag ihr traditionelles Frühjahrskonzert inszeniert. Das Publikum im Parktheater erlebte eine breite stilistische Spannweite von leichter Klassik über Märsche und Operettenmelodien bis zur modernen symphonischen Blasmusik. In drei Medleys offenbarte der homogene Klangkörper unter der musikalischen Leitung von Werner Müller zudem ein beachtliches Gefühl für Swing und Pop. Zu Gehör kamen stimmige Collagen mit Stücken von Neil Diamond, Frank Sinatra und Eric Clapton.

Die Bensheimer Stadtkapelle wurde 1980 gegründet und hat sich durch ihre musikalische Vielfalt und Dynamik einen hervorragenden Ruf erspielt. Am Sonntag überzeugten die 25 Instrumentalisten mit einer eindrucksvollen Ensembleleistung, breiter Genre-Vielfalt und eleganter Klangkultur. Moderiert wurde das Konzert von Posaunist Markus Stafflinger, der mit kurzen Kommentaren zu den Stücken erfreulich flott durch das Programm führte.

Die Eröffnung war ein Ausflug in die sinfonische Blasmusik. Die bekannte „Wiener Philharmoniker Fanfare“ hat Richard Strauss anlässlich des ersten Benefizballs der Wiener Philharmoniker im Jahr 1924 zu Gunsten von Orchestermusikern komponiert.

Mehr zum Thema

Parktheater

Ein Festessen für Musik-Feinschmecker

Veröffentlicht
Von
Thomas Tritsch
Mehr erfahren
Instrument des Jahres

Tubistenstar Siegfried Jung: „Mir ist kein Ton zu leise“

Veröffentlicht
Von
Stefan M. Dettlinger
Mehr erfahren
Bergstraße

Bachtage-Konzert im Odenwald

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Der Ball ist zu einer Tradition geworden, bei der die Fanfare jedes Jahr gespielt wird, wenn die Gäste den Saal betreten. Aus einem eher spontan geschriebenen Stück wurde ein Dauerbrenner. Auch in dem – im Vergleich zu den Vorjahren – eher schwach besuchten Parktheater war das Werk, das in Wien für gewöhnlich zu den Neujahrskonzerten angestimmt wird, ein schwungvoller Auftakt mitten im Wonnemonat.

Folkloristische Elemente der spanischen Volksmusik

Die Ouvertüre aus „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppè ist heute der einzige Teil der Operette, der im Gedächtnis der Musikfreunde überlebt hat. Der ungarische Stil ist in dieser typischen Wiener Operette, uraufgeführt 1866, sehr plastisch präsent. Die Stadtkapelle hat den berühmten Reitermarsch in seinem flotten Galopp-Rhythmus überaus authentisch dargeboten.

Der erste stilistische Bruch in der facettenreichen Dramaturgie war der leichte Walzer „España“ aus dem Jahr 1886 aus der Feder von Émile Waldteufel, der hier auf Themen aus fremden Werken zurückgegriffen und Elemente der spanischen Volksmusik verarbeitet hat. Die lebhafte südländisch-folkloristische Stimmung offenbarte sich auch in der Bensheimer Orchestrierung.

Liebhaber moderner Blasmusik kamen indes beim Solowerk „Für Theresa“ für Tuba auf ihre Kosten, das der zeitgenössische Musiker Herbert Hornig seiner kleinen Tochter gewidmet hat. Solist Jörg Lang hat die gefühlvolle Ballade im Parktheater sehr empathisch und technisch sauber intoniert. Die Tuba wurde übrigens zum Instrument des Jahres 2024 gekürt, wie Markus Stafflinger betonte und auf das nächste Stück hinwies: das „Mountain Panorama“ ist eine moderne Fantasie von Manfred Schneider, der den Hörer auf eine Fahrt in einem Hochgebirgsexpress durch die Alpenlandschaft mitnimmt.

Ausdrucksvolle Passagen, schnelle Tempi und starke Bildmotive vermitteln ein plastisches Bild der Alpen in allen Facetten. Die Stadtkapelle folgte der jungen und effektvollen Tonsprache des Komponisten und inszenierte ein monumental-montanöses Kopfkino, mit dem das Orchester das Publikum in eine kurze Pause schickte.

Mit Gegensätzen ging es weiter. Umrahmt von zwei melodischen Polkas hat die Kapelle die Entwicklung der US-amerikanischen Musikszene des 20. Jahrhunderts als kompakte Collage nachgezeichnet. Vom Swing und Jazz der 30er und 40er Jahre mit Frank Sinatras Klassikern „New York, New York“ und „My Way“ ging die Reise zum Sänger und Songwriter Neil Diamond, der in den späten 1960er und in den 1970er Jahren Hits wie „Sweet Caroline“ oder „Song Sung Blue“ hatte. Vom britischen Blues- und Rockgitarristen Eric Clapton („Cream“) erklangen unter anderen die Songs „Tears In Heaven“ und „Layla“.

Eine kleine Perle im Programm war „That’s a Plenty“ – ein Rag von Lew Pollack aus dem Jahr 1914, der in den 30ern zu einem populären Jazzstandard wurde. Auch als dynamisches Arrangement für Blasorchester klingt der Klassiker wie ein gepflegtes Rendez-vous in ansprechender Atmosphäre.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke
  • Winzerfest Bensheim