Bensheim. Im Rahmen der Konzertreihe „Podium junger Künstler“, die von der Musikschule Bensheim veranstaltet wird, fand am Freitag das traditionelle Jahreskonzert im Parktheater statt. Es war zugleich die erste größere Veranstaltung nach der Corona-Pause. Aufgrund der weiterhin hohen Fallzahlen wurde das Programm inhaltlich reduziert. Musikschulleiter Helmut Karas sprach von einem „Jahreskonzert light“.
Sämtliche Musiker seien am Freitag tagesaktuell negativ getestet gewesen, so Karas. Zudem sei auch die Impfquote in den Reihen der jungen Talente überaus hoch. Das Konzert fand unter der 3G-Regel statt, das Publikum war deutlich kleiner als in den Jahren vor 2020. Ganze Reihen blieben unbesetzt, die Zuhörer gingen auf Abstand, viele trugen Gesichtsmasken auch am Platz.
An der Begeisterung der Jugend an klassischer Musik hat sich nichts verändert. Das breite Spektrum der Musikschule offenbarte sich in instrumentaler Klasse und stilistischer Vielfalt. Sowohl die solistischen Beiträge wie auch die Ensembleleistungen waren bemerkenswert, die programmatischen Kontraste machten das Konzert zu einem kurzweiligen Kulturerlebnis in kulturell wieder unsicheren Zeiten. Helmut Karas gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass musikalische Darbietungen nach langer Zwangspause nun wieder öfter stattfinden können. Er befürchte aber, dass nun wieder ein paar schwierige Monate folgen könnten.
Dass Aerosole in der Luft zumindest durch Applaus nicht nennenswert angestachelt werden, hat dem Konzert auch aus Sicht der Akteure spürbar gut getan. Auch der Nachwuchs ist in punkto Auftrittsmöglichkeiten seit über eineinhalb Jahren keineswegs verwöhnt. Viele Proben und Darbietungen wurden zwischenzeitlich in den digitalen Raum verlagert. „Ich bin froh, dass wir heute wieder live und präsent sind“, so Karas im Parktheater, wo das Blockflöten-Ensemble unter Leitung von Gaby Roos-Weimar mit Henry Mancinis berühmten Thema aus den „Pink Panther“-Filmen eine schöne Ouvertüre präsentiert hat – das gleiche Motiv erklang zum Finale von der Gruppe „Saxophoenix“ unter der Regie von Reinhard Kretschmer.
Melancholie und zarte Töne
Auch Scott Joplins Rag „The Entertainer“ ist filmisch verarbeitet worden: 1973 als Titelmusik der Gangsterkomödie „Der Clou“. Es spielten Eva Marie Keil, Johanna Mitze, Nelly Maiwald, Dana Weber, Clara Eysel, Merle und Lina Burkert sowie Eva und Clara Boeddinghaus. Gemeinsam mit der Korrepetitorin der Musikschule, Yaeko Albrecht, die das gesamte Konzert am Piano begleitet hat, bewiesen Theresia Hebling (Querflöte) und Holger Mehling an der Klarinette (aus den Klassen von Ulrike Lamadé und Samir Müller) technisches Können und klangliches Einfühlungsvermögen bei „Three American Miniatures“, die der britische Komponist John Rutter für diese Besetzung geschrieben hat. Die Musiker waren beim 58. Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ mit einem 1. Preis erfolgreich.
Zuvor hatte Triana Abdel-Karim an der Violine mit dem dritten Satz aus George Perlmans „Israeli Concertino“: ein musikalisches Bekenntnis zum jüdischen Glauben und die Herkunft des Komponisten. Die junge Violinistin aus der Klasse von Justyna Greupner hat die Episode „Fantasie – Recitative“ mit ihrer Melancholie und den zarten Tönen überzeugend interpretiert.
Insbesondere durch den dritten Satz hat Mozarts Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331 enorm an Popularität gewonnen: Der „Türkische Marsch“ mit seiner eingängigen Melodie ist ebenso melodisch wie anspruchsvoll. Anna Häring aus der Klasse von Laima Hofmann hat die „Rondo Alla Turca“ mit viel Energie und Präzision zum Leben erweckt.
Percussion als Aushängeschild
In der Duo-Wertung Streichinstrument-Klavier hatten Mathis Trost (Cello) und Tassilo Trost (Klavier) in diesem Jahr die Jury bei „Jugend musiziert“ überzeugt. Da der Landeswettbewerb für die Altersgruppe unter zehn Jahren nicht offen ist, müssen die jungen Talente noch etwas warten. Der Wettbewerb fand coronabedingt in digitaler Form statt: Die musikalischen Beiträge wurden von den Teilnehmern vorab als Videos eingereicht. Im Parktheater präsentierte das Duo den „Chanson Villageoise“ von Arnold Trowell. Mit dem Klarinetten-Trio (Annelie Rückert, Viktoria Sass und Leiter Andreas Riechers) und irischen Traditionals ging es in die Pause.
Danach wartete ein weiterer Stilwechsel: Das Percussion-Ensemble unter der Leitung und Mitwirkung von Helmut Karas ist längst eines der Aushängeschilde der städtischen Musikschule. Max Fischer, Christopher Karas, Frieder Pinkernell, Tommy Chiang und Thomas Dilbeck entfachten ein Feuerwerk an mitreißenden Rhythmen und Drum-Patterns, bevor mit der Sängerin Katharina Späth wieder leise Klänge Einzug hielten („A Million Dreams“).
Souveräne Harmonien und eine starke Gemeinschaftsleistung begleiteten den Auftritt des Gitarren-Ensembles von Werner Nowak. Der Popsong „Dust In The Wind“ von Kansas war beispielhaft für die hohe Qualität der jungen Musiker Tilman Arndt, Marcel Bieniek, Nils Hoffmann, Simon Kulick sowie Marvin-Elias Düringer.
Und mit dem Standard „Night In Tunisia“ von Dizzy Gillespie hatten sich die Saxophon-Könner Jannik Spurzem, Fabian Rentzsch und Anna-Magdalena Gerlach ihren Höhepunkt bis zum Finale aufgehoben. Von Reinhard Kretschmer am Altsax bestens begleitet und inspiriert.
Insgesamt ein abgespecktes, aber qualitativ keineswegs ausgedünntes Konzert zum Abschluss eines kulturellen Problemjahrs, das gleichzeitig gezeigt hat, wie sich die Bensheimer Musikschule auch in schwierigen Zeiten um ihre talentierten Eleven kümmert.
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