Jubiläum

Bensheimer Tierschützer seit 30 Jahren im Einsatz für notleidende Tiere

Von 
Gerlinde Scharf
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Jubiläum: Der Verein Arche Noah Teneriffa wurde vor 30 Jahren vom Bensheimer Ehepaar Ute und Elmar Lobüscher gegründet. © Thomas Neu

Bensheim. Einen entspannten Urlaub wollten Ute und Elmar Lobüscher im Dezember 1990 auf Teneriffa verbringen. Hotel war gebucht, Strand und Meer fest eingeplant. Nicht im Preis inbegriffen aber war das Elend, das dem Bensheimer Ehepaar überall auf der Insel begegnete: Völlig verwahrloste, halb verhungerte und schwer misshandelte Hunde und Katzen, die vor sich hin vegetierten und um die sich niemand kümmerte. Die Lobüschers versuchten sich in Schadensbegrenzung, kauften Futter und richteten Futterstellen ein: „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Elmar Lobüscher in einem früheren Gespräch.

Der Anblick der geschundenen Kreatur ließ das Paar auch nach seiner Rückkehr nach Bensheim nicht los und hat – im Rückblick auf die vergangenen dreißig Jahre – sein ganzes Leben auf dem Kopf gestellt. Schon im Jahr drauf kehrten die beiden mit Medikamenten und Sachspenden im Gepäck nach Puerto de la Cruz zurück. Auf dem Rückflug wurden sie von drei ordnungsgemäß geimpften Straßenkatzen begleitet. Im Juli 1992 gründeten Ute und Elmar Lobüscher gemeinsam mit einigen Tierfreunden den gemeinnützigen Verein „Arche Noah Teneriffa“.

Im gleichen Jahr flogen sie mit zwei Tierärzten auf die Insel, um Dutzende von Hunden und Katzen, die sich notdürftig und mehr schlecht als recht von Essensresten aus der Hotelküche ernährten, kostenlos zu kastrieren.

Bau eines Tierheims initiiert

Im Juli 2022 feierte die „Arche Noah Teneriffa“ im kleinen Rahmen ihr 30-jähriges Jubiläum. Die Gründerin und Tierschützerin Ute Lobüscher, die ihren Beruf an den Nagel hängte und sich die meiste Zeit auf der Kanareninsel aufhielt, um dort den Bau eines ersten Tierheims mit Außenboxen und Freiläufen, Katzenhäusern und einer Quarantänestation, einem Hundehaus, Welpen-Gehege und einem Mitarbeiterhaus, in die Wege zu leiten, ist leider im Jahr 2005 verstorben.

Ihr Ehemann Elmar aber ist nach wie vor Erster Vorsitzender. Weitere Vorstandsmitglieder sind Torsten Lembke und Daniela Lobüscher. Leiterin des Tierheims auf Teneriffa ist Anna Branner.

Zahlen und Fakten

Hier einige Zahlen, die eindrucksvoll die Arbeit des Vereins „Arche Noah Teneriffa“ widerspiegeln und das große Herz für Tiere der Vereinsmitglieder und aller Mitstreiter demonstrieren.

So wurden in 30 Jahren 4203 Hunde aufgenommen. Derzeit leben im Tierheim und Gnadenhof 60 Hunde.

Am längsten auf der Finca, nämlich 17 Jahre, waren die Hunde Thea und Selma.

Täglich werden 24 Kilo Hundefutter benötigt.

1196 Katzen holten die Tierschützer in 30 Jahren auf ihre Station in Teneriffa. Aktuell sind es 89; Mars verbrachte dort 21 Jahre.

Sechs Kilo Katzenfutter ist die durchschnittliche Tagesration.

Zusammengerechnet ergibt dies in 30 Jahren 262,8 Tonnen Hunde- und 65,7 Tonnen Katzenfutter.

Die Tierarzt- und Medizinkosten summierten sich auf 1,825 Millionen Euro. gs

Sogar die Bild-Zeitung und etliche Fernsehsender berichteten in den 90er Jahren über das Tierelend auf den Kanaren und die Tierschützer aus Deutschland. „Unsere Mission seit nunmehr 30 Jahren: Wir kümmern uns um notleidende Tiere auf Teneriffa“ heißt es auf der Homepage der „Arche Noah“.

Im Süden der Insel betreibt der Verein, der Mitglied im Deutschen Tierschutzbund ist, sowohl ein Tierheim als auch einen Gnadenhof. Vierbeiner, die nicht vermittelt werden können, bleiben bis an ihr natürliches Lebensende dort auf dem Hof. Hunde, die zu ihren neuen Frauchen oder Herrchen nach Deutschland ausgeflogen werden, sind allesamt kastriert und gechippt und mit einem gültigen EU-Impfausweis ausgestattet.

Viele Rettungsaktionen

Die Chronik der „Arche“ ist voll mit Berichten von aufsehen-erregenden Rettungsaktionen ausgesetzter und misshandelter Tiere und Verschlags-Hunde – zum Beispiel aus der Tötungsstation in Santa Cruz, aus dem Naturschutzgebiet Las Canadas und Kastrationsaktionen. Außerdem mit Berichten von Bautätigkeiten, von Instandsetzungen, Unterstützungsaktionen und Kooperationen.

Ohne die Mitarbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und ohne Sponsoren hätte der Verein vermutlich nicht 30 Jahre überleben können. 2018 aber stand der „Arche Noah Teneriffa“ das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Den monatlichen Kosten für Wasser, Futter, Streu, Tierarzt, Personal, Energie- und Instandhaltungskosten und vieles andere mehr standen rückläufige Spenden- und Erbschaftseinnahmen sowie fehlende staatliche Zuschüsse gegenüber.

Der Gnadenhof, auf dem bis zu 90 Hunde und Katzen versorgt werden müssen, war nur einer der großen Kostenfresser. „Wir erhalten weder in Deutschland noch in Spanien offizielle Gelder und finanzieren uns zu hundert Prozent aus Spenden“, so Lobüscher. Dank einer enormen Flut an Spenden durch Mitglieder, Paten und Unterstützer konnte nach Offenlegung der prekären Situation, das Schlimmste abgewendet werden.

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Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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